Ludwig Mies van der Rohe
Haus Lange und Haus Esters
Der Barcelona Pavillon
Die Neue Nationalgalerie
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Architekturmodelle
Ludwig Mies van der Rohe |
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Am 31. Oktober besuchte ich in Krefeld Haus Esters und Haus Lange. Dort wird noch bis Anfang Januar eine Ausstellung über MIES VAN DER ROHE, den Architekten der Häuser gezeigt.
Das Haus Esters und das sich in direkter Nachbarschaft befindliche Haus Lange sind Wohnhäuser, die MIES VAN DER ROHE 1928 für die Familien der beiden geschäftsführenden Direktoren der Verseidag, der Vereinigten Seidenwebereien in Krefeld, JOSEF ESTERS und HERMANN LANGE, errichtete.
Über die Umstände, unter denen der Kontakt zu JOSEF ESTERS und HERMANN LANGE entstand, gibt es unterschiedliche Aussagen. Die eine verweist auf die Vermittlerrolle von LILLY REICH, einer Lebens- und Arbeitsgefährtin von MIES, während in der anderen angenommen wird, der Kontakt wäre schon früher zustandegekommen, sei es durch LANGES Kontakte als Kunstsammler zur Berliner Avantgarde oder über das Krefelder Museum, das mit PETER BEHRENS oder dem Kunstverein in Duisburg in Verbindung stand, in dem MIES 1925 ausgestellt hatte.
Die beiden Wohnhäuser an der Wilhelmshofallee in Krefeld sind schlicht und geräumig. Ihre Konstruktion besteht aus sorgfältig proportionierten Wänden in unverputztem Backstein, die den Häusern die solide und massive Wirkung einer Kubenkomposition verleihen. Die Öffnungen der großen Fenster und Türen sind ohne Läuferschicht oder ähnliches in die Wände eingeschnitten.
Alle Innen- und Außenmaße sowie Fenster- und Türöffnungen sind von einem Modul bestimmt, das auf den Maßen des einzelnen Backsteins basiert. Als Mauerverband wählte MIES VAN DER ROHE den englischen Verband mit jeweils wechselnden Lagen von Bindern und Läufern. Seine Wahl geht wohl auf seine Erfahrungen als Maurer, auf die Wirkung von Berlages Amsterdamer Börse und auf die Entscheidung seiner Bauherren für Backsteinhäuser zurück.
Der Aufbau der Backsteinhäuser Haus Esters und Haus Lange, ihre maßvolle Weitläufigkeit und ihre strenge Sachlichkeit lassen sie zu einem beeindruckenden Stück Architektur in einer Umgebung von Wohlhaben ausstrahlenden Villengebäuden werden.
http://willms.delmenhorst.de/museen/stadtmuseum/auss/mies1.gif |
LUDWIG MIES VAN DER ROHE wurde am 27. März 1886 in Aachen geboren. Den Namen hat er sp#ter aus den Nachnamen von Vater und Mutter kombiniert. Er blieb in Aachen bis 1905. [Ich selbst wohne da immer noch.] Dann wurde er in Berlin Mitarbeiter PETER BEHRENS' (vgl Surftipp 19/2000). 1925/26 entwarf er das Denkmal für KARL LIEBKNECHT und ROSA LUXEMBURG (vgl. meine Fotos von der Gedenkstätte der Sozialisten). 1928/29 entwarf er den Deutschen Pavillon der Internationalen Ausstellung in Barcelona. In den Krefelder Museen stand ein Barcelona-Sessel, den ich aber unbequem fand. LUDWIG MIES VAN DER ROHE war stellvertretender Vorsitzender des Werkbundes und Leiter der Bauhaus-Schule in Dessau. Mit Unterbrechungen für Aufträge im In- und Ausland blieb er bis 1938 in Berlin und emigrierte dann in die USA. 1944 wurde er US-Bürger. Ein äußerst bedeutendes Gebäude ist das in den fünfziger Jahren entworfene Seagram Building in New York. In Berlin schuf er in den 60er Jahren die Neue Nationalgalerie. Am 17. August 1969 starb LUDWIG MIES VAN DER ROHE in Chicago Einen ausführlicheren Lebenslauf hat
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Dipl.-Ing. TIMM KNIEF stellt Haus Lange bei Archinform vor.
