Krönungen in Aachen
CLEMENS AUGUST von Bayern
Synagogen in Deutschland
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Anfang dieses Jahres wurde des 1200 jährigen Bestehens des Aachener Doms (bzw. bedeutender Teile) gedacht, wenngleich einige auch meinen, von diesem Zeitraum sei ein Viertel erfunden. Vergangenen Sonntag wurde nun eine Ausstellung im Rathaus meines Wohnortes eröffnet, die mit viel Aufwand die Krönungen darstellt, die ab KARL dem Großen hier stattfanden.
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Links ist das Rathaus zu sehen, rechts der Dom, dazwischen der Katschhof, mit einem städtischen Verwaltungsgebäude (unten links) und der Domsingschule (unten rechts), oben die Fußgängerzone.
Die virtuelle Ausstellung ist sehr umfangreich. Ich habe Stunden gebraucht, um sie einigermaßen komplett anzusehen. Bei "Krönungen im Film" habe ich nach einem Absturz des Browsers aufgehört. Der Aufbau ist etwas unübersichtlich, weil es auf der Startseite links ein Menü, aber auch drei Links auf dem Logo rechts gibt. Gut hat mir gefallen, daß zu den 60 Beiträgen des Katalogs i.d.R Zusammenfassungen angeboten werden hat. Er hat diesen Aufbau:
Eine Zusammenfassung möchte ich zitieren, auch weil ich bei Professor KERNER während meines Studiums Vorlesungen besuchte.
KARL der Große - Schlüsselfigur der europäischen Geschichte
Prof. Dr. MAX KERNER / Aachen
Die politische und kulturelle Grundlegung Europas um 800 hat KARL den Großen zu einer Schlüsselfigur unserer Geschichte gemacht. Diese historische Bedeutung wurde erreicht durch eine ausgreifende und nicht immer planvolle sowie umstrittene Expansionspolitik des Frankenherrschers: gegen die Langobarden, Sachsen und Bayern, gegen die Bayern, gegen die Basken und Sarazenen, gegen die Dänen und Awaren. Dadurch wurde ein karolingisches Großreich geschaffen: von der Nordsee bis nach Mittelitalien, von den Pyrenäen bis an die Elbe, mit einem Kernbereich zwischen Rhein und Seine (Francia) sowie mit Sondergebieten (Aquitanien und Mittelitalien) und Randzonen (Bretagne und Benevent). Dieses politische Gebilde war gentil gedacht, faktisch regionalisiert, insbesondere in den germanischen Landesteilen, und ist mit Hilfe des weltlichen und kirchlichen Rechtes vereinheitlicht und durch die Königsboten (missi dominici) zentralisiert worden. Im kulturellen wie im kirchlichen Bereich (z.B. die nach Rom ausgerichtete Liturgie und Kirchenordnung) wurden wurde das geistige Leben gefördert. Die 1200jährige Wiederkehr der Kaiserkrönung Karls des Großen - des Höhepunktes von KARLs Herrschaft und der karolingischen Geschichte insgesamt - läßt es geboten erscheinen, die Welt um 800, die stadtrömischen Unruhen um Papst LEO III. sowie die Ereignisse, die zu KARLs Kaisertum führten, näher darzustellen.
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Die in Aachen Gekrönten stammen nicht allein aus Deutschland, das in der heutigen Form noch gar nicht existiert. Sie kommen aus Böhmen, aus Ungarn, England, Burgund, Holland, aus Österreich oder Spanien. So steht Aachen zur Zeit des Mittelalters oft im Zentrum der Aufmerksamkeit Europas. Das Ende der Königskrönungen in Aachen ist keinesfalls mit dem Ende des historischen Mythos gleichzusetzen.
