Der Pogrom von Jedwabne
Der Pogrom von Radzilow
Der Pogrom von Kielce
Heute stelle ich Pogrome vor, die sich in Polen ereigneten.Die in der Ausstellung über das Ringelblum-Archiv (vgl. den vorigen Surftipp) gezeigte katholische Zeitung "Prawda" erwähnt mehrere: "In vielen Ortschaften (Kolno, Stawiski, Jogdne [Jedwabne], Szumów, Deblin) nahm die örtliche Bevölkerung freiwillig an einem Massaker teil."
Diese Landkarte des heutigen Polens stammt aus der Bibliothek der Universität von Texas, ich habe die erwähnten Orte hervorgehoben.
Laut encyclopedia britannica ist ein Pogrom eine "mob attack"
(Russian: devastation, or riot), a mob attack, either approved or condoned by authorities, against the persons and property of a religious, racial, or national minority. The term is usually applied to attacks on jews in the Russian Empire in the late 19th and early 20th centuries.
The first extensive pogroms followed the assassination of Tsar ALEXANDER II in 1881. Although the assassin was not a Jew, and only one Jew was associated with him, false rumours aroused Russian mobs in more than 200 cities and towns to attack Jews and destroy their property. In the two decades following, pogroms gradually became less prevalent; but from 1903 to 1906 they were common throughout the country. Thereafter, to the end of the Russian monarchy, mob action against the Jews was intermittent and less widespread.
The pogrom in Kishinev (now Chisinau) in Russian-ruled Moldavia in April 1903, although more severe than most, was typical in many respects. For two days mobs, inspired by local leaders acting with official support, killed, looted, and destroyed without hindrance from police or soldiers. When troops were finally called out and the mob dispersed, 45 Jews had been killed, nearly 600 had been wounded, and 1,500 Jewish homes had been pillaged. Those responsible for inciting the outrages were not punished.
The Russian central government did not organize pogroms, as was widely believed; but the anti-Semitic policy that it carried out from 1881 to 1917 made them possible. Official persecution and harassment of Jews led the numerous anti-Semites to believe that their violence was legitimate, and their belief was strengthened by the active participation of a few high and many minor officials in fomenting attacks and by the reluctance of the government either to stop pogroms or to punish those responsible for them.
Pogroms have also occurred in other countries, notably in Poland and in Germany during the HITLER regime. See also anti-Semitism; Kristallnacht.
Jedwabne |
oben |
Die Vorfälle in Jedwabne am 10.7.1941 sind in den letzten Monaten heftig diskutiert worden, vor allem in Polen, wo das Fernsehen eine zweistündige Dokumentation ausstrahlte und Politik und Klerus sich zu Entschuldigungen durchrangen. Die Süddeutsche Zeitung vom 27.01.2001, SZ am Wochenende berichtete über einen aktuellen polnischen Historikerstreit über das Pogrom an den JüdInnen von Jedwabne. Angeblich ist alles, was von dieser jüdischen Gemeinschaft blieb, auf dem Reuters-Foto (aus The Economist vom 26.4.2001: Poland and the Holocaust It wasnt just Germans) zu sehen. Ich fand den SZ-Bericht im Archiv der GbR haGalil online. Obwohl Kürzen schwer fällt, zitiere ich nicht alles, damit ihr auch dort vorbeischaut. |
http://www.economist.com/images/20010428/1701eu4.jpg |
Auf der Gedenktafel steht: "Stätte der Ermordung der jüdischen Bevölkerung. Hier haben Gestapo und HITLERs Gendarmerie 1600 Menschen bei lebendigem Leib verbrannt." Die Gedenktafel befand sich unweit des Marktplatzes der ostpolnischen Kleinstadt Jedwabne rund 120 Kilometer nordöstlich von Warschau. Die Ortschronik wartet mit Einzelheiten auf: Am 10. Juli 1941 haben die deutschen Besatzer die ansässigen Juden in eine große Scheune getrieben und diese dann in Brand gesetzt.
...Vor wenigen Wochen wurde die Tafel entfernt, offenbar stimmt ihre Botschaft nicht mehr. Denn es waren wohl nicht Deutsche, die die Juden von Jedwabne ermordet haben, sondern Polen. Unter dem schlichten Titel "Nachbarn" erschien nun ein Buch zu dem "Pogrom von Jedwabne", verfasst von dem amerikanischen Professor JAN THOMAS GROSS. Zuvor hatte die konservative Tageszeitung Rzeczpospolita über den Massenmord berichtet. Die Publikationen haben in Polen die heftigste historische Debatte des vergangenen Jahrzehnts ausgelöst - und ihr Ende ist noch nicht abzusehen.
GROSS hat Berichte von Augenzeugen ausgewertet, die in den bewegten Wochen nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Sommer 1941 in Jedwabne lebten. Die rund 3000 Einwohner zählende Gemeinde - mehr als die Hälfte waren Juden - wurde im September 1939 von der Roten Armee besetzt. Sie befand sich in dem Teil Polens, der im Hitler-Stalin-Pakt der sowjetischen Einflusszone zugeschlagen worden war... 1949, acht Jahre nach den Ereignissen, gab es dazu sogar einen Strafprozess. Zwei Dutzend Männer aus Jedwabne und Umgebung standen vor Gericht, die meisten wurden zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt, einer sogar zum Tode. Zwar sind Zweifel angebracht, ob es sich um ein faires Verfahren handelte; in Warschau herrschten die polnischen Stalinisten, die das Recht als politisches Instrument missbrauchten. Doch decken sich die Prozessakten über weite Strecken mit den von jüdischen Institutionen zusammengetragenen Zeugenaussagen. Aus ihnen geht hervor, dass es sich bei den Tätern durchweg um einfache Leute handelte, keiner von ihnen war vorbestraft. Einige von ihnen hatten offenbar schon in den Tagen zuvor am Pogrom in der Kleinstadt Radzilow unweit von Jedwabne teilgenommen, dem ebenfalls mehrere Hundert Menschen zum Opfer fielen.
Eine englische Übersetzung der Einführung zum Buch von GROSS von Professor ENGEL (näheres wird nicht verraten, weder Vorname noch Fachrichtung), nimmt das Buch vor einigen Vorwürfen in Schutz, so sei z.B. nicht behauptet worden, traditioneller Judenhaß sei die Ursache gewesen:
Moreover, GROSS's study does not point unequivocally to a longstanding tradition of Jew-hatred as the principal cause of the murder. Until the Germans came along, no signs of any special tension between Poles and Jews in Jedwabne were apparent; on the contrary, it appears that between the two world wars the relations between the two groups were more or less calm.
GROSS stützt sich z.B. auf einen 1945 verfaßten Bericht SZMUL WASERSZTAJNs, der dem Morden entkam und von der katholischen Familie WYRZYKOWSKI drei Jahre lang versteckt wurde. Ein kleines Foto der Familie mit WASERSZTAJN ist bei der Sunday Times. Dafür wurden ANTONINA und ALEKSANDER WYRZYKOWSKI einerseits von der israelischen Regierung als "Gerechte unter den Völkern" ausgezeichnet, andererseits in ihrer Heimatgemeinde wurden sie nach dem Krieg als "Judenhelfer" so angefeindet, daß sie wegzogen. Ähnlich dürfte es GROSS heute in Jedwabne gehen, wie er Radio Free Europe/Radio Liberty in einem Interview sagte:
Our correspondent asked Jan GROSS how he feels on those occasions when he chances to revisit Jedwabne. His answer was direct.
"I don't go to Jedwabne right now. I wouldn't be welcome there."
The author of "Neighbors" said he expects his next appearance in Jedwabne to be this summer at the time of the anniversary memorial ceremony. He noted: "There will be a few other people there then."
Zurück zur Süddeutschen Zeitung
Die Kernaussage: An jenem 10. Juli gab die Gestapo, die eine kleine Delegation nach Jedwabne entsandt hatte, dem polnischen Bürgermeister acht Stunden Zeit, um "mit dem Judenproblem fertig zu werden". Dieser sei dann Organisator des Pogroms gewesen, allzu bereitwillig sei er der Aufforderung von Seiten der Gestapo gefolgt. Die Deutschen hätten weder ihn noch die anderen Täter dazu gezwungen, merkte GROSS an. Der traditionelle Antisemitismus weiter Bevölkerungskreise in Polen sei explosionsartig ausgebrochen. Schuld trage letztlich die ganze Bevölkerung von Jedwabne.
Das Buch von GROSS, erschienen in einem kleinen Provinzverlag, aufgemacht wie ein harmloses Belletristikbändchen, löste einen heftigen Disput in der polnischen Presse aus. Denn es suggeriert nichts anderes, als dass Polen das Geschäft der deutschen Nazis besorgt hätten, dass sie Mittäter des Holocaust gewesen seien. GROSS stellt sich in den Augen rechter Publizisten in eine Reihe mit dem in Frankreich lebenden Historiker CLAUDE LANZMANN, der vor anderthalb Jahrzehnten mit seiner Interviewsammlung unter dem Titel "Shoah" den polnischen Antisemitismus während des Zweiten Weltkriegs illustriert hatte, sowie mit dem Krakauer Literaturwissenschaftler JAN BLONSKI, der Ende der achtziger Jahre die These vertreten hatte, die katholischen Polen hätten zu wenig zur Rettung der jüdischen Mitbürger getan. Kommentatoren der rechten Presse schrieben, dass GROSS selbst Warschauer Jude sei, also in der Sache kaum objektiv berichten könne. Wieder wurde das Klischee von den amerikanischen Medien bemüht, die von Juden beherrscht würden und die ständig die Polen als Antisemiten darstellten. Dass die katholische Elite Polens selbst auf der Todesliste der Nazis ganz oben stand, werde von den amerikanischen Juden übersehen.