Der Barcelona-Pavillon |
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Bei der Weltausstellung in Barcelona 1929 präsentierte sich das Deutsche Reich mit einem größzügig verglasten Pavillon, der danach abgerissen wurde. Inzwischen ist an gleicher Stelle ein Nachbau errichtet, an dem sich diese Beschreibung überprüfen läßt:
MIES hatte das Grundstück so ausgewählt, daß der Besucher von einer terrassenartigen Straße an den Ausstellungsgebäuden entlang quer durch den Pavillon hindurch zu den anderen Ausstellungsobjekten gelangen konnte. Von Pavillon aus hatte man eine gute Sicht auf das Ausstellungsgebäude und die Stadt Barcelona. Das Gebäude stand auf einem klassischen Sockel auf dem die asymmetrisch angeordneten Scheiben verschiedenster edler Materialien unter der schwebend wirkenden Deckenplatte hindurchzugleiten schienen. Die Vorderseite des Sockels war nach Westen zurückgesetzt. In der entstandenen Einbuchtung führte eine Treppe den Besucher auf den Sockel in Richtung eines großen Wasserbeckens, welches am Ende des Sockels durch eine Travertin-Wand, die sich um die Ecke zog begrenzt wurde und doch die Wirkung hatte als würde es unter der Wand hindurchgleiten, um so eine Verbindung zwischen Innen und Außen zu schaffen. Durch das Wasserbecken zur Richtungsänderung gezwungen, wurde der Blick des Besuchers durch eine transparente Glaswand auf ein Art "Innenraum" gelenkt, der sich unter der auf acht mit Chromblech verkleideten Stützen nahezu schwebenden Deckenplatte abbildete. Dieser "Innenraum", den der Besucher nach einer 180 Grad Wendung durch einen schmalen Durchgang zwischen der Glaswand und einer Wand aus vert antique betreten konnte, wurde durch eine ca. drei Meter hohe und sechs Meter breite Wand aus Onyx dore´ beherrscht. Links von dieser Wand befand sich eine von hinten beleuchtete Milchglaswand. Vor der Onyx-wand stand ein Tisch, auf dem das goldenen Buch lag, in das sich der spanische König bei der Eröffnung eintrug. Zu seiner Rechten befanden sich zwei der bekannten Barcelona-Sessel aus weißem Ziegenleder...
Der Barcelona-Pavillon zeigt seine klare Tragstruktur. Die weit ausladende Stahlbetondachplatte ruht auf stählernen Stützen.
Stützen, die aus jeweils vier genormten Winkelprofilen in kreuzform zusammengesetzt und mit Chromblech verkleidet wurden. Eine Verkleidung, die durch Ihre starke Reflexion die Säulen im Raumeindruck zurücktreten ließ. Ihre Kreuzform, die einen statisch eher ungünstigen Querschnitt ergeben, betont im Raum das ordnende Raster, das sich auch in den Bodenplatten fortsetzt. Die eingeschobenen Wandscheiben aus Steinplatten und stahlgerahmten Glasscheiben schaffen teilweise innenräumliche Qualitäten ermöglichen jedoch hauptsachlich einen fließenden Übergang zwischen Innen und Außen, ein Thema mit dem sich Mies schon in früheren Gebäuden beschäftigt hatte. Fußboden, Dach und Wandfläche umschließen den Raum nicht, sondern geben nur Grenzhinweise. Das Ergebnis ist eine klare Struktur, die jedoch verschiedene räumliche Zusammenhänge ermöglicht. Um diese Mehrdeutigkeit in den räumlichen Zusammenhängen auf die Spitze zu treiben, ließ Mies bei offiziellen Fotografien des Pavillons die Doppeltüren, die ja am ehesten eine direkte Trennung von Innen- und Außenraum bedeuteten ganz aushängen. Nur noch die Führungsschiene im Boden verriet die Existenz dieser Grenze. Die Präzision und Neuartigkeit des Barcelona Pavillons machten ihn zu einem Vorzeigeobjekt deutscher Handwerkskunst und deutscher Industrie.
Aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums der Rekonstruktion des von LUDWIG MIES VAN DER ROHE (1886, Aachen - 1969, Chicago) zur internationalen Ausstellung Barcelona 1929 entworfenen Deutschen Pavillons konzipierte das Vitra Design Museum in Weil am Rhein - zusammen mit dem Weißenhof-Institut Stuttgart - eine Wanderausstellung, mit über 30 Möbelentwürfen von MIES.