Und zur Regotisierung des Aachener Rathauses schreibt Dr. CAROLA WEINSTOCK / Aachen:
Die heutige Gestalt des Aachener Rathauses wirkt mittelalterlich, ist aber ein Werk des 19. und 20. Jahrhunderts... Die romantische Idealisierung des Mittelalters im 19. Jahrhundert brachte die Idee einer Erinnerung an vergangene Herrlichkeit und den Plan, den zweischiffigen Festsaal wieder in voller Größe herzustellen und ihn mit Fresken aus dem Leben KARLs des Großen auszumalen. 1840 wurde mit dieser Arbeit begonnen, die eine Umgestaltung des gesamten Gebäudes im gotischen Stil nach sich zog und erst 1901 beendet wurde. Nach Verlust der Rathaustürme im Zweiten Weltkrieg wurden 1979 neue Turmhelme errichtet, die sich am Aussehen derer aus dem 14. Jahrhundert orientierten. Ein besonderes Problem bei der Wiederherstellung der Fassade war die Erneuerung des plastischen Bildschmucks, der bei der Barockisierung vernichtet worden und aus vorhandenen Abbildungen nicht zu rekonstruieren war. Vierzig Jahre hat man erbittert darum gerungen, das richtige Programm für Statuen, Reliefs und Wappen zu finden. Als Ergebnis sehen wir an den Pfeilern sowie in Nischen des Saalgeschosses die Skulpturen von 54 deutschen Königen und Kaisern des ersten deutschen Reiches bis zu dessen Ende 1806 mit Franz II. Über dem Portal thront der segnende Christus zwischen KARL dem Großen und Papst LEO III. - eine Erinnerung an den großen Kaiser und eine christliche Interpretation von Herrschaft. Über den Fenstern im ersten Obergeschoß befinden sich 28 Reliefs mit Figuren der 14 Zünfte, die an der Stadtregierung im 14. Jahrhundert beteiligt waren, der Sieben Freien Künste sowie von Wissenschaften der Neuzeit; über den niedrigen Fenstern darunter sind 20 Wappen, die die vielfältigen Beziehungen der Reichsstadt Aachen im 14. Jahrhundert dokumentieren. Das regotisierte Rathaus ist damit ein historistisches Denkmal, mit dem sich eine Epoche um ihr Selbstverständnis bemühte angesichts einer großen Vergangenheit.
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Der Aachener Dom hat eine eigene TLD, vor allem für seine Schatzkammer. Ich rate zum Besuch und zum Kauf der CD-ROM.
Übrigens kann man den Dom auch als Weltwunder auswählen bei 7wonders. Unter Mitwirkung der UNESCO wurden besonders wertvolle Denkmäler ausgesucht und der Aachener Dom ist dabei.
Die britischen Kronjuwelen sind schon seit 1997 im WWW.
CLEMENS AUGUST von Bayern (1700-1761) |
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In diesem Jahr steht das Rheinland ganz im Zeichen eines kulturellen Großprojektes, das wahrscheinlich noch aufwendiger ist, als die vielen Ausstellungen zum 150 Jubiläum der Köln-Mindener Eisenbahn. Anläßlich des 300. Geburtstages des Kurfürsten und Erzbischofs CLEMENS AUGUST wird die Epoche des Barock und Rokoko an zahlreichen Originalschauplätzen vom 13. Mai bis 1. Oktober 2000 wieder lebendig: mit vier Ausstellungen und Veranstaltungen an Schauplätzen wie Brühl, Köln, Bonn, Jülich und Miel. (und im Internet). Warum der gemeinsame Titel "Der Riss im Himmel" ist, wurde mir nicht klar. Mit Bindestrichen ist das eine der URLs (http://www.der-riss-im-himmel.de/), http://www.clemensaugust.de/ der andere.
Eine Übersicht über die verschiedenen Ausstellungen bietet die Virtual Library Geschichte. Warum die nicht virtuelle Bibliothek Geschichte oder Virtual Library History heißt, weiß ich nicht, aber bei Esso gibt es den Backshop (zurück-Laden?), da wundert mich nichts mehr. Schaut euch diese Seite an, wenn Ihr Links zu Vorträgen, Literatur, Seminaren und weiterführenden Angeboten haben wollt. Ich habe hier nur die Ausstellungen komplett übernommen und mir keine Mühe gemacht, noch mehr zu finden.