[...] Für die Polen geht es vor allem um die Frage, welche Rolle an jenem 10. Juli die Deutschen gespielt haben. War wirklich nur eine kleine Gruppe von Gestapo-Leuten an diesem Tag in Jedwabne, wie GROSS den Dokumenten zu entnehmen glaubt? Oder waren zwei Polizeibataillone dorthin gekommen, wie ein pensionierter polnischer Staatsanwalt behauptet, der in den sechziger Jahren mit der Untersuchung von Nazi-Verbrechen befasst war? [...] Deutsche haben an jenem Tag in Jedwabne gefilmt. Auch an anderen Orten haben Kameramänner im Dienste JOSEPH GOEBBELS' in dem 1941 von der Wehrmacht besetzten Gebiet zwischen Ostsee und Schwarzem Meer Übergriffe der einheimischen Bevölkerung - Litauer, Polen, Ukrainer - auf ihre jüdischen Nachbarn gefilmt. Die Schreckensszenen sollten in den "Wochenschauen" den Kinobesuchern im Reich klarmachen, warum es notwendig sei, "Schutzzonen für die Juden" - Ghettos - einzurichten. Die Filmaufnahmen von Jedwabne wurden bislang nicht gefunden.
Manche Vorwürfe gegen GROSS (dieses und jenes nicht genug erforscht) haben eine Tendenz, die Opfer zu den eigentlich Schuldigen zu machen: Offenbar haben manche Juden von Jedwabne 1939 den Einmarsch der Roten Armee begrüßt und in den Monaten danach auch mit den sowjetischen Besatzungsbehörden zusammengearbeitet - und somit genau dem Klischee von der "Judenkommune" entsprochen.[...] Der sowjetische Geheimdienst NKWD verhaftete damals auch in Jedwabne Dutzende von Polen, ein Teil von ihnen wurde nach Sibirien verschleppt, einige kamen in der Haft zu Tode, wurden offensichtlich gefoltert und ermordet. Dazu gehörte auch eine junge Frau. Ihre Brüder wurden wenige Wochen nach der Beerdigung der geschundenen Leiche zu Haupttätern, wie aus den Prozessunterlagen von 1949 hervorgeht. Sie zwangen mit anderen jungen Polen die Juden von Jedwabne, das von den sowjetischen Besatzern aufgestellte Lenin-Denkmal um den Marktplatz zu tragen und dabei ein kommunistisches Lied zu singen. Bei GROSS finden sich indes kein Hinweis auf diese Zusammenhänge, die, wie die polnischen Historiker betonen, den Pogrom nicht rechtfertigen, aber zumindest teilweise erklären. [...] Im Tagesspiegel vom 7.3.2001 nennt KLAUS BACHMANN den Vertreter der Entschuldigung mit jüdisch-bolschewistischem Feindbild: |
http://www.rzeczpospolita.pl/teksty/wydanie_010127/publicystyka_a_2-1.F.gif |
Pogrom-Enthüllung. Der Schatten von Jedwabne
In Polen ist eine Debatte über den eigenen Antisemitismus ausgelöst worden
Tagesspiegel 16.3.2001
Der Lubliner Historiker TOMASZ STRZEMBOSZ widmete dem Thema einen zweiseitigen Artikel in der Tageszeitung "Rzeczpospolita", indem er den Topos vom kommunistischen, mit den sowjetischen Okkupanten kollaborierenden Juden in aller Ausführlichkeit ausbreitete. Damit erhielt die Aufteilung in "patriotische Polen" und "kollaborierende Juden" ihren wissenschaftlichen Segen.
BACHMANN erwähnt zudem eine Studie des Historikers TOMASZ SZAROTA, der Jedwabne mit anderen Übergriffe in Paris, Antwerpen oder Amsterdam vergleicht.
Seine These: In allen Fällen seien diese Pogrome von deutschen Zivilbehörden und Parteikreisen inspiriert oder angeordnet worden, um die Einrichtung von Ghettos als Schutzhaftlager propagandistisch vorzubereiten. Als Dispens für die Kollaborateure eignet sich SZAROTAs Buch trotzdem nicht. Denn es belegt, dass die Übergriffe in Paris, Antwerpen oder Amsterdam auf die überwiegende Ablehnung der Einheimischen stießen, während die Warschauer eher gleichgültig waren und sich im litauischen Kaunas infolge der deutschen Anstiftung eine regelrechte Blutorgie entwickelte.
Wer sich an die Überlieferung klammert, es habe in Polen keine Kollaboration mit den deutschen Besatzern gegeben, kann darauf verweisen, dass es ein Regime wie in Vichy in Polen tatsächlich nicht gab: allerdings nicht nur wegen des massiven deutschen Terrors, der Hunderttausende den nationalistischen und kommunistischen Partisanen zutrieb, sondern auch wegen HITLERs Desinteresse an einem Satrapenregime.
Fast kann ich nicht glauben (sonst glaube ich aber dem Tagesspiegel alles), daß PolInnen sogar eine "perfide deutsch-jüdische Verschwörung" für möglich halten:
Ist der Holocaust in den Augen besonders der älteren Generation nicht einfach nur eine perfide deutsch-jüdische Verschwörung, die die Sehnsucht nach einem mythischen, konfliktfreien Polen der Vergangenheit unmöglich macht? Die Nachrichtenagentur des Episkopats veröffentlichte eine Reportage, derzufolge die Beziehungen zwischen Polen und Juden in der Region Bialystok bis 1939 "friedlich und konfliktlos" waren und erst durch die beiden Totalitarismen angespannt wurden. Polens Zwischenkriegsrepublik, mit ihren antisemitischen Kampagnen, Rassensegregation an den Hochschulen und staatlich geförderter Diskriminierung - eine polnisch-jüdische Idylle, die erst durch SS und Sowjets gestört wurde?
Pogrome habe es auch vor 1939 gegeben, gibt der Historiker JOZEF LEWANDOWSKI zu bedenken. "Wenn wir berücksichtigen, dass der Kommunismus unter den polnischen Juden populär war, sollten wir auch nicht vergessen, dass die Zwischenkriegsrepublik alles getan hat, um ihm die Juden in die Arme zu treiben."
The Polish site in the San Francisco Bay Area bringt Einwände gegen die von GROSS genannten Zahlen.
Meanwhile, the National Remembrance Institute, which launched an investigation into the Jedwabne pogrom last year, has found new evidence regarding the number of people who may have been the victims of the 1941 massacre. Historian JERZY MILEWSKI from the Bialystok branch of the National Remembrance Institute reported that, according to Soviet data, there were 562 Jews living in Jedwabne in 1940. "This data is significantly at variance with that which is in circulation," MILEWSKI said. GROSS wrote in his book that some 1,600 Jews perished in the Jedwabne pogrom.
State Archive Director DARIA NALECZ on 26 March presented documents discovered in the archives of Lomza, which include accounts from 19 witnesses (of whom nine were of Jewish descent), PAP reported. NALECZ said all those accounts point to Germans as the perpetrators of the Jedwabne pogrom.
Warum wohl der Bericht "GROSS is lying about Jedwabne" heißt, was ja bewußte Fehlinformationen unterstellt? Der Bericht der kalifornischen PolInnen beginnt:
Two Polish historians have questioned the credibility of witnesses cited in the book "Neighbors" by JAN GROSS on the 1941 pogrom in Jedwabne (see "RFE/RL Poland, Belarus, and Ukraine Report," 6 and 20 March 2001), PAP reported on 29 March.
und nennt am Ende sogar den URL des Radio Free Europe/Radio Liberty- Berichtes. Da habe ich natürlich nachgesehen und fand nichts über GROSS' Buch. Es geht dort um ein anderes Kapitel des Zweiten Weltkriegs, den polnisch-ukrainischen Kleinkrieg in Wolhynien:
Weiter unten findet ihr noch Links zu polnischen Zeitungen, aber davon verstehe ich kein Wort. Die Übersetzung eines Artikels von TOMASZ STRZEMBOSZ aus Rzeczpospolita vom 31.3.2001 ins Englische vermittelt immerhin einen Teil der Argumente, die gegen GROSS vorgebracht werden:
A different image of neighbors
Arguments were made by the prosecutor WALDEMAR MONKIEWICZ, in, amongst others, an extensive article entitled Extermination of Jewish settlements in the Bialystok region in the years of 1939-1944". In this article he presents a thesis that the burning of the Jews in the barn was conducted by a German special unit, under the command of a Gestapo member WOLFGANG BÜRKNER, who was infamous for his role in the occupation of Warsaw, assisted by gendarmerie and military police. The latter participated merely in escorting the victims to the square in Jedwabne and in leading the convoy out of town, to the barn, where the Germans, having poured petrol on the walls, burnt around 900 men, women and children.