In Barcelona existiert heute eine Stiftung (Fundació MIES VAN DER ROHE) für den Pavillon
Den schon erwähnten Sessel könnt ihr inzwischen für mindestens 999 $ erwerben, wenn Ihr unbedingt unbequem sitzen wollt. Da gibt es auch noch einen Tisch für 799 $ und einen Fußschemel für 899 $. Ein anderer Anbieter verlangt für den Sessel 2160 DM, den Fußschemel 1160 DM und die Liege 3880 DM.
Die Neue Nationalgalerie |
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Bei meinen Berlin-Besuchen war ich noch nicht oft in der Nationalgalerie, weil mich Malerei nicht sonderlich interessiert. Am 26.2.1995 (Karneval) besuchte ich die Ausstellung "George-Grosz. Berlin. New York". Das Gebäude selbst war mir schon vorher von Fotos bekannt, aber die Prinzipien, die durch verwirklicht wurden, wurden mir erst dabei einigermaßen klar. Es ist ja nicht selbstverständlich, daß eine Galerie ausschließlich Glaswände hat (weshalb das Dach vormontiert und dann als Ganzes hochgehoben wurde). Aber dieser von der Straße aus sichtbare Teil dient nur Wechselausstellungen (und innen gibt es durchaus Wände). Die Dauerausstellung ist im Untergeschoß.
In unmittelbarer Nähe zu HANS SCHAROUNs Philharmonie, die er für den Ausdruck individuellen Geschmacks durch "Formerfindung" hält, erbaut MIES VAN DER ROHE die Nationalgalerie "retour à l ordre". Er will die Baukunst als Mittel einsetzen, um mit seinen Worten "Ordnung zu schaffen in dem verzweifelten Durcheinander unserer Zeit". Unordnung und städtebauliches Chaos halten sich aber gerade in der Umgebung der Neuen Nationalgalerie unter der Bezeichnung Kulturforum am längsten. GABRIELA VON WACHTER
Die Neue Nationalgalerie hat natürlich eine eigene Homepage, dort aber nicht viel zur Architektur.
Auf diesem Bild von Great Buildings online ist vorne das Stahlstabile "Têtes et Queue" von ALEXANDER CALDER (1965) zu sehen.
Ergänzung am 8.1.2002: In Berlin finden gleichzeitig mehrere Ausstellungen über MIES VAN DER ROHE statt, ich habe aber bei meinem kürzlichen Besuch in der Stadt keine besichtigt, weil mir die Erfahrung mit dem Barcelona-Sessel reichte.
Dazu hat der Tagesspiegel eine am 2.11.2001 erschienene Beilage zusammengestellt:
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Ulrich Müther |
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Ein anderer Architekt, der in Berlin (allerdings Ostberlin) Spuren hinterlassen hat, ist ULRICH MÜTHER. Die Ansichtskarte aus den achtziger Jahren zeigt gleich zwei seiner Bauten: die Umbauung des Fernsehturmfußes und unten rechts das "Ahornblatt", damals Kantine des DDR-Bauministeriums (erkennbar an den Dachspitzen). Die gesamte Ansichtskartenserie gibt es auf meiner DDR-Homepage. Das Ahornblatt ist kürzlich abgerissen worden. Eine Initiative von Kulturschaffenden hat sich dagegen aufgelehnt, aber ohne Erfolg. Nun bin ich nicht der Meinung, daß jedem Wunsch solcher vom "abgezweigten Mehrwert" (marxistische Terminologie) lebender Leute nachgegeben werden muß, aber in diesem Fall gab es gute Argumente. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und war bedeutend, markant und stadtbildprägend. Die Initiative schreibt: Das Ahornblatt wurde Ende der 60er Jahre vom international geschätzten Architekten und Bauingenieur ULRICH MÜTHER entworfen und gebaut. Die außergewöhnliche hyperboloid - paraboloide Schalenbauweise aus Spritzbeton stellt eine architektonische Besonderheit in Europa dar. Das darin beherbergte Restaurant gab zeitweise bis zu 5.000 Essen pro Tag aus. Nach 1990 wurde das Gebäude als Discothek genutzt. Seit deren Schließung 1994 steht das Ahornblatt leer. Bisheriger Eigentümer ist die Oberfinanzdirektion Berlin, die das Grundstück für 29 Mio. DM an die schwäbische Bauentwicklungsgesellschaft OMG verkaufen will. Die OMG plant, auf dem Gebiet einen Gebäudekomplex mit Wohn- und Geschäftsräumen und einem Hotel zu erbauen. Der Verkauf des Grundstückes wurde nie öffentlich ausgeschrieben! Das Ahornblatt steht unter Denkmalschutz. Trotzdem hat das Bauamt Mitte aufgrund des angemeldeten höheren öffentlichen Interesses (dem Bau eines Gebäudekomplexes durch OMG) eine Abrißgenehmigung erteilt. Die Denkmalschutzbehörde mußte in Ermangelung eines Nutzungskonzeptes dem Abriß zustimmen. |
Die Gegner des Abrisses vereinte viele Vertreter unterschiedlicher Richtungen, die sonst eher nicht zusammen einen Aufruf unterschreiben würden. Da staunte auch KLAUS HUHN, der Autor eines Artikel in der DKP-Zeitung "Unsere Zeit":
"...Das Ahornblatt war fast 30 Jahre lang das städtebauliche Herz der Fischerinsel, der Keimzelle der historischen Doppelstadt Berlin-Cölln. Die hyperbolische Parabolid-Betonschalenkonstruktion des Architekten ULRICH MÜTHER erlangte wegen ihrer eleganten Leichtigkeit weltweite Beachtung. Das Ahornblatt war für Generationen von Berlinern identitätsstiftend. Sein Abriss ist ein barbarischer Akt von Siegerjustiz unter dem Vorwand der Wiederherstellung eines ´historischen Stadtgrundrisses´
Wir fordern den Wiederaufbau des Ahornblattes jetzt!"