Details über die verschiedenen Ämter CLEMENS AUGUSTs und Gebiete seiner Herrschaft findet ihr im biographisch-bibliographischen Kirchenlexikon
Band IV (1992), Spalten 25-31
Autorin: INGRID MÜNCH
KLEMENS AUGUST von Bayern, Kurfürst und Erzbischof von Köln (1723-1761), Fürstbischof von Münster (1719-1761), Paderborn (1719-1761), Hildesheim (1724-1761) und Osnabrück (1728-1761), Hochmeister des Deutschen Ordens (1732-1761), * 17.8. 1700 in Brüssel als vierter Sohn des Kurfürsten MAX EMANUEL von Bayern und seiner zweiten Gemahlin THERESE KUNIGUNDE, Tochter des Königs JOHANN III. SOBIESKI von Polen, + 6.2. 1761 in Ehrenbreitstein, beigesetzt im Kölner Dom.
... 1727 erfolgte seine Weihe zum Bischof, die Papst BENEDIKT XIII. im Kloster S. Maria della Quercia b. Viterbo persönlich vornahm. Das Bischofsreich K. erfuhr 1728 eine abermalige letzte Vergrößerung, als nach dem Tod des evangelischen Vorgängers und gemäß den Bestimmungen des Westfälischen Friedens für eine alternierende konfessionelle Nachfolge der Kölner Kurfürst und Erzbischof zum Bischof von Osnabrück gewählt wurde. Damit war im Nordwesten des Reiches ein (wittelsbachischer) Territorienkomplex geschaffen, der in dieser Form weder vorher noch nachher je erreicht worden ist und nach dem Tode K.s schnell auseinanderfiel. Die an kirchlichen Würden so reiche Karriere K.s erlebte 1732 mit der Wahl zum Hochmeister des Deutschen Ordens ihren krönenden Abschluß. In politischer wie in manch anderer Hinsicht war die lange Regierungszeit des K. durch einen gravierenden Mangel an Kontinuität und klarer Zielsetzung gekennzeichnet. Selbst nur über ungenügende diesbezügliche Kenntnisse verfügend und dem politischen Geschehen wenig Neigung entgegenbringend, überließ er die Regierungsgeschäfte weitgehend seinen Beratern, von denen der bis 1733 als Erster Minister amtierende Obristkämmerer VON PLETTENBERG den außenpolitischen Beziehungen Kurkölns, vor allem zur habsburgischen Großmacht, Stabilität zu verleihen vermochte. Nach der Entlassung PLETTENBERGs folgte die Politik K.s einem von wechselnden Allianzen bestimmten Zickzackkurs, der sich nicht unwesentlich an finanziellem Opportunismus orientierte, realpolitischen Sachzwängen Rechnung trug sowie starke emotionale Elemente enthielt.
... Im Rahmen der Volksfrömmigkeit förderte er besonders die Wallfahrten, an denen er selbst persönlich teilnahm, wie z. B. 1727 und 1755 nach Loreto. Darüber hinaus blieb sein kirchliches Engagement aber auf die äußeren Amtspflichten eines Bischofs beschränkt. Eine ungleich regere, vor allem aber kreativere Wirksamkeit entfaltete der Kurfürst in allen Bereichen der bildenden Kunst, in denen es galt, den für seine Stellung im Reich entsprechenden glanzvollen äußeren Rahmen zu schaffen. Mit sicherem Gespür für außerordentliche künstlerische Qualität vermochte er die von ihm dazu herangezogene Künstler- und Handwerkerschar - unter ihnen so bedeutende Persönlichkeiten wie J. C. SCHLAUN und Fr. DE CUVILLIÉS - zu Schöpfungen von höchster Vollendung zu inspirieren, als deren kostbarste architektonischen Zeugnisse die Schlösser Augustusburg und Falkenlust in Brühl sowie das Jagdschloß Clemenswerth im Emsland entstanden. Das fürstliche Repräsentationsbedürfnis manifestierte sich außerdem in einer aufwendigen prachtvollen Hofhaltung, einer eifrigen Kunstsammeltätigkeit, in pompöser Inszenierung profaner und sakraler Feste...
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Aus diesem Anlaß sind sogar neun Bücher erschienen.
Ausstellungen
Diese Ausstellung besuchte ich am 27. Mai. Sie ist ausgesprochen umfangreich und da immer Führungen stattfinden, bekommt man selbst dann einiges erklärt, wenn man einzeln herumsteht. Der Eintrittspreis ist aber hoch (14 DM), was mir durch den Umfang und die zum Schutz von Schloss Augustusburg notwendigen Einrichtungen (verhängte Wände, zusätzlicher Holzfußboden) gerechtfertigt erscheint.
Danach habe ich auch noch Schloß Falkenlust besucht, aber die 8 DM Eintritt waren im Vergleich zu den 14 DM in Schloß Augustusburg zu viel.
Diese Ausstellung habe ich gestern (12.6.2000, Tag des Lehrers) besucht. Sie ist großzügig in Festungswall der Jülicher Zitadelle untergebracht. Für RollstuhlfahrerInnen ist sie damit nicht geeignet. Die Räume sind angenehm kühl, aber etwas feucht. Ob das den Exponaten gut tut? Ich hatte die Jülicher Seiten im Internet schon in Tipp 41/1999 gelobt. Das Lob kann ich auf die Dokumentation der aktuellen Ausstellung ausdehnen.
Die Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet (ZUM) bietet auch Informationen über diese Ausstellung und zeigt Bilder über 1. Festung Jülich 2. Die Kriegskunst und 3. Die kurpfälzische Armee. Dies gehört wiederum zu einer Darstellung der Geschichte der Kurpfalz.
Der "Rundgang" auf den Jülicher Seiten im WWW gefällt mir gut. Aber warum hier fast alle Abbildungen einen blauen Rahmen und als Hyperlink sich selbst haben, ist mir nicht klar geworden, denn wenn man sie anklickt, erscheint eine Seite, die man ohnehin sieht oder noch aufrufen wird. Ich erwartete eigentlich vergrößerte Abbildungen. Sonst ist es aber gut gemacht. Erläuterungen zu den Abbildungen erhält man nur, wenn der Mauszeiger drüber ist. Dies ist z.B. die Holzfigur eines Grenadiers um 1715 aus dem DHM:
Die MacherInnen erläutern auch, wie sie die Ausstellung konzipiert haben und warum so:
Die Ästhetik des Krieges?
Gedanken zur Ausstellung
... Das Militär war damals ein integraler Bestandteil der Gesellschaft, die Beschäftigung mit der Kriegs-"Kunst" eine standesübliche Beschäftigung des Adels. Wobei die Kriegskunst - wie auch die anderen Künste - als "wohl getan" galt, wenn ihre Ausführung technisch gelungen war.
Es war vor allem die Folge der Aufklärung, die Herrschaft der Vernunft, welche mathematische Prinzipien zur Grundlage des Denkens erhob. Descartes Forderung, daß wissenschaftliche Erkenntnis den Charakter mathematischer Sätze haben solle, wurde zum Leitbild einer ganzen Epoche. Die Begeisterung für mathematische Prinzipien erfaßte viele gesellschaftliche Bereiche: nach geometrischen Beziehungen wurde komponiert, Tänze und Pferdedressuren ersonnen, Schlösser und Festungen entworfen, Gärten angelegt und Feuerwerke gestaltet. Die Schönheit lag in der Klarheit der zugrundeliegenden Formensprache und der technisch gelungenen Umsetzung. Unsere heutige, von der Romantik geprägte Auffassung von Ästhetik als "interesseloses Wohlgefallen" war den rational "aufgeklärt" denkenden Menschen des 18. Jahrhunderts fremd.
Unter den zahlreichen Facetten, die der Krieg im 18. Jahrhundert aufwies, kristallisiert sich eine starke Tendenz zur Verwissenschaftlichung heraus. Die Militärwissenschaft des 18. Jahrhunderts versprach sich von mathematisch-mechanistischen Beschreibungen klare und eindeutige Entscheidungshilfen. Das Heerwesen als Maschine, diese zeitgenössische Metapher suggeriert Beherrschbarkeit und Kontrolle. Der Krieg als Wissenschaft, kalkulierbare militärische Operationen mit berechenbaren Ausgang, charakterisieren seitdem die Auffassung vom Krieg. Wenn heute Kriegseinsätze als chirurgische Eingriffe bezeichnet werden, dann steht diese Anleihe aus dem medizinischen Bereich in einer langen Tradition. Hier liegt die Aktualität des Themas und damit auch die der Ausstellung.
Die Ästhetik des Krieges erschloß sich allerdings nur dem adeligen Feldherren, nur er konnte durch sein Studium der Kriegskunst, durch Pläne und Modelle die Geometrie einer Belagerung oder einer Schlacht erfassen, dem einfachen Soldaten entzog sich eine derartige Wahrnehmung.
... Disziplin als repräsentative Ästhetik und die hierarchische, auf den Landesherren ausgerichtete Ordnung wies über die reinen militärischen Funktionen heraus. Die Disziplinarstruktur der Armee spiegelte auch die zivile Gesellschaft wider.
Wir haben es im 18. Jahrhundert mit einer Ästhetisierung des Krieges auf zwei Ebenen zu tun. Zum einen kann man darunter die auf geometrische Beziehungen basierende militärischen Operationen verstehen. Als schön galten nach vorgefertigtem Plan ablaufende Manöver, der sichtbare Gleichklang der Bewegungen, die Unterordnung des Individuums unter ein theoretisches Ideal. Zum anderen begegnen wir ästhetisierende und glorifizierende Darstellungen von Kriegen und Schlachten in Gemälden und Beschreibungen, welche die Illusion vom schönen Krieg erzeugten.
... Doch die Ästhetisierung des Krieges ist nicht allein eine wissenschaftliche Kategorie, so wie ein Naturgesetz als schön gilt, wenn es durch einen klaren und übersichtlichen mathematischen Formalismus beschrieben werden kann. Gewalt, Tötungspotenz und Vernichtung besitzen offenbar eine Faszinationskraft, die als schön empfunden wird. An kriegsverherrlichenden Computerspielen wird nicht selten die saubere" technische Machart, die hochauflösende Grafik und ruckfreie Animation gelobt. "Raketen- und Granateneinschläge, explodierende Gebäude sowie Rauchsäulen sorgen für sinnliche Stimulans. [...] Rauch-, Schmauch- und Rußspuren beleben das Kampfgeschehen. Wenn Sie nahe an die Einheiten heranzoomen, können Sie hübsche Animationen von sich bewegenden Kanonen oder Schwenktürmen sehen." Das Zitat aus der Weihnachtsausgabe einer Computerzeitschrift beschreibt ein Kriegssimulationsspiel quot;mit prachtvoller Grafik". Die Faszination liegt nicht mehr in strategisch-taktischen Operationen, sondern im Prozeß der Zerstörung selbst.
Die Erfahrung und der Schrecken des Krieges entziehen sich einer angemessenen Vermittlung. Die Ausstellung versucht, das ästhetische Empfinden zu durchbrechen, das die Welt des Adels prägte und bis heute das Bild frühneuzeitlicher Kriege - mit Ausnahme des Dreißigjährigen - mitbestimmen. Historische Darstellungen und erhaltene Festungsarchitektur üben auch heute noch eine Faszination auf den Betrachter auf, die es kritisch zu hinterfragen gilt.
Diese Mathematisierung des Krieges kann in einer Online-Ausstellung des Oxforter Museums für die Geschichte der Wissenschaften über The Geometry of War betrachtet werden, die allerdings Zeiträume vor CLEMENS AUGUST behandelt. Sie zeigt auf 80 Seiten Bücher über oder Geräte der Kriegskunst, z.B. Zirkel. Die Abbildungen können in drei Größen betrachtet werden. Ich habe eine ziemlich junge Abbildung gewählt (die meisten sind aus dem 17. Jahrhundert) und zeige hier die normale Größe. In manchen Fällen reicht das nicht, etwa wenn die Skalierung eines Lineals oder Zirkels erläutert wird. Dann lohnt sich die Wartezeit für die Vergrößerung.
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JOHANN CHRISTOPH STURM, Mathesis compendiaria (Coburg, 1714)
Außerdem konnte ich im Brückenkopf-Park noch eine Ausstellung von GOYA-Zeichnungen über die Schrecken des Napoleonischen Überfalls auf Spanien besichtigen. Das war knapp, denn diese Ausstellung endete am gleichen Tag.
Das ist zwar keine Zeichnung, aber solche Szenen gab es auch in der Ausstellung zu sehen. Einen kleinen Eindruck davon bekommt ihr in der Ausstellung "In the light of Goya" der Universität Berkley und bei der Encyclopaedia Britannica. Biographie Goyas bei der EB. Was war am 3.Mai 1808?
Am 6.6.1982 hat mich übrigens ein Hund namens Goya gebissen. Ich mußte deshalb ambulant ins Krankenhaus. Hätte ich ihm das Ohr abgerissen, hätte man ihn danach vielleicht "van Gogh" genannt. Aber er war der Stärkere.
(Diese Ausstellung ist ohne Hyperlink, aber nicht, weil ich das Museum nicht mag, sondern weil es auch in der VLH keinen hat. Bei meinem Besuch dort habe ich keine Sonderausstellung gesehen, sondern die schreckliche Dauerausstellung. Die Sonderausstellung mag durchaus gelungen sein.)
Münster machte schon einen positiven Eindruck mit seinem Angebot zur Europaratsausstellung über den 30jährigen Krieg, die inzwischen leider verschwunden ist, vgl Tipp 52/1999, und hat inzwischen "aufgerüstet":
Nach dem Besuch ein Brühl habe ich noch in Bonn im Haus der Geschichte die Ausstellung "Spuren der Macht" besichtigt, war aber nicht beeindruckt. Die Fotografin HERLINDE KOELBL hat jahrelang die gleichen Führungspersonen fotografiert und einige ihrer Äußerungen notiert. Das Ergebnis: PolitikerInnen verändern sich optisch mehr als Wirtschaftsführer und sind außerdem unzufriedener.
Synagogen in Deutschland |
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Danach ging ich noch in die Bundeskunsthalle zur Ausstellung "Synagogen in Deutschland. Eine virtuelle Rekonstruktion". Dort kostete der Eintritt 10,20 DM, was aber auch zum Besuch weiterer Ausstellungen berechtigt hätte. Ich fragte, ob die 20 Pfennige für den Kulturbund der DDR seien, weil ich solch krumme Preise noch aus Ostberlin in Erinnerung hatte (1,05 M). Sie waren für die UNESCO. In dem Zusammenhang: Der Aachener Dom und das Schloß Augustusburg stehen auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO, die ich bereits im Tipp 51/1999 erwähnte.
Diese Ausstellung ist sehenswert und wie frühere Ausstellungen in der Bundeskunsthalle, auch im Internet dokumentiert. Auch die TU Darmstadt hat dazu eigene Seiten. Originell fand ich die Synagoge in Plauen, die1930 im Stil der Neuen Sachlichkeit (Bauhaus) errichtet wurde.
Im Videoraum bin ich leider eingeschlafen.
Hintergrundmusik: Janequin_la_Guerre.mid
Ich weiß nicht, woher ich diese Musik habe, vermutlich aus der Newsgroup alt.binaries.sounds.midi, aber zu CLÉMENT JANEQUIN, einem zeitlich nicht ganz passenden Komponisten und Priester (wie VIVALDI), habe ich gefunden: