werden konnten. Das hat vor allem seine Ursache im ungenügend entwickelten Stand der Produktivkräfte der Gesellschaft. Die materielle Produktion war noch nicht so fortgeschritten, daß sie erlaubte, alle Menschen auf gleiche Weise an der Verteilung der produzierten Güter zu beteiligen. Das war die letzte Ursache des Scheiterns aller kommunistischen Utopien. Ihre Anhänger waren nicht in der Lage, eine wissenschaftliche Strategie und Taktik des Klassenkampfes zu entwickeln. Sie erkannten nicht, daß sie den Klassenkampf unversöhnlich führen müssen und dazu eine politische Organisation benötigen. Oft ließen sie sich auch in falschem Edelmut von den herrschenden Klassen täuschen. Davon zeugen unzählige Beispiele der Geschichte. Wortbrüchige HerrscherWir kennen ein sehreinprägsames Beispiel aus dem Jahre 1381 dafür, welche Folgen Vertrauensseligkeit gegenüber den Ausbeuterklassen haben kann. Damals brach in Südengland eine große Bauernrevolution aus. Den Bauernheeren gelang es sogar, London zu besetzen. Der König, Adlige, Minister und der Erzbischof flüchteten in die Stadtfestung, den Tower. Die Bauern ließen dem König sagen, sie wünschten ihn persönlich zu sprechen. Zitternd gehorchte der Monarch. Die Bauern verlangten eine Urkunde, in der ihnen Freiheit und Rechtsgleichheit sowie Straflösigkeit garantiert werden sollten. König Richard II. versprach das. Er verlangte nur, daß der größte Teil der Bauern inzwischen aus London abziehe. Die Bauern willigten ein. Am vereinbarten Tag kam der König mit Rittern und städtischen Reichen. Der Bauernführer Wat Tyler ritt ihm mit einem kleinen Trupp entgegen und bat um die Übergabe der Freiheitsurkunde. Statt des Schriftstücks erhielt Tyler einen Stoß, der ihn aus dem Sattel warf, und er wurde getötet. Richard II. sagte den Bauern, er selbst sei ihr Führer, und bestä- |
tigte die versprochenen Freiheiten. Die Bauern glaubten ihm abermals und stellten überall den Kampf ein. Damit hatten die Herren freie Hand und rechneten nun blutig mit dem nach Freiheit strebenden Volke ab. Alle Bauernführer, Tausende Revolutionäre wurden gehenkt oder geköpft. Zu allen Zeiten sind die Unterdrückten für ihr Ideal einer kommunistischen Welt in den Kampf gezogen. Nach Niederlagen rächte sich die herrschende Klasse blutig für die ausgestandene Angst. Wenden wir uns noch einer anderen interessanten Tatsache aus der Geschichte der kommunistischen Ideen zu! Unter den kommunistischen Schriften finden wir viele, die von Angehörigen der herrschenden Klassen verfaßt wurden. Wie ist das zu erklären? Zum einen ließen sie ihre Ehrenhaftigkeit und ihre Einsicht die Ausbeuterordnung verurteilen und für die Interessen der unterdrückten Klassen Partei ergreifen. Zum anderen hatten nur die Angehörigen der herrschenden Klasse die nötige Muße und Bildung, um ihre Gedanken in ein System zu bringen und niederzuschreiben. Aber auch sie schöpften ihre Ideen aus der Sehnsucht und der Hoffnung der Volksmassen nach sozialer Gleichheit, Gerechtigkeit und Frieden. Viele mußten für ihren Mut Verfolgungen, den Verlust ihres Vermögens, ja sogar den Tod erleiden. Ihre sozialistischen Ideen schrieben sie oft in Gestalt sogenannter Utopien nieder. Das waren Schilderungen von erdichteten kommunistischen Gemeinwesen. Diese Form gab den Verfassern in der Regel Gelegenheit zu kritischen Anspielungen auf ihre Zeit, die vom Privateigentum und von der Knechtung der Menschen gekennzeichnet war. Thomas Morus' "Utopia"Solche Sozialutopien kennen wir bereits aus dem Altertum. In der Entstehungsperiode des Kapitalismus belebte sich |