Dem Namen des "Schloss-Wiedererbauers" BODDIEN folgten die von Prof. HELMUT ENGEL, KLAUS HARTUNG, Dr. DIETER HOFFMANN-AXTHELM, FRANK KEIDEL, Prof. VOLKWIN MARG, Dr. MICHAEL MÖNNINGER, Prof. GERNOT NALBACH, Prof. GOERD PESCHKEN, Dr. WOLF-JOBST SIEDLER, Dr. ANTJE VOLLMER.
Lassen wir mal einige Vokabeln außer Acht und legen nicht jedes Wort zur Geschichte auf die Goldwaage, so bleibt der Tatbestand unbestritten, dass BODDIEN mir neuerdings einige Schritte näher steht. Noch immer trennen uns viele Schritte, aber es sind weniger geworden. Immerhin: Die sozialistische DDR wird nicht mit den Nazis, sondern mit der kapitalistischen BRD auf eine Stufe gestellt. Das stimmt zwar auch nicht, wie wir wissen, aber der Wandel ist unübersehbar. Und dann taucht da eine Vokabel auf, die bislang nur von uns Linkslinken verwendet wurde: Siegerjustiz. Und die wird auf die Architektur angewandt!
Hauptstadtreport. Gedanken vor dem "Wachaufzug", Unsere Zeit 15.9.2000
"Identitätsstiftend" war das Gebäude auch für mich. Bei Besuchen in Ostberlin mußte ich hier lang, um wieder in die Freiheit zurückzugelangen (über die Grenzübergangsstelle Heinrich-Heine-Straße). Das war immer leicht zu finden.
Http://www.super-illu.de/imperia/md/images/sixxvi/8.jpg ULRICH MÜTHER mit einem Modell seines Ahornblattes Die Berliner Zeitung berichtete am 29.6.2000: Auch Ahornblatt-Architekt ULRICH MÜTHER meldet sich zu Wort. Während eines von ihm organisierten internationalen Kolloquiums an der Ostsee haben 100 Tragwerksplaner eine Resolution zum Erhalt des einzigartigen Schalenbauwerks verabschiedet. Die Berliner Architektenkammer teilte dem Senat gestern erneut mit, der Fall des Ahornblattes bedeute auch, dass der "Ruf Berlins als Kulturhauptstadt" auf dem Spiel stehe. Laut Mittes Baustadtrat THOMAS FLIERL (PDS) kommt der öffentliche Widerstand zu spät. |
Wenig beachtet wurde, daß das Ahornblatt nicht abgerissen worden wäre, wenn der ursprünglich geplante Neubau verwirklicht worden wäre. Die Berliner Zeitung hat u.a. mit dem Architekten der Objekt-Marketing-Gesellschaft gesprochen und berichtete am 20.7.2000 (Hervorhebungen von mir): Den Vorwurf, dass der Denkmalschutz versagt hat, wies FRANK KEIDEL von sich. "Senat und Abgeordnetenhaus wollten mit dem Planwerk Innenstadt kein weiteres Hochhaus auf der Fischerinsel, wie es der erste Architekten-Entwurf vorsah." Deshalb wird kleiner aber dafür breiter gebaut. Der Denkmalschutz musste sich dem öffentlichen Interesse beugen. Schon seit mehreren Jahren arbeitet Architekt GERNOT NALBACH für die OMG an dem Projekt. Mit dem Hochhaus habe man Rücksicht auf das Ahornblatt genommen. "Aber die Liebhaber dieser Idee waren nicht sehr zahlreich. Indem ich anschließend weitergeplant und nicht hingeschmissen habe, bin ich an dem Abriss schuldig geworden", sagte NALBACH. Um das Ahornblatt zu erhalten, hätte die Fläche nie ausgeschrieben werden dürfen. |
Archiquest zeigt kommentarlos Bilder der Zerstörung. Ein Beispiel:
http://www.structural.de/archiquest/ahorn7.gif
MARLIES WITTE schrieb ergänzend:
In Berlin wurden bereits fünf Schalenbauwerke abgerissen. Der Architekt des Ahornblattes, ULRICH MÜTHER, ist besorgt, daß noch weitere Schalenbauwerke, die über das Gebiet der DDR verteilt sind, verschwinden. Wenn eines dieser Gebäude fällt, könne man seiner Ansicht nach davon ausgehen, daß kein neues Gebäude in dieser Bauweise mehr entstehe, weil derartige Konstruktionen einfach zu teuer seien. Momentan sind Gebäude aus der Zeit der Moderne, sprich der 50er bis 70er Jahre, generell gefährdet. Bausenator PETER STRIEDER spricht gar von einer »übermäßigen Anzahl von unpopulären Denkmälern«. Und der Landesdenkmalrat überlegt inzwischen, das Denkmalschutzgesetz wegen dieser vielen geschützten Gebäude in Berlin weniger großzügig zu gestalten. Das Ahornblatt wird also nicht das einzige unter Denkmalschutz gestellte Gebäude sein, das der Abrißbirne zum Opfer fallen wird.
Super-Illu schreibt:
Es ist nicht zu übersehen. Wie kein anderer hat der Binzer Bauingenieur das architektonische Gesicht der DDR geprägt. Nachkriegs-Moderne nennen Experten den futuristischen Baustil. Der Warnemünder "Teepott", der Potsdamer Uferpavillon "Seerose", die Bobbahnen in Oberhof und Altenberg, die Stadthalle Neubrandenburg, der Musikpavillon in Sassnitz auf Rügen - landauf, landab MÜTHERsche Baukunst in Spritzbetontechnik. Für Kritiker schlicht "DDR-Mief".
In Ostberlin schuf der "Architekt aus Neigung" beispielsweise das Planetarium im Stadtteil Prenzlauer Berg und das "Ahornblatt" in der Stadtmitte, ein 1973 eingeweihter, wegen seines fünfzackigen Betondachs so genannter Mehrzweckbau. Bis 1990 Kantine des DDR-Bauministeriums...
ULRICH MÜTHER, ein Mann der leisen Töne... Und wer ihn so dasitzen sieht, ahnt nicht, dass MÜTHER in der ganzen Welt geschätzt wird. "Made by MÜTHER" - bei Architektur-Fans längst Kult. 1997 war er der einzige Ostdeutsche in einer Ausstellung über Ingenieurkunst des 20. Jahrhunderts im Pariser Centre Pompidou. Das britische Design-Magazin "Wallpaper" erkor ihn zur "Persönlichkeit 99".
Auf der ganzen Welt stehen von MÜTHER entworfene Gebäude. Vor allem Planetarien. Schon zur DDR-Zeit reiste der Baumeister, der nie in der SED war, rund um die Erde. Als gefragter Spezialist für Beton-Schalen. "Wir haben für Jenoptik in Kuwait, Libyen, Finnland und Westdeutschland gebaut. Für das von mir mit entworfene Planetarium in Wolfsburg bekam die DDR als Gegenleistung 10000 VW-Golf."
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Architekturmodelle |
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Ich habe aus dem Katalog einer Ausstellung zum 20. Jahrestag der DDR Architekturmodelle eingescannt, bei denen einige vermutlich Gebäude von ULRICH MÜTHER zeigen. Die gesamte Serie zeige ich auf DDR-Homepage.
Berlin Alexanderplatz |
Cottbus
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Rostock |
Neubrandenburg Ost |
Cottbus, Mokka-Milch-Bar "Kosmos" |
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Rostock Warnemünde, Restaurant "Teepott" |
Teepott, Fassadenausschnitt und Leuchtschriftkasten (von ACHIM KÜHN) |