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Am 24.9.2004 hat Bundeskanzler GERHARD SCHRÖDER den Ethikrat der Bundesregierung eingeweiht und dabei zur Organspende Stellung bezogen. Mir fiel (zum ersten mal seit langer Zeit) wieder eine eigene alte Idee ein, mit der ich in den achtziger Jahren aber noch bei allen Juristen auf Ablehnung stieß, die ich damit belästigte. Um es nicht doppelt zu erläutern, zitiere ich gleich die Nachricht, die ich daraufhin der Bundesregierung zukommen ließ:
Betreff: Organspende (Kompromissvorschlag)
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe eben gehört, daß der Kanzler Organspenden gegen Bezahlung ablehnt (was ich gut finde), daß aber noch nach einer Lösung des Problems geringer Spendenbereitschaft gesucht wird.
Ich habe dazu eine Idee - übrigens schon seit zwei Jahrzehnten, aber als ich die damals einem Juristen vortrug, hatte der Einwände. In einer Zeit des Sozialabbaus gelten die aber vielleicht nicht mehr, deshalb mein Vorschlag.
Würden alle EinwohnerInnen (so wie ich) zur Organspende bereit sein, würden die Organe vielleicht immer noch nicht reichen, aber mehr wären im Inland nicht zu beschaffen. Mein Vorschlag erreicht nach einer Übergangszeit auch diese Relation zwischen Angebot und Nachfrage. Ich schlage nämlich vor, das Recht, ein Organ transplantiert zu bekommen, mit der Bereitschaft, eins zu spenden, zu verbinden. Nur wer (wie in der Zustimmungslösung) seine Organe zur Verfügung stellt, kann, wenn sie/er vorher selbst eins braucht, auch eins bekommen. Diese Bereitschaft müßte nach einer Übergangszeit für die jetzt schon chronisch Kranken, von allen BürgerInnen eindeutig erklärt werden. Man muß ja irgenwie verhindern, daß niemand spenden will, bis eine eigene Notlage eintritt. Erst etwa 6 Monate nach der Erklärung der Spendenbereitschaft soll man auch EmpfängerIn sein dürfen, außer bei Unfällen. So wird klar gemacht, daß man bei Verweigerung sich auch selbst schaden könnte, was man aber darf. Ihre Regierung könnte das ja wieder als "Fördern und fordern" verkaufen.
Mit freundlichen GrüßenDie Bundesregierung antwortete schnell:
Date: Fri, 24 Sep 2004 01:32:58 +0200 (CEST)
From: Kontaktformular
Subject: Ihre E-Mail an die Bundesregierung
Sehr geehrte(r) Norbert Schnitzler,
vielen Dank für Ihr Interesse am Internetangebot der Bundesregierung. Ihre E-Mail an die Bundesregierung ist am 24. September 2004 um 1:32 Uhr eingegangen und wird zur Bearbeitung an die zuständigen Stellen weitergeleitet.
Danach habe ich nichts mehr davon gehört oder gelesen. Die Bundesgesundheitsministerin kam übrigens aus meinem Wohnort.
Die erwähnten Bedenken waren z.B., daß dann ein Nichtspender doch ein Organ bzw. einen Platz auf der Warteliste einklagen könnte. Auch könnte das Bundesverfassungsgericht die Regelung zurückweisen, weil eventuell die unantastbare Menschenwürde durch den Ausschluß von der Organspende verletzt würde, eine Ansicht, die auch mein Freund PETER vertritt, der mir dazu schrieb:
Manche Sonderfälle habe ich selbst bei meinem Vorschlag nicht ausgearbeitet, etwa Unmündige, geistig Behinderte, Kinder (je nachdem, wie die Eltern für sich selbst entscheiden). Aber das sah ich auch nicht als meine Aufgabe an. Persönlich wäre da bereit, großzügig zu sein, wenn nur bei klar mündigen erwachsenen Menschen meine Regelung griffe. Sollen sich doch JuristInnen darüber den Kopf zerbrechen.
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... oder MedizinerInnen: Im April 2005 fand in Wiesbaden ein Internistenkongress statt, vorher fiel dessen Präsident MANFRED WEBER durch "meinen" Vorschlag auf:
Organspende nur für Spender
Wiesbadener Internistenkongress befasst sich mit Transplantationen
Vom 31.03.2005
cox. WIESBADEN Wer nicht bereit ist, ein Organ zu spenden, sollte bei Bedarf auch keines erhalten: Professor MANFRED WEBER, Kongresspräsident des Samstag beginnenden Internistenkongresses, bezog bei einer Vorab-Pressekonferenz klare Position zum Thema Organspende.
Ich hörte es am gleichen Tag im Radio, dachte an meine Mail an die Bundesregierung und recherchierte daraufhin im Netz, um dem Internistenkongress meine Unterstützung mitzuteilen.
Date: Thu, 31 Mar 2005 16:38:35 +0100
To: info@dgim.de
Subject: Organspende
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe gelesen, daß der Kongreßpräsident des kommenden Internistenkongresses vorgeschlagen hat, nur wer selbst spendebereit sei, solle auch Organe empfangen dürfen. Das ist eine gute Idee, die ich selbst schon während meines Studiums (Lehramt) vor mehr als 20 Jahren in einer Rechtsvorlesung geäußert habe, damals allerdings ohne Zustimmung zu finden. Vor nicht mal einem Jahr habe ich in der gleichen Angelegenheit der Bundesregierung geschrieben (siehe Anhang). Darauf habe ich keine Antwort bekommen. Ich freue mich, daß nun auch ein prominenter Internist diese Ansicht vertritt und hoffe, daß er mehr bewirkt.
Mit diesem Vorschlag und meinem Bericht über das, was ich mit der Bundesregierung erlebt hatte, drang ich aber nicht durch. Zuerst kam meine Mail zurück:
Thread-Topic: Undeliverable: Organspende
thread-index: AcU5FLS/SYv+THFuR0C0bg0RFtwi+Q==
From: "System Administrator"
Sender: "System Administrator"
...
Subject: Undeliverable: Organspende
...
X-OriginalArrivalTime: 04 Apr 2005 12:49:14.0512 (UTC) FILETIME=[B4C8E100:01C53914]
Date: 4 Apr 2005 14:49:14 +0200
...
Your message
did not reach the following recipient(s):
info@dgim.de on Mon Apr 04 02:49:14 2005
Na gut, versuche ich es halt konventionell. Ich habe nacheinander alle drei Telefonnummern im Büro des Internistenkongresses angerufen, aber außer Besetztzeichen, "Kein Anschluß unter dieser Nummer" und daß niemand ranging nichts erreicht. Auch ein Fax wurde nicht entgegengenommen.
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Das für mich persönlich Ärgerliche dieser Ereignisse ist vor allem, daß Anfragen nicht ankommen (Internisten) oder nicht beantwortet (Bundesregierung) werden. Daß "meine" Regelung und der Interviewvorschlag von Professor WEBER nicht Gesetz wurden, könnte ich leicht verschmerzen, wenn ich den Eindruck hätte, daß gewissenhaft darüber diskutiert worden wäre. Das hätte der Vorschlag vor allem nach der Äußerung des hochrangigen Mediziners verdient gehabt.
Aber wie ich schon im Zusammenhang mit einer Anfrage an den CDU-Verkehrsexperten DIRK FISCHER feststellen mußte, lassen Politiker oft nur Antworten geben, die nichts oder fast nichts inhaltlich aussagen. Ich wähle hier die Formulierung "lassen geben", weil die Antwort im ersten Fall (FISCHER) von einem Mitarbeiter kam, im zweiten (Ethikrat) von einem Autoresponder. Die besondere Unorganisiertheit des Internistenkongresses ist ein Sonderfall, den ich überhaupt nicht einordnen kann.
Hintergrundmusik: Niere.mid (Eine neue Niere ist wie ein neues Leben)