Zu STANLEY KRAMERs Spielfilm "On the Beach" (USA 1959) schrieb die Süddeutsche Zeitung, 15.3.1997, S. 20: Das Ende der Welt im Jahre 1964: STANLEY KRAMER hat 1959 die nukleare Apokalypse in DAS LETZTE UFER ganz ohne Schockbilder, dafür aber um so bewegter anhand von Schicksalen erzählt. Die USA sind nur noch eine verseuchte, menschenleere Wüste, in Australien jedoch hofft man auf geringen nuklearen Fallout. Vergebens, denn die radioaktiven Wolken ziehen unbarmherzig nach Süden. Zu den Klängen von Waltzing Matilda bereitet man sich auf den unausweichlichen Tod vor, manche suchen ihn schon vorher. Auf der Sterbeliste, und das ist das Bemerkenswerte an diesem außergewöhnlichen Science-Fiction-Film, stehen große Stars wie GREGORY PECK, FRED STAIRE, AVA GARDNER und ANTHONY PERKINS. Das Lexikon des internationalen Films, S. 2231, mäkelt hingegen: KRAMERs vielzitierter Versuch, die Gefahr des Atomkrieges ins allgemeine Bewußtsein zu heben. Die Schilderung eines möglichen Weltendes und des Verhaltens der letzten Menschen bleibt leider ohne Kraft und hinterläßt keine Erschütterung. Statt überzeugender Zeitkritik findet amerikanisches Starkino statt - mit einer Liebesgeschichte zwischen dem U-Boot-Kapitän (GREGORY PECK), der Frau und Kinder im atomverseuchten Amerika betrauert und einer dem Wisky ergebenen einsamen Dame (AVA GARDNER). Ich sehe den Film immer wieder gern, finde das ungerecht und stimme der SZ zu. Ablehnung ist auch in weiteren Besprechungen seltener als Zustimmung (was natürlich nichts beweist). |
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Schon als ich den Film zum erstenmal sah, fand ich gerade das Ende mit Waltzing Matilda gelungen. Passende Filmmusik macht manchmal viel aus, ich denke an "American Graffiti", "Dr. Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben", "Alices Restaurant" oder "Harald und Maude". Und natürlich an die "Rocky Horror Picture Show". Aber um die kümmere ich mich jetzt nicht, sondern nur um Waltzing Matilda.
Der Filmkomponist ERNEST GOLD (1921-1999) nutzte das australische Volkslied nur auf Druck des Regisseurs:
Der sehr detaillierte und unbedingt lesenswerte Lexikoneintrag bei MSN aus BRUCE EDER, All Music Guide berichtet u.a. über ERNST GOLD:
Mit sechs Jahren begann er Klavier zu spielen und mit acht zu komponieren. Schon als Zehnjähriger wollte er Filmkomponist in Hollywood werden. Das hatten auch andere geschafft, z.B. die ebenfalls aus Wien stammenden MAX STEINER und ERICH WOLFGANG KORNGOLD.
GOLD schrieb noch zwei Jahrzehnte lang Musik für KRAMER, wurde aber auch durch die Filmmusik zu PREMINGERs "Exodus" berühmt.