I read it all. Even more: I copied by hand all the documents elementary to the case of the murder, maintaining accurately their style and writing, which were, one might add 150; very characteristic. I have to admit that the more I read the files, the more my amazement increased. These files, when treated in a serious and complex manner, say something entirely different from what Professor GROSS claims; Professor GROSS based his arguments mainly on these files, although these were not the only documents used. Professor GROSS constantly stresses the fact that because he can rely on such a rich and credible source basis, he has the right to formulate authoritative claims that others can oppose with accounts only and those accounts were given many years later.
In their final cessation appeal to the Supreme Court the defence lawyers indicated that SZMUL WASERSZTAJN had never been interrogated or questioned by either Security Service (UB) officers, or by prosecutors or during court proceedings. Answering this, the Supreme Court stated that this had been a serious infringement but, as the court had not based the proceedings on the WASERSZTAJN account but on testimonies of direct witnesses, the infringement did not have significant impact. It is SZMUL WASERSZTAJN who provides the most violent passages in Professor GROSSs book. These facts which stimulate imagination so much have not been confirmed by any other sources.
Das sind Argumente, die sachlich wirken (und im zitierten Artikel wesentlich ausführlicher vorgetragen werden, aber schaut das bitte dort nach). Diesen Aufsatz solltet ihr jedenfalls kennen, wenn ihr euch über diesen Historikerstreit äußern wollt. Aber auch, wie er den Opfern Mitschuld gibt. Darüber berichtet DIE WELT am 20.2.:
[...] Der Höhepunkt des Streits dürfte noch bevorstehen. Denn im vorigen Jahr wurde das Institut des Nationalen Gedenkens (IPN) gegründet, eine Art Gauck-Behörde. Anders als ihre deutsche Schwester behandelt sie politisch motivierte Straftaten bis zurück in das Jahr 1939; und sie hat staatsanwaltschaftliche Befugnisse. So deutet der Jurist WITOLD KULESZA vom IPN im Gespräch an, wenn es wärmer werde, wolle er die Leichen der Juden in Jedwabne exhumieren lassen, selbst wenn keiner der Täter mehr am Leben sein dürfte. Für das mehr neben- als miteinander erlittene Schicksal von Juden und Polen unter deutscher Besatzungsherrschaft galt, was der Schriftsteller und KZ-Häftling ANDRZEJ SZCZYPIORSKI schrieb: Die Polen mussten selbst so viele Tote beklagen, dass sie nicht genug Tränen hatten, um die toten Juden zu beweinen. Auf Fälle von Judenfeindschaft und Kollaboration mit den Deutschen angesprochen, zog man sich gern auf die zutreffenden Feststellungen zurück, das Land habe im Krieg nun einmal keinen PETAIN und keinen QUISLING hervorgebracht. Auch die Tatsache, dass viele Polen Juden versteckt hatten, obwohl darauf die Todesstrafe stand, und dass die Polen unter den Gerechten unter den Völkern, wie sie in Yad Vashem geehrt werden, am stärksten vertreten sind, wurde ins Feld geführt. Gewiss, der heutige Außenminister BARTOSZEWSKI, in Kriegszeiten noch ein junger Mann, ist einer der Gerechten, sein Vorgänger GEREMEK, der als Kind im Warschauer Getto gewesen war, einer der Geretteten. Aber ist das die ganze Wahrheit?
[...] In Jedwabne wusste man es, wie viele Einwohner heute zugeben - obwohl sie nicht namentlich zitiert werden wollen. Vor allem die Historiker hätten es wissen müssen. Die Zeugenaussagen lagen seit Kriegsende im Jüdischen Historischen Institut in Warschau. Auch die polnische Justiz war nicht untätig: 1949 wurden zwölf Männer aus Jedwabne wegen des Pogroms verurteilt, einer davon zum Tode. Doch dann wurden die Leichen von Jedwabne überwuchert von einem Geflecht aus Beschönigung, Verdrängung, Verfälschung und, da auch die sowjetischen Besatzer ins Spiel kamen, der Rücksichtnahme auf eine verlogene Völkerfreundschaft. In den sechziger Jahren errichtete ein Veteranenverband in Jedwabne einen Gedenkstein, auf dem 1600 Opfer der NS-Terrororgane beklagt werden, und eine gerichtliche Untersuchung ergab, zwei deutsche Sonderkommandos trügen die Schuld.
[...] Gerade GROSS Behauptung, Opfer - beziehungsweise Überlebende - seien als solche grundsätzlich glaubwürdiger als Unbeteiligte oder Täter, ist problematisch. Gerät man hier nicht auf das Glatteis, auf das die deutschen Besatzer die Öffentlichkeit führen wollten? Schließlich legten sie Wert darauf, der Welt zu zeigen, dass auch die örtliche Bevölkerung die Juden hasste. Und in welchem Ausmaß hatten die Besatzer die polnischen Täter zu ihren Übergriffen angestiftet oder sie gar - wie es der Historiker ADAM DOBRONSKI für den Pogrom im benachbarten Tykocin behauptet - regelrecht dazu gezwungen? Ein Verbrechen im deutschen Namen, mit polnischen Händen vollstreckt? Die Wahrheit über die polnischen Kollaborations-Vorwürfe gegenüber den Juden will dagegen der Historiker TOMASZ STRZEMBOSZ gefunden haben. In der Rzeczpospolita folgerte er aufgrund von Tausenden von Belegen, polnische, jüdische und sowjetische, dass die jüdische Bevölkerung in ihrer Mehrheit 1939 die einmarschierende Sowjetarmee nicht nur begrüßt habe, sondern auch 132;gegen den polnischen Staat revoltiert, Orte besetzt und dort revolutionäre Komitees gegründet, Vertreter des polnischen Staates verhaftet und erschossen und kleinere oder sogar recht große Einheiten der polnischen Armee (etwa in Grodno) angegriffen habe. Dass es in Polen vor dem Krieg antisemitische Ausschreitungen gab - auch darüber ist gerade ein Buch erschienen -, ist STRZEMBOSZ bekannt, doch hätten die Juden deswegen Polen nicht als Besatzungsmacht betrachten und zusammen mit seinem Todfeind polnische Soldaten töten und Zivilisten ermorden müssen. [...] Die weitsichtige Politik der Warschauer Regierung gegenüber den polnischen und ausländischen Juden, aber auch die Haltung des Papstes gegenüber dem Judentum, die stark in die polnische Gesellschaft hineinstrahlt, haben die Zeit reif werden lassen für einen besseren Ausgang. Die Opfer werden wahrscheinlich bald exhumiert werden, und der Publizist JAN NOWAK-JEZIORANSKI hat angeregt, mit einer Beerdigung auf dem jüdischen Friedhof und einem Mahnmal die heute noch unwürdig und namenlos verscharrten Toten von Jedwabne zu ehren. Damit würden sie erhalten, was jedem Opfer der Gewalt zusteht: Yad Vashem, sehr frei übersetzt: Name und Ort.
Vier Wochen später hatten sich weitere Prominente an der Diskussion beteiligt und erste offizielle Entschuldigungen angekündigt.
In Polen wird man zum Juden gemacht
Auch anständige Bürger können in Warschau Antisemiten sein - Es wird noch einige Zeit brauchen, Vorbehalte abzubauen
Von KONSTANTY GEBERT (DIE WELT, 15.3.2001)
Warschau - Ich werde mich am Jahrestag an den Ort des Verbrechens begeben und im Namen der Nation entschuldigen - sagt der Präsident. Ich werde nicht hingehen - sagt der Primas der katholischen Kirche, obwohl er einräumt, dass das Verbrechen stattgefunden hat.[...]
Sind die Polen wieder einmal dabei, die Schattenseiten ihrer Vergangenheit zu leugnen? Bei näherer Betrachtung sieht es nicht so aus: Die Debatte, die das Erscheinen des Buches "Sasiedzi" (Nachbarn) des emigrierten polnisch-jüdischen Autors JAN TOMASZ GROSS auslöste, eines Professors an der New York University, wird erstaunlich schonungslos geführt. Die polnischen Zeitungen widmen ihr ganze Seiten, und die zweite Auflage des Buches ist bereits ausverkauft. Im Gegensatz zu ähnlichen Diskussionen versucht diesmal nur eine Minderheit, den Mythos von der polnischen Unschuld aufrechtzuerhalten. Das war noch anders, als der bedeutende Literaturkritiker JAN BLONSKI 1987 zum ersten Mal die Frage nach der moralischen Verantwortung der Polen als passiver Zuschauer der Shoah aufwarf. In anderen Debatten ging es um das Kloster und später die Kreuze (für die nichtjüdischen Opfer) in Auschwitz, um Morde an Juden, die die Heimatarmee während des Warschauer Aufstands beging, um die Rehabilitierung von antideutschen faschistischen polnischen Partisanen (Es hat sie gegeben. Die Nazis wollten keine Unterstützung von den Polen. Das räumt auch mit jenem anderen Mythos auf, HITLER habe die Todeslager in Polen errichten lassen, weil er auf die wohlwollende Reaktion der Polen baute). Aus der Sicht der Rechten führten diese Debatten damals zu einer Spaltung zwischen "propolnischen Patrioten" und "projüdischen Kosmopoliten", die darauf aus waren, alles Polnische schlecht zu machen. Wenn dem so ist, dann scheinen die Kosmopoliten diesmal zu gewinnen. Sie haben die Jugend und die Mehrheit auf ihrer Seite. Dies bestätigen Umfragen, die für die neunziger Jahre einen Zuwachs antisemitischer - aber damit einhergehend einen doppelt so großen Anteil antiantisemitischer - Einstellungen konstatierten. Aber während man Erstere quer durch die Gesellschaft finden konnte, sah man Letztere überwiegend bei den jungen, gebildeteren, nach vorn schauenden Städtern. Das aufstrebende Polen kann Vorurteile aus der Vergangenheit nicht gebrauchen. [...]