Weitere Links:
Dank DENNIS O'KEEFFE erfahren wir, daß der Titel deutschen Ursprungs ist:
Waltzing, is derived from the German term auf der walz meaning to go on the walz or on the tramp. This expression referred to the custom where an apprentice in various trades or crafts, was required to serve an allotted period traveling around the country or outside Germany gaining experience and new techniques for their trade. During this period auf der walz, the apprentice gained employment with master craftsman in various towns, earning his living as he went and sleeping where he could. All this was part of the guild system for apprentice tradesmen, and was not abolished until about 1911. He was required to carry a special book [handwerksbook] in which he had to have entered by each master that employed him, particulars of the work he learnt, its duration, and his conduct. Upon the completion of his allotted time for being on the walz the apprentice could return to his village and practice as a tradesman. The word Matilda comes from Teutonic origin meaning Mighty Battle Maiden. Then through the years was the name given to the females that followed the soldiers in the thirty year European war. Nach seiner Untersuchung "Eight Days in 1894", für die aber noch ein Verlag gesucht wird, ist das Lied undenkbar ohne den Streik der australischen Schafscherer 1894:
My research into PATERSONs reasons for penning the ballad, and current feelings of Australians has shown that; Ich finde diese (und andere nicht zitierte) Ausführungen etwas übertrieben. Da fiel mir gleich ein, daß angeblich wegen der HITLER-Tagebücher die Geschichte des Dritten Reichs neu geschrieben werden müsse. Gibt es eigentlich schon eine Serie "HITLERs Tagebücher" von GUIDO KNOPP? "KOHLs Helfer" fände ich interessanter. Zurück zum Thema. Für das WWW ist es vielleicht ein Vorteil, daß O'KEEFFEs Untersuchung noch nicht als Buch veröffentlicht wurde, so ist er veranlaßt, einige Erkenntnisse auf http://waltzingmatilda.com zu veröffentlichen und wir haben fast kostenlos etwas davon. Ich fasse es mal zusammen: Als die Löhne für Schafscherer 1894 gesenkt werden sollten, streikten diese in New South Wales und Queensland. ANDREW BARTON PATERSON, der unter dem Pseudonym "The Banjo" schrieb, dichtete "Waltzing Matilda" unter dem Eindruck dieses Streiks, und insbesondere dreier Ereignisse:
ANDREW BARTON Banjo PATERSON (1864 - 1941) schrieb "Waltzing Matilda" Anfang 1895 zu einer Melodie, die CHRISTINA MACPHERSON kannte, vermutlich ein schottische Volklied. Bei Ingeb.org (vgl den vorigen Surftipp) wird aber 1893 als Entstehungsjahr angegeben. Das wäre vor dem Streik. Da auch ROGER CLARKE von der Australischen Nationaluniversität 1895 als Entstehungsjahr angibt, scheint mir das besser begründet. Zuerst aufgeführt wurde nach CLARKE "Waltzing Matilda" im North Gregory Hotel in Winton am 6 April 1895 anläßlich eines Banketts für dem Premierminister von Queensland.
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'Queensland version'
Oh, there once was a swagman camped in the billabong, Chorus Who'll come a-waltzing Matilda my darling, Down came the jumbuck to drink at the water-hole, Up came the Squatter a-ridding his thoroughbred, Fassung von Ingeb.org Once a jolly swagman sat beside the billabong, Chorus: 2. Down came a jumbuck to drink beside the billabong Chorus: 3. Down came the stockman, riding on his thoroughbred, Chorus: 4. Up jumped the swagman and plunged into the billabong, Chorus: |
Bei den MACPHERSONs war PATERSON, der gerade ein Buch über Busch-Balladen geschrieben hatte, zu Gast. BOB MACPHERSON hatte mit drei Polizisten an einem Wasserloch die Leiche SAMUEL HOFFMEISTERs gefunden. Darauf beziehen sich die Zeilen
The swagman he up and he jumped in the water-hole,
Drowning himself by the coolibah tree...
Up came the Squatter a-ridding his thoroughbred,
Up came Policemen - one, two and three...
Daß diese Familie jemandem Unterkunft und Anschluß bietet, der ihre Gegner aus der Arbeiterklasse unterstützt und in seinen Texten preist, ist kaum zu verstehen und deshalb auch oft bezweifelt worden.
Mit normalem Schulenglisch ist der Text nicht zu verstehen, aber da hilft CLARKEs Wörterliste. Er tritt auch der Ansicht entgegen, fremde Wörter seien aus der Sprache der Ureinwohner bernommen. Die haben nämlich hunderte Sprachen. SENANI PONNAMPERUMA bringt nicht nur Erklärungen zu fremden Wörtern, sondern auch Zeichnungen zum Inhalt des Gedichts.
Walzingmatilda.com zeigt auch die handgeschriebenen Noten dazu von CHRISTINA MACPHERSON.
Weitere Links:
Weitere Versionen
And they shipped us back home to Australia The armless, the legless, the blind men, the insane Those proud, wounded heros of Suvla And when the ship pulled at the Circular Quay I looked at the place where me legs used to be And thank Christ there was no one there waiting for me |
The Band Played Waltzing Matilda When I was a young man I carried me pack And the band played Waltzing Matilda And the band played Waltzing Matilda And no more I'll go Waltzing Matilda They collected the wounded, the crippled, the maimed And the band played Waltzing Matilda I see my old comrades, the proudly they march And the band plays Waltzing Matilda Waltzing Matilda, waltzing Matilda © Larrikin Music. Performed by The Dubliners. Written by ERIC BOGLE. | ||
Mir selbst gefällt am besten die Fassung von TOM WAITS 1976 (textgleich ROD STEWARD), ein "Vietnam vet alcoholic down and out stream of consciousness" Lied. Man findet es auch mit dem Titel "Tom Traubert's Blues (Four Sheets To The Wind In Copenhagen)" Ob es TOM TRAUBERT überhaupt gibt oder gab, hat der Autor bisher für sich behalten. Auch hat der Text nicht viel mit dem Volkslied zu tun - und mit Vietnam eigentlich auch nicht. Warum er auch als "Four sheets to the wind in Copenhagen" bezeichnet wird, und was einzelne Begriffe darin bedeuten, erklärt niemand besser als ein Text bei Keeslau.com. Dort werden auch weitere Interpreten von Coverversionen genannt und Interviewäußerungen von TOM WAITS zu seinem Song zitiert. Nicht nur eine, sondern gleich zwei deutsche Übersetzungen fand ich wieder beim Südwestradio. Dort gab es ja auch eine Übersetzung von "American Pie" (vgl. Surftipp 2002/05). Außerdem hörte ich zufällig, als ich mal aus Geldmangel nicht über Karneval nach Berlin ausweichen konnte, im WDR eine kölsche Fassung des Kabarettisten JÜRGEN BECKER, deren Text mir auf Anfrage freundlicherweise sein Management oder seine Homepageverwaltung zur Verfügung gestellt hat. Die vier Texte stelle ich unten nebeneinander. |
Wasted and wounded and it aint what the moon did I´ve got what I paid for, now. See you tomorrow, hey Frank, can I barral a couple of bucks from you to go waltzing matilda, waltzing matilda you go waltzing matilda with me. I´m an innocent victim of a blinded alle, and I´m tide of all these soldiers here. Noone speaks english and everythings broken and my strengh is so clean away to go waltzing matilda, waltzing matilda you go waltzing matilda with me. Now I´ve lost my seechristofer, now that I kissed her, and a one old blanded nouse. And a maverik china-man with a cold bloddy slave, and the stand by the stripteese shows goes waltzing matilda, waltzing matilda you go waltzing matilda with me. Now I don´t want you sypathie, future did say, that the streetlight for dreamin now. Mans lower drag nits, and a ghost, that´s her memories, wanna pleas of the action anyhow go waltzing matilda, waltzing matilda you go waltzing matilda with me. And it´s a batted old suitcase, in a hotel someplace and a wound that will never heal. No pretty dance, the popune is on, and old trip that is staind with blood and whisky, and it´s good night to street sweepers, the night watchman flayn keepers and goodnight matilda, too |
SWR 1. Abgehört - Songs und Texte Verletzt und verloren, das liegt nicht am Mond, nein - Ich bin schuldloses Opfer der Sackgasse hier, Es bellen die Hunde, die Taxis drehn Runden, Mein Christopherus fehlt, jetzt, wo ich sie geküßt hab Ich pfeif auf den Mitleid. Die Flüchtlinge sagen, Frag nur die Matrosen! Die Schlüssel des Wärters... Ein löchriger Koffer, ein Hotel irgendwo, |
SWR3 Lyrix Kaputt, verletzt, und der Mond ist nicht mal schuld dran. Ich hab lediglich das bekommen, wofür ich bezahlt habe. Ich seh’ dich dann morgen. Frank, kannst du mir noch ‘n paar Dollar pumpen? Morgen geht’s los mit dem Armeerucksack. Waltzing Matilda nennen die das. Ich bin ein schuldloses Opfer in einer Sackgasse. Ich hab’ meine Christophorus-Medaille verloren, wie ich sie das letzte mal geküsst habe. Ich will kein Mitleid, keine Sympathie. Du kannst jeden Matrosen fragen, Matilda ist keine Primadonna, |
Funkemarieche Hät mir dat jestunke, dat die Pranke der Funke Wat ich all jemaat han, öm dich kenne ze liere Im Jöözenich dach ich, oh ich kräjen dich Ich jing Rusenmondach wäjen dir nur em Zoch met Die fies Funke Fente, jon eh baal in Rente Doch e paar Jöhrche wigger Von der CD: "Jürgen Becker darf nicht singen" |
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