Ferner gab es noch das Schreckgespenst der gegen Polen gerichteten "jüdisch-kommunistischen Verschwörung". Noch wichtiger war jedoch, dass die Bezeichnung Jude einem kulturellen Code entsprach und für etwas stand, das man ablehnte. Anderswo wird man als Jude vielleicht anerkannt, in Polen wird man dazu ernannt. Und zwar, wenn man unbeliebt ist. Das wurde mir auf spektakuläre Weise bestätigt, als ein ultrarechter Politiker, dem die Hetze gegen Juden nicht fern lag, auf einer Liste von "jüdischen Verrätern Polens" landete, die jemand zusammengestellt hatte, der noch rechter war als er. Oder, in ADAM MICHNIKs Worten: "Ein normaler Antisemit würde sagen: MICHNIK ist Jude, also ist er ein Schuft. In Polen heißt es: MICHNIK ist ein Schuft, also ist er Jude." [...]
KONSTANTY GEBERT, Jahrgang 1953, ist Herausgeber der jüdischen Wochenzeitschrift "Midrasz" und Kolumnist der "Gazeta Wyborcza". Er lebt in Warschau. Übersetzung: RUTH KEEN
Die Entschuldigung von Präsident ALEKSANDER KWASNIEWSKI wird laut Warsaw Voice nur von 40 % der Befragten geteilt: JEDWABNE The Public Speaks. Auch Veteranen sind gegen eine Entschuldigung:
Already, the Krakow-based Organization of Veterans and Independence Fighters has complained that KWASNIEWSKI shouldn't speak of apologies before Polish complicity is verified.
Poles face truth of Jedwabne: 1,600 Jews slain by neighbours -- not Nazis By BEATA PASEK CNews 11.3.2001
Der für Jedwabne zuständige Bischof STANISLAW STEFANEK sah in der Diskussion eine "verlogene Kampagne" mit finanziellem Hintergrund.
MICHNIKs New-York-Times-Artikel wird von der FAZ (englischsprachige Ausgabe) zusammengefaßt: The Truth of Jedwabne By RICHARD KÄMMERLINGS
Das Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism, The Hebrew University of Jerusalem widmet in seiner Reihe The Studies in Antisemitism Series einen Band der Katholischen Kirche in Polen. Zu RONALD MODRAS: The Catholic Church and Antisemitism, Poland, 1933-1939 ist das Inhaltsverzeichnis und das Vorwort online:
In interwar Poland as elsewhere in Catholic Europe, the Jewish question was seen as largely originating in 1717. Catholic theologians found it striking that Providence seemed to unleash Satan at two-hundred year intervals: first 1517, then 1717, and most recently 1917. Readers with a sense of history will recognize 1517 as the onset of the Protestant Reformation, and 1917 as the year of the Bolshevik revolution. But 1717? Most reflection on the 1930s and the Jewish question ignores or gives short shrift to the founding of the Grand Lodge in London and the organization of modern Freemasonry in 1717.
The notion of a sinister alliance between Freemasons and Jews to subvert traditional European society originated in Germany but first flourished in France, where it played a conspicuous role in the turn-of-the-century DREYFUS Affair. Juden und Freimauer was a battle-cry for the German right wing, as it was for HITLER in his rise to power. Although a staple of the antisemitic arsenal of the 1930s and closely connected with the notorious Protocols of the Elders of Zion (vgl. Surftipp 35/2000), the idea of a Masonic-Jewish alliance has been largely forgotten today, neglected even by writers on Christian-Jewish relations and the Holocaust. [...]
Laut ZEIT-Kulturbrief (der sich auf die FAZ beruft) hat BOGDAN MUSIAL, der noch als Kritiker der Wehrmachtsausstellung bekannt ist, zum Massaker von Jedwabne Stellung genommen:
Man muss das im Kontext sehen, sagt er, und schildert, wie die Polen selbst zu Opfern wurden, wie man sie aber auch als Handlanger des Holocaust instrumentalisierte: "Polnische Polizei, die im Dienste der deutschen Besatzer stand, Angehörige des Baudienstes (die zwangsweise rekrutiert wurden) und sogar Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr wurden beim Zusammentreiben von Juden in Vernichtungslager eingesetzt. Dies wird meistens als Indiz für polnischen Antisemitismus ausgelegt. Aber es wurden auch die jüdische Gettopolizei und Judenräte für Deportationen in Vernichtungslager eingesetzt. War etwa auch ihr Verhalten durch Antisemitismus bedingt?"
Die ZEIT hat GROSS zur Kritik an seiner Darstellung interviewt, Zwei Antworten aus diesem Interview
GROSS: Für mich ist nach wie vor klar, dass sich an jenem fraglichen 10. Juli keine größere Anzahl von Deutschen in dem Ort aufgehalten hat. Dafür, dass 232 Soldaten einer Spezialeinheit angereist sein sollen, kann Staatsanwalt WALDEMAR MONKIEWICZ, der sich Ende der sechziger Jahre mit dem Fall befasste, keinerlei Belege vorlegen. Mehrere Zeugen erwähnen hingegen einen Personenwagen, in dem höchstens fünf Personen gewesen sein können. Das halte ich für wahrscheinlich.
MONKIEWICZ führt als weiteren Beweis für seine Variante an, dass nur von den deutschen Lkw das Benzin stammen könne, mit dem die Scheune angezündet wurde, denn Benzin war rationiert. Aus den Prozessakten von 1949 geht allerdings hervor, dass die Scheune nicht mit Benzin, sondern mit acht Liter Petroleum angezündet wurde, die ANTONI NIEBRZYDOWSKI seinem Bruder aus seinem Magazin ausgehändigt hatte.
ZEIT: TOMASZ STREMBOSZ, einst Ihr Lehrer, jetzt Ihr unerbittlicher Gegner, wehrt sich dagegen, dass Sie große Teile der polnischen Einwohnerschaft von Jedwabne belasten und von einer "Menge von Häschern" sprechen. STREMBOSZ will höchstens 23 polnische Täter gelten lassen.
GROSS:Gegen 23 Personen wurde Anklage erhoben. Aber in einer Dokumentation sind 92 Namen von Leuten genannt, die allein am Tag des Scheunenbrandes die Juden auf dem Marktplatz bewacht und anschließend zur Scheune getrieben haben - das wäre jeder zweite erwachsene Mann aus Jedwabne. Und was ist mit den Morden zuvor? In den Geschichten, die in Jedwabne in den Familien weitergegeben wurden, tauchen jedenfalls viele Namen von Polen auf, die sich an ihren jüdischen Mitbürgern vergangen oder ihr Eigentum geraubt haben. Es war doch bekannt, wer das jüdische Mädchen bei der Mühle vergewaltigt und ihm dann den Kopf abgeschnitten hatte, wer zwei Jüdinnen im Keller aufgestöbert, ihnen erst das Geld geraubt und sie dann ermordet und wer gleich nach dem Pogrom die jüdischen Häuser ausgeraubt hatte.
Außerdem lag die Scheune nur einen Steinwurf weit vom Marktplatz entfernt: Alle, die damals in der Stadt waren, konnten den Rauch sehen und riechen - sie wurden zu Zeugen des Mordes. Es gab ein Bewusstsein des Unrechts. Wenn später bei einem der Beteiligten ein Kind erkrankte oder gar starb, dann hieß es, dass sei die Strafe Gottes.
Der New Yorker hat ein ähnliches Interview geführt. (Issue of 2001-03-12 Posted 2001-03-05)
Alle folgenden Fundstellen habe ich durch die Übersicht Voices on the Jedwabne tragedy beim Herausgeber von "Nachbarn" gefunden. Polnischsprachige Artikel sind dort separat erfaßt.
Das Yedwabne: History and Memorial Book wurde schon 1980 in Jerusalem und New York von den Yedwabner Societies in Israel und den USA veröffentlicht. 120 Seiten des englischen Textes (es gibt auch eine hebräische Sektion) sind online. Im Gegensatz zu GROSS (1600) gibt es die Zahl der Opfer unterschiedlich an, aber stets zwischen 1400 bis 1460.
In this book we find testimonies of seven Yedwabner Jews and one noble gentile woman who witnessed the most heroic moments of the bitter end. After heinous atrocities by their gentile neighbors, who had obtained permission from the Nazi authorities, the weakened Jewish Community of Yedwabne, 1440 in number, were forced into a barn where they burned them alive.
ITZCHAK YAACOV (YANEK) NEUMARK berichtet darin von seinen Erlebnissen in Jedwabne. Er war zuerst in Stalogo in einem Lager.
A friendly German told me the secret that Russia and Germany had already divided Poland between themselves and that in a few days 600 Jews would be permitted to go wherever they desired. He warned me that if I'd be asked where we wish to go, we must say : "we want to go home". He also warned me not to go to the train station because there the Germans were in readiness to shoot any Jew who would approach. I informed all the Jews in the camp of this. All those who did what I told them remained alive and reached home, including the PECYNOWITZ family.
When I came back to Yedwabne I found the Russians in control there. We first thought that under the Russians we would be saved. But to our sorrow, they too arrested many Jews, accusing them of being anti-communist, and from the remainder, they confiscated all their possessions.
I started again in my business with a horse and wagon. Shortly before the Germans began their war against the Russians, CHAYA PIEKARZ (from the miller's family) came to me and begged me to take her to Bialystok. The Russians did not permit us to carry passengers. But I took a chance and took tills wonderful woman to Bialystok and left her there with my sister for several days. CHAYA PIEKARZ told me that she had a passport and visa to go to her two sons in the States. She tried to get to Japan and from there to the States. Since that time I haven't seen her, nor have I heard from her.
When the Germans attacked the Russians in the year 1941, many Jews ran to Russia. I couldn't do it for I had to care for my aged father and a sister with a child whose husband was then in Uruguay. I also had to help my brother's wife and 4 children. My brother was also in Urugvay.
As soon as the Germans conquered our section, the Polish goyim of the surrounding villages began planning with them how to exterminate the Jews. They drove all the Jews of Yedwabne, among them also were Jews from Wizno, and Radzilova, into the market place and left them in the burning sun without water to drink. They had there 1440 people including men, women and children. After merciless beatings and many killings on the spot, they drove them into a barn belonging to BRONEK SHLISHENSKI. Standing nearby were the known Jew haters : JACK and STEPHAN KOZLOWSKI, the blacksmith from Pshestreler Street near the cemetery, the baker KURLEVSKI, AURBACH and his son-in-law, and the entire family of the OSETZKES who lived near the barn. With joyful songs they poured benzene upon the barn and ignited it with the Jews packed within. At the door stood STASHEK SHILAVIUK with an ex in his hand ready to behead anyone trying to escape from the barn. I was standing with my family at the door, for I had the good luck of being among the last ones forced into the barn. Suddenly, by the force of the flame, the door opened up and when I saw STASHEK SHILAVIUK at the other side of the door ready to hit me with the ax, I managed to pull the ax from his hands and managed also to take with me my sister, her five year old daughter, and ITZCHAK AARON MENDEL's son. The latter's back was already scorched with wounds that never healed. He later perished in Aushwitz. I could see my father falling burned to the ground. We ran to the cemetery and lay there till night fell.
Zuvor hatte sich Primas GLEMP aber noch mit dem Vergleich zwischen Jedwabne und heutiger Gewalt unter Nachbarn im Nahen Osten Kritik ausgesetzt:
Cardinal GLEMP backtracked on Sunday following a letter of objection he received from Warsaws Rabbi MICHAEL SCHUDRICH. But in admitting that Poles did murder Jedwabnes Jews the burning of Jews, forced by Poles into a barn, is indisputable, the Primate said he compared the slaughter to the bloodshed among neighbors in Palestine.
The murders of innocents in Jedwabne, Katyn [where Polish military leaders were killed by Soviet police], Dachau, Auschwitz, elicit our pain as members of the human species in the same way as murders in Rwanda, in the Balkans, or among neighbors in Palestine, Cardinal GLEMP said in a radio address.
Rabbi SCHUDRICH again objected Monday, saying such comparisons are demeaning to the memory of the martyrs of Jedwabne.
Polish Church Leader Roils Jews Again. Cardinal GLEMP stirs up controversy with comments over WWII massacre by villagers. The Jewish Week 9.3.2001 ERIC J. GREENBERG
Der schon erwähnte Economist-Artikel berichtet vom Widerspruch gegen die Entschuldigung, u.a. von WALESAs Beichtvater HENRYK JANKOWSKI.
A painful self-examination has begun. Wprost, a weekly paper, has listed ten major episodes of Polish anti-Semitism. The most recent was in 1968, when an outburst of anti-Jewish feeling led many of Polands surviving Jews to flee the country. Some impressive investigative journalism has uncovered new facts for the historians to consider. People are talking about it in bars and living rooms. For the first time it doesnt avoid anything, and it is public. It is tremendously positive, says STANISLAW KRAJEWSKI, a leader of Polands Jewish community, which nowadays numbers only about 7,000.
Catholic intellectuals have led the debate. The Polish primate, Cardinal JOZEF GLEMP, has issued an apology. But Jedwabnes local priest, and some right-wingers, have seen less cause for contrition. LECH WALESAs former confessor, Father HENRYK JANKOWSKI, has shocked many people by denying any Polish role in the killings. Most right-wingers do not go so far. The killing of Jews was wrong, they admitbut so was the deportation of Poles to Siberia, often, they say, the result of collaboration by Jews with the Soviet secret police (half of Poland was under Soviet occupation from 1939 to 1941).
Radzilow |
oben |
Wie oben erwähnt fand schon kurz vorher im Nachbarort Radzilow ein Pogrom statt. Aus der Zeugenaussage von MENACHEM FINKIELSZTEJN vor der Historischen Kommission in Bialystok am 27.7.1945 geht hervor, daß es vom 7. bis 9. Juli 1941 dauerte, in Jedwabne ging es am 10. Juli weiter. FINKIELSZTEJN überlebte danach durch die Hilfe von PolInnen, die ihn versteckten. Er berichtet zunächst über die sowjetische Besatzung seit 1939, während der im Sommer 1941 ein NKWD-Kommissar ermordet wurde. Nach dem Einmarsch der Deutschen sei bekannt geworden, daß eine Geheimorganisation namens "A.K." [Armia Krajowa / Heimatarmee] während der sowjetischen Besetzung Kontakt zu den Deutschen gehalten hatte.
That same day a triumph gate was set up in Radzilow on the Lomze highway to welcome the German army. HITLERs portrait was hung up along with the slogan: "Long live the German army that has freed us from the accursed Jewish-commune."
Einheimische hätten versteckte Rotarmisten ausfindig gemacht und den Deutschen übergeben, die sie erschossen hätten Die Deutschen hätten für sie vertrauenswürdige Personen bewaffnet, um mit den Bolschewisten und Juden abzurechnen.
On July 7, 1941, at three oclock in the afternoon, the Gestapo went together from Stawiski to Radzilow. At their command, trusted individuals were called who were already prepared to get even with the Jews. At the market place they called together, 1700 Jews, men, women, children and elderly. The "gangsters" encircled the market so that no one could escape. Walking about among those who were forced together were YANEK WALSZEWSKI, the so-called "American," YANEK MORDASZEWSKI and FELIKS his brother, HENRYK DZIEKONSKI and his brother YAN, and many Gestapo members. They beat the Jews bloody. Thus, for example, they beat the old shoemaker ARTEL LIPINSKI. He was covered with blood, unconscious. They hung a heavy stone around the neck of the former policeman T. SHTSHANI. As he fell under the heavy burden, the murderers beat him mercilessly. Many others fell in this manner. Then they all began to sing "Moscow Moyah" and they went about beating everyone, including small children and old people.
After accomplishing these cruel deeds, the Gestapo members exclaimed: "We give you three days to reckon with the Jews." They distributed arms to the quot;gangsters" and left. The execution started: the "gangsters" armed with machine-guns and revolvers drove those assembled into MITKOWSKIs barn, which is located near the village Radivyesh. They purposefully jammed the doors, drenched the barn with kerosene, and ignited it. When the barn was already in flames, they brought the captured Jews and forced them up a ladder to the roof and then inside. They cut with bayonets those who did not carry out the command, and threw them into the fire. A few who succeeded to crawl out from the fire were shot by the murderers who encircled the barn. The singing and loud cries of the thugs accompanied the horrible laments and awful cries of the unfortunates who met their deaths in the fire. The spilling of blood was not enough for these creatures. They had a slogan: "Kill to the last one." They started to search out Jews in the entire area. In the course of three days, they found another few hundred Jews. They killed them in a bestial fashion. Many they forced into the barn, drenched them with benzene and burned them alive. A great many they shot near the barn, beating them murderously before death. Because of a lack of ammunition, they allowed the heads of small children to be cracked with fists or pounded with fists until they were dead. They tore some limbs from living souls, and beat up victims before carrying out the murders. After the fire, they entered the barn and tore gold teeth from the dead bodies.
The pogrom lasted three days, from the 7th to the 10th of July, 1941. On the third day, some Germans came and yanked away several victims from the hands of the thugs, exclaiming that they had already permitted too much [violence]. One can imagine the sight of these horrible deeds, if the Germans themselves interceded.
Das Denkmal für die in Radzilow ermordeten Juden erwähnt weder das Datum noch, daß polnische Nachbarn die Täter waren.
Kielce |
oben |
Im Gegensatz zu Jedwabne ist Kielce der encyclopedia britannica bekannt:
Kielce city, capital, Kielce województwo (province), southeastern Poland. It lies in the Holy Cross Mountains. Located on the Warsaw-Kraków rail line, Kielce is a major industrial centre that has metallurgical, machine, and food-production facilities. First chronicled in the late 11th century, the market town obtained municipal rights in 1360. It developed as an industrial and religious centre for the area, being held as an episcopal property from the 14th to the 16th century. Passing to Austria in 1795, it was freed during the Napoleonic Wars and then came under Russian control; in 1918 it was returned to Poland. During World War II, four German extermination camps were located there. The city contains a Baroque (163741) Bishop's Palace, now housing the Museum Swietokrzyskie, and a 17th-century cathedral (built 163235; rebuilt 19th century). Pop. (1989 est.) 211,100. |
http://www.kielce.org.il/kielce011-daown.jpg |
Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Kielce 75.000 EinwohnerInnen, davon ein Drittel JüdInnen, die zumeist 1942 nach Treblinka deportiert wurden. Nach der Befreiung im Januar 1945 kamen 200 Überlebende zurück. (nach The Impact of the Pogrom in Kielce von SINAI LEICHTER)
Schon im Juni 1945 waren in der Region Kielce 13 JüdInnen ermordet worden, in 10 Fällen wahrscheinlich im Streit um Eigentum. Ein Jahr später, am 4.7.1946, wurden über 40 ermordet, diesmal aber, weil die aufgebrachte Bevölkerung an jüdische Ritualmorde glaubte. BOZENA SZAYNOK hat "The Kielce Pogrom" erforscht. Sie schreibt: (Andere Fundstelle)
The pogrom in Kielce took place on July 4, 1946, but some events which are very strongly connected with that pogrom started a few days before. On July 1, a nine-year-old boy, HENRYK BLASZCZYK, left home without informing his parents. Little HENRYK set out to visit friends of his parents in the village of Bielaki, almost 25 kilometers from Kielce. HENRYK's visit took place during summer vacation, and it was not the boy's first visit there. During the war, his family had lived in the village for some time as well. In Kielce, HENRYK's father, Walenty BLASZCZYK, troubled by his son's absence, began searching for him. When searches and inquires brought no results, HENRYK was reported missing to the police at midnight. On July 3, HENRYK decided to return home, and that evening he came back to Kielce.
His family and neighbors asked him where he had been. In response, he told a story about an unknown gentlemen whom he had met in Kielce. He asked him to deliver a parcel to some house and after that he put the boy in a cellar. With the help of another boy who was also there, HENRY escaped on July 3. Obviously, the story was told by the boy to avoid punishment, but the neighbors and the boy's parents believed it. But two neighbors who were at the BLASZCZYKs' home when HENRYK came back had questions. One asked the boy whether the gentleman he described was a Gypsy or a Jew, and the boy replied that the unknown gentleman did not speak Polish and that he therefore had to be a Jew. However, in response to a similar question asked by another neighbor, the boy merely replied that he was put in a cellar by a man without giving any information about his nationality. In other words, two persons suggested to little HENRYK that Jews could have been the perpetrators of his abduction, and this information was reported to the police station on the evening of July 3.
On the next day, July 4, at about 8 a.m., WALENTY BLASZCZYK (the boy's father) set out for the police station with his son and one of the neighbors. On the way, they passed the house where Jewish families lived in Kielce, the so-called Jewish house.
According to the testimony given by the father and the neighbor, they asked the boy if he had been kept at the Jewish home. HENRYK not only stated that he had been held there, but he also pointed to one short man standing near the Jewish house and said that this man had put him in a cellar.
At the police station, HENRYK's story was treated as a truthful. In a short time, three police patrols were dispatched to Planty Street, where the Jewish house was located. Planty street was a small street in the center of the town, and it ran perpendicular to the main streets in which the regular police, the Security (political, secret police ), and the army had their headquarters.
Wäre die belgische Polizei, welche auch immer (da gibt es mehrere) so vorgegangen, könnten einige DUTROUX-Opfer noch leben. Andererseits hat das Vorgehen der Polizei in Kielce dort eine Aufmerksamkeit erregt, die verhängnisvolle Folgen hatte. Ein Polizist sagte nämlich zu Schaulustigen, ein polnischer Junge sei von Juden festgehalten worden und man suche einen ermordeten Knaben. Diese "Meldung" verursachte einen Auflauf, dessen Gefahr zunächst natürlich die bedrohten und beunruhgten jüdischen BewohnerInnen des durchsuchten Hauses erkannten, die sich deshalb an die Polizei wandten, und dann auch die Behörden, die ein Einsatzkommando in die Plantystraße schickten, ohne es vorher ausreichend über die Lage zu informieren.
At about 10 a.m., the police patrols and a group of functionaries from the political police were joined by an army contingent on Planty Street. According to the testimony of the deputy commander of the army division to which the soldiers belonged, about one hundred soldiers and five officers were dispatched to Planty Street. The newly arrived troops had not been told anything about the events, and they came to believe that Jews had kidnaped and murdered Polish children in the house on Planty Street. The soldiers got their information from the people gathered on the street. With the arrival of the troops, tensions rose very quickly.
The soldiers and the policemen then went into the building. Jews were told to surrender their weapons, but not all of the residents obeyed the order. The entry of the policemen and the soldiers into the Jewish house marked the beginning of the pogrom. Excerpts from testimony supplied by people who witnessed the outbreak of the pogrom describe what followed.
EWA SZUCHMAN, resident of the house on Planty Street, said:
After the police took away the weapons, the crowd broke into the Kibutz ( on the second floor) and policemen started shooting at the Jews first. They killed one and wounded several others.
ALBERT GRYNBAUM, another inhabitant of the Jewish house who was on the first floor, said:
The soldiers went up to the second floor. Several minutes later two Jews came to me and told me that the soldiers were killing Jews and looting their property. It was then that I heard shots. After the shooting on the second floor, shots were heard from the street and inside the building.
This is how the Kielce pogrom began. The behavior of the policemen and the soldiers, influenced by the crowd outside, provoked it into action. After the attack inside the building, the Jews were led outside where the people killed them in a cruel fashion.
Soldaten, Polizisten und der Mob machten sich nun in spontaner Aufgabenteilung über die JüdInnen her. Gegen 11 Uhr wurde SEWERYN KAHANE, der Leiter des Jüdischen Kommittees in Kielce, der sich drei Stunden vorher hilfesuchend an die Polizei gewandt hatte, selbst erschossen. Zur gleichen Zeit wurden die Vorfälle erstmals in Warschau bekannt.
Major SOBCZYNSKI, the local secret police commander, and his Soviet advisor SZOILEVOY, were on Planty Street at that time, as were other local officials and army commanders. During the first phase of the pogrom, the monsignor of the cathedral parish in Kielce went to Planty Street with another priest. They were going to check on what had happened and to talk with people gathered there. Officers stopped them. The priests were told that the situation was under control, and that civilians were prohibited from entering Planty Street.
So reagiert die Polizei wohl überall: "Bitte weitergehen, Hier gibt es nichts zu sehen." Generell bin ich auch dagegen, daß Pfaffen überall auftauchen und ihre Seelsorge aufdrängen. Wenn ich mal z.B. einen Unfall habe, möchte ich das nicht erleben. Das Verhalten des Majors SOBCZYNSKI, das zur Eskalation beitrug, könnte (böse) Absicht gewesen sein, denn er hatte im Juni 1945 in Rzeszow den Versuch eines Pogroms miterlebt und wußte, wie sich sowas entwickelt.
Until noon, all attempts to stop the pogrom brought no results. At that time, the pogrom spilled over into the city itself as well. One resident of Kielce recalled:
At 11:30 some eight young people coming from the direction of the railroad station on Sienkiewicz Street ran a man down in the middle of the road. He was hit with fists in the face and head. From his face I could tell he was a Semite. I would like to mention that as a former prisoner of concentration camps I had not gone through an experience like this. I have seen very little sadism and bestiality of this scale.
In einer zweiten Phase von 12 bis 15 Uhr waren hauptsächlich ArbeiterInnen der Ludwikow Stahlwerke aktiv. Weder Militär noch Geheimpolizei noch örtliche Funktionäre der polnischen Arbeiterpartei versuchten sie zu bremsen. 20 JüdInnen verloren ihr Leben bevor eine neue Einheit Soldaten dem Morden ein Ende machte. Noch auf dem Transport ins Krankenhaus wurden Verletzte von Soldaten geschlagen und beraubt. Der Mob versammelte sich noch vor dem Krankenhaus und verlangte die Herausgabe der JüdInnen. Antijüdische Übergriffe gab es sogar in Zügen, die durch Kielce kamen. Mit denen, die noch im Hospital starben, kamen 42 Personen ums Leben, darunter 2 nichtjüdische.
Mehrere Prozesse gegen zahlreiche Beschuldigte fanden schon im Herbst statt. Neun Menschen wurden zum Tode verurteilt. Einerseits waren es Schauprozesse gegen z.T. willkürlich herausgegriffene Angeklagte, die bei Verhören geschlagen worden waren, z.T. aber überhaupt nicht verhört worden waren, andererseits ist immerhin erkennbar, daß ein Pogrom nicht geduldet werden sollte. Auch Soldaten und Polizisten wurden angeklagt und in den Sicherheitsorganen gab es personelle Konsequenzen, aber nicht immer gegen die durch Untätigkeit mitschuldig Gewordenen. Die Prozeßakten sind 1989 vernichtet worden.
BOZENA SZAYNOK berichtet in "The Kielce Pogrom", daß mit dem Pogrom die antikommunistische Bauernpartei und die Untergrundopposition diskreditiert werden konnten.
Some historians, however, have interpreted the political situation in Poland at the time as a priori proof that the pogrom did in fact grow out of a premeditated act of political provocation. A further provocation theory was put forward by the leaders of the anti-communist Polish Peasant Party, STEFAN KORBONSKI and STANSISLAW MIKOLAJCZYK. KORBONSKI and MIKOLAJCZYK contended that the pogrom had been organized by the head of the Kielce Security Bureau, Major SOBCZYNSKI, with the aim of discrediting Polish society in the eyes of Western Europe. KORBONSKI and MIKOLAJCZYK pointed to the unexplained role of the neighbors of the BLASZCZYK family, the ones who suggested to little HENRY that Jews had kept him. KORBONSKI and MIKOLAJCZYK also emphasized the manner in which the pogrom unfolded and its proximity to the national referendum.
ARTHUR BLISS-LANE, the US ambassador to Poland at the time, wrote that "I did not have a final proof for the Government's participation in the instigation of the Kielce pogrom, but, because of the incredible inefficiency demonstrated by the police and Security Bureau, I started to consider whether the Government willingly used that occasion to condemn its main critics."
The most sophisticated provocation theory is the one presented by MICHAL CHECINSKI in his book, Poland, Communism, Nationalism, Anti-Semitism. Mr. CHECINSKI thinks that the pogrom was prepared by Soviet advisers present in Kielce. He argues that the Soviet Union had the most to gain and that "the political opposition suffered by gaining a bad reputation abroad [...] the attention of Western media was turned away from the rigging of an important national referendum by the Polish authorities. The Soviet Union achieved an important political goal when mass-emigrating Polish Jews overflowed the Displaced Persons camps in the western zones of Germany and Austria and, at the same time, undermined British rule in Palestine." Mr. CHECINSKI supports his thesis by noting that Soviet advisers took part in the interrogations of people arrested during and after the pogrom.
Bei Polonia today ist 1994 eine Serie von IWO CYPRIAN POGONOWSKI über "The truth about Kielce" erschienen. Sie wirft den polnischen und sowjetischen Sicherheitsorganen Duldung vor. Zweck sei gewesen, den jüdischen Exodus aus Polen voranzutreiben und das britische Mandat über Palästina zu beenden:
The tragic events known as the Pogrom of Kielce of 1946 are demonstrably a part of Soviet postwar global strategy. The Soviets ruthlessly exploited Jews for Soviet political purposes. The pogroms staged behind the lines of the Red Army were provoked or condoned in order to generate an exodus of Jews who otherwise would not emigrate. The migration of Jews to Palestine was needed by the Soviets to abolish the British mandate there and profit from Arab-Israeli conflict in order to interfere with oil supplies to the West. Meanwhile, a minority of the Jewish population was used by the Soviets to establish communist regimes in the satellite states.
The Pogrom of Kielce was ignited by the Soviet introduction of an organized provocation based on planting false reports of ritual murders, a method of provoking violence originally started by the czarist governments. As was detailed, a very similar provocation was staged a year earlier in Rzeszow by the same NKVD agents. The Pogrom of Kielce was timed for anti-Polish propaganda purposes to persuade the Western powers that Poland should remain a colony of the Soviets, rather than being allowed to return to freedom as did other Allied nations. For that reason it was singled out for extensive news coverage which was to convince Western politicians that "Polish anti-Semitism" could only be tamed by the Soviets and that allowing Poland to become free would cause another wave of anti-Semitism and murders of Jews.
The Kielce Pogrom, perhaps more than any other historical occurrence, has been used to falsely show evidence of Polish actions to exterminate Jews. This view, clearly put forward by a 1940's Soviet establishment keen to subjugate Poland, has been allowed to become the commonly accepted "conventional wisdom." In this case, the conventional wisdom is wrong: it does not square with the historical facts. Those who can examine the historical record, but then choose to ignore it and purposely libel an entire nation and ethnic group, are on the wrong side of history: they are using the methods of HITLER and STALIN.
Plötzliche Wendungen in der sowjetischen Politik unter STALIN hat es in der Tat gegeben (z.B. machte der HITLER-STALIN-Pakt aus einem Todfeind einen Vertragspartner), auch als "Antizionismus" verkauften Antisemitismus. Ganz undenkbar erscheint es also nicht, daß ausgerechnet die, die am wenigsten gegen die sowjetische Besetzung Ostpolens 1939 hatten, nun verfolgt oder ihre Verfolgungen geduldet wurden. POGONOWSKI bringt immerhin einige Argumente. In Folge 4 heißt es:
An interesting thing happened at about 11 a.m., one hour after the start of the riot. The local district attorney, JAN WRZECZCZ (SZAYNOK, p. 37), made a plea to those in charge of the security forces to allow WRZECZCZ to work with the local police force to put an immediate end to the violence. Those in charge of the security forces rejected his plea. The plea was made to NKVD supervisor Col. SHPILEVOY and to Maj. SOBCZYNSKI-SPYCHAJ, head of the local security forces. Shortly after the plea was received, telephone calls were made to key security leaders in Warsaw. The office log of SOBCZYNSKI-SPYCHAJ contains notes of his telephone conversations with STANISLAW RADKIEWICZ, who was the Minister of Public Security, and with JAKUB BERMAN, a Jew who was at the time the main Soviet agent in the ruling Polish Politburo in charge of all security matters. Clearly, the Soviet agents wanted the provocation to continue, and wanted to thwart all efforts to stop the violence.
und in Folge 5 berichtet er, die Verurteilung des Pogroms durch die Bauernpartei habe die zensierte Presse verschwiegen.
The demand for a parliamentary investigation of the pogrom was rejected by the communist government. The Soviet-led government promised formation of an investigative commission composed of all political parties. It never materialized.
Since one of the aims of the Soviets was to cause an exodus of Jews from Poland, the Soviet authorities took actions to make the exit from Poland as easy as possible. A few days after the funeral of the victims of violence staged by the Soviets in Kielce, Russian General GWIDON CZWINSKI, the chief of border guards, called his Jewish assistant, MICHAL RUDAWSKI, and ordered him to establish two more "illegal" crossing points for Jews on the Czechoslovakian border. (KRZYSZTOF KAKOLEWSKI, "I apologize for DARIUSZ ROSATI", Konflikty, Warsaw: March 28, 1996). These crossing points were supposedly illegal, but in reality they were purposely established by the Soviets and allowed free egress for Jews but not for anyone else. The new crossings were added to those existing already in Szczecin (Jewish code name Khyzar, or bristle in Hebrew, because Szczecin in Polish means bristle market) and in Klodzko (Jewish code name Dorom). The southern crossings were to serve Jewish emigrants going though Austria to Palestine and the northern crossing at Szczecin served those Jews who travelled to West German displaced persons' camps arid from there south though Austria or Italy to Palestine. As stated before, about two-thirds of the Jewish emigrants preferred to go to the United States, France, or other western country. As a result of Jewish emigration, by the end of 1946, there were 100,000 Jews left in Poland of the quarter of a million that were there at the beginning of the year. At the same time, over 200,000 Polish Jews were in West Germany and Austria waiting for further migration. The Anglo-American Commission promised admission of 100,000 Jews to Palestine. In the West German Displaced-Persons' camps, Jewish socialists advocated returning to Poland while Zionists insisted on immigration to Palestine. (I.C. POGONOWSKI, "Jews in Poland: A Documentary History," New York: Hippocrene Books Inc., 1993, p. 349). | http://motlc.wiesenthal.com/photos/p24/p3/p24387.gif SIMON-WIESENTHAL-Center: Survivors of the Kielce pogrom awaiting immigration |
A Polish motion picture, "The Witnesses," illustrates the feelings of pain and shame inflicted on the Polish society by the Kielce Pogrom. Many realized that the Soviet provocation succeeded in damaging the good name of the Polish people by cynically staging the vicious pogrom and playing up the card of anti-Semitism. Soviet occupation and policies conditioned a limited number of people in Kielce to respond to the provocation. Also, no one familiar with the Kielce Pogrom claimed that it was a spontaneous violence. (Kersten, pp. 96, 130). The Catholic Church clearly stated that the provocateurs and perpetrators of the murder in Kielce must be absolutely and without any reservations condemned in the light of God's and human laws and that all rumors about Jewish ritual murders are lies (July 7, 1946, Bishop TEODOR KUBINA). Cardinal HLOND, the Catholic Primate of Poland, stated on July 11, 1946: "Catholic clergy always and everywhere condemn murder. Murder must be condemned also in Poland: against Poles, against Jews in Kielce and other locations. The violence in Kielce was not brought by racism, but by entirely different painful and tragical causes." (KERSTEN, p. 102). CZESLAW MILOSZ, Nobel price laureate for Polish literature, called these tactics "socialist terrorism." Among victims of the Soviet or socialist terrorism were many Polish democratic leaders who were neither anti-Semitic nor reactionary.
Unfortunately, the Moscow files on the Kielce violence have never been opened. These perhaps contain the reports of NKVD/KGB Col. Natan Shpilevoy and G.R.U. high-ranking officer MIKHAIL DYOMIN, who apparently was in charge of choosing the site and staging the provocation in Kielce. Thus, in the absence of direct evidence from Moscow, the Soviet provocation remains the most likely hypothesis, one that is corroborated by all of the available evidence. Clearly, the presence and activities of these two Soviet officers preclude any possibility that the violence in Kielce erupted spontaneously.
Auch SINAI LEICHTER beleuchtet beliebte Schuldzuweisungen und Provokationstheorien:
Although the mention of the kielce pogrom was taboo in Polish circles for almost 50 years , various writers have tried to explain away the causes of the events, suggesting that it was a provocation or a conspiracy by certain political elements, or even by the Zionists themselves , who would gain from the exodus of the Jews from Poland to Israel. The more intelligent among the poles maintained that polish animosity to Jews was caused by Germans fascists who coerced the Poles to cooperate with the Germans in locating and identifying the Jews.
All these "explanations" were lies because the pogrom occurred eighteen months after the city had been liberated and there were no more Germans. The pogrom proved to the whole world that the poles, at least the great majority of them, needed no German encouragement. Hence the eagerness of Poland today to make up with the surviving Jews of Poland living overseas.
A recent film, produced by a German producer with Belorus cooperation, is based on the events in Kielce in 1946. It is a feature film with documentary background. The film is generally unfavorable to Poland , although there are some scenes putting the Poles in a human light, e.g. the execution of a polish couple by SS men, for hiding a Jew in their home.
The film is entitled "from hell to hell". It is forbidden in Poland, though it is a candidate for several awards. It indicates the fact that when the remnants of the Jewish inmates of the Concentration camps came back, looking like skeletons, they were greeted by their former compatriots with astonishment: "what, you are still alive? we thought the Germans have killed all of you. Never mind, we shall finish you off." No wonder that a French book, written in 1985 is entitled: "Le massacre Des survivants".
Wenn über 1000 Leute zusammenlaufen und lieber ein Ritualmordgerücht ernst nehmen statt den doch offenbar verhaßten sowjetischen Befreiern irgendetwas Böses zu unterstellen, kann ich nicht daran glauben, daß sie von denen gelenkt wurden, sondern nur daran, daß sie nicht bei Verstand sind.
HaGalil online bringt eine dpa-Meldung über aktuelle Untersuchungen in Polen. So hat die "Hauptkommission zur Aufklärung von Verberechen gegen die polnische Nation" die Einleitung von vier Ermittlungsverfahren empfohlen.
Noch immer keine Klarheit:
Pogrom von Kielce ist auch nach 52 Jahren ungeklärt
Doch statt die Beschuldigten vor Gericht zu bringen, schickte der Staatsanwalt in Kielce die Unterlagen zurück nach Warschau. Die Begründung: Nicht alle Spuren und möglichen Hintergründe des Pogroms seien von der Hauptkommission untersucht worden. Sechs Varianten sollen nach dem Willen der Staatsanwaltschaft nun geprüft werden. Dabei soll auch die Möglichkeit untersucht werden, ob die blutigen Ereignisse nicht von Juden selbst provoziert wurden, um die 200 000 Holocaust-Überlebenden in Polen zur Ausreise nach Palästina zu bewegen. Der Leiter der Hauptkommission, WITOLD KULESZA, findet solche Spekulationen empörend. «Das ist ein großer Blödsinn. Das kann man nur mit einer Psychose erklären», sagte er der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Nicht nur HELMUT KOHL hat Freunde bei der zuständigen Staatsanwaltschaft.
Erst nach der Wende von 1989 wurden wieder Ermittlungen aufgenommen. Diese sollten vor allem der Vermutung nachgehen, daß der kommunistische Staatsapparat das Massaker inszenierte, um daraus politisches Kapital zu schlagen. Nach der Befragung von 130 Zeugen konnte die Hauptkommission aber keine Beweise für eine Provokation durch den sowjetischen oder polnischen Geheimdienst finden.
Die Vorstellung, das Pogrom von Kielce könnte ganz einfach das Werk der einfachen Leute der Stadt gewesen sein, schien nicht nur der dortigen Staatsanwaltschaft unakzeptabel. Die national-konservative Zeitung «Zycie» veranlaßte das Untersuchungsergebnis zur Vermutung, da habe wohl jemand Angst vor der Aufklärung der wahren Hintergründe. Das katholische «Radio Maryja» setzte gar das Gerücht in die Welt, in einigen der Särge der Kielce-Opfer sei in Wirklichkeit nur Sand gewesen.
Für die nicht enden wollende Suche nach Verschwörern und Provokateuren hat die angesehene polnische Historikerin KRYSTYNA KERSTEN kein Verständnis. In «antijüdischen Vorurteilen, Phobien und Ressentiments» sieht sie den wirklichen Hintergrund des Pogroms. «Damit es zu einem Ausbruch der Agression und Gewalt in diesem Ausmaß kommen konnte, mußte ein entsprechendes gesellschaftliches Klima herrschen. Aus dieser Sicht ist es zweitrangig, ob die erfundene Geschichte von der Entführung eines Jungen durch die Juden im Kopf des Vaters, der Nachbarn oder aufgrund irgendeiner Anweisung entstanden ist.»
BOZENA SZAYNOK berichtet in "The Kielce Pogrom", daß bereits im April 1946 die Jüdische Presseagentur von unwahren Geschichten über Ritualmorde durch Juden oder Zigeuner an polnischen Kindern verbreitet würden, um Unruhen und Pogrome zu provozieren. Weitverbreitet sei in Poland nach 1945 auch die Unterstellung, daß Juden für das neue kommunistische Regime verantwortlich seien.
The Kielce pogrom touches many problems. The most painful and traumatic of these problems is the existence of anti-Semitism in Poland after World War II. Poles were clearly willing to participate in an act of anti-Jewish violence. Some anti-Semitic attitudes present in Polish society after 1945 had roots in the period before the war. And others were connected to specific post-war developments, including what has been called the "heritage of the war." EDMUND OSMANCZYK, a Polish writer and journalist, has written about "the generation infected by death". This first post-war generation knew death intimately--death was something tangible and real. It was easy to kill or to allow someone to be killed. Osmanczyk also highlights a corresponding weakness of morality and values. [...]
An additional psychological factor that should be mentioned is the Poles' memory of the behavior of some Jews on the Polish territories seized by the Soviet Union in September 1939. Disputes over property were motivating factors in their anti-Semitism. For example, 13 Jews were killed in the Kielce region in June 1945. Ten of them were killed because of property disputes. From June 1945 to December 1945 there were about thirty attacks on Jews in all of Poland. Eleven attacks involved robbery, and five were caused by property disputes.
Ich kenne mich mit religiösen Riten nicht aus, schon gar nicht mit jüdischen, aber nach SINAI LEICHTER war die Unterstellung, mit dem Blut von Kindern Pessach-Brot (Matsot) würzen zu wollen, schon deshalb dumm, weil dieses Fest bereits zwei Monate zurücklag. (An Ritualmorde glauben wohl auch heute noch einige ÖsterreicherInnen, vgl Surftipp 6/2000 zum "Anderle von Rinn")
Nach dem Pogrom von Kielce wanderten innerhalb eines Vierteljahres 60.000 JüdInnen aus Polen aus (mehr als in einem Jahr vor dem Ereignis) Vorher war die Vergangenheit (sie wollten nicht auf einem Friedhof leben) der Hauptgrund, nun wurde es die Angst vor dem gegenwärtigen Antisemitismus. Wie von POGONOWSKI (s.o.) erwähnt, flohen viele zunächst nach Deutschland. Das mag erstaunen, zumal, wenn man berücksichtigt, daß deutsche jüdische HeimkehrerInnen sich auch sagen lassen mußten, sie seien bei der Vernichtung vergessen worden. Aber in Deutschland, speziell in der US-Zone, gab es Lager für "displaced persons", über die die aus Polen geflüchteten weiterzureisen hofften. Das US Holocaust Memorial Museum zeigt die nebenstehende Landkarte (Camps for Displaced Persons in Germany and Austria). Die neuen DPs bewirkten bei der amerikanischen Besatzungsmacht zumindest Nachdenken, denn vorher hatte sie jüdische DPs nach Polen weitergeleitet, wie SINAI LEICHTER berichtet: |
http://www.ushmm.org/outreach/images/ger78150.jpgUSHMM # ger78150 |
The Impact of the Kielce Pogrom was manifold: