Seat 133 (1976-1990)

1976 brachte einigen Wandel in mein Leben: Abitur, Führerschein und Studium.

Der Führerschein begleitet mich schon mehr als die Hälfte meines Lebens

Ich studierte in Aachen Mathematik und Geschichte für das Lehramt der Sekundarstufe II und wohnte weiterhin bei meinen Eltern, was ich heute für einen Fehler halte. Jedenfalls finanzierten sie mir statt einer Wohnung ein Auto, das aber als Zweitwagen angemeldet wurde. Das war von 1976 bis 1980 ein Fiat 850 im Gewande der damaligen Fiat-Tochter Seat. Mit dem Namen "Fiat 133" konnte man Leute beeindrucken, die dachten, der wäre größer als ein Fiat 132. Es war aber ein Seat, den Fiat verkaufte. In Wirklichkeit konnte dieses Auto nicht ganzzahlig zwischen Fiat 126 (zwei Zylinder Heckmotor) und Fiat 127 (vier Zylinder Frontmotor) eingereiht werden.

Aus der Zeit stammt auch noch dieser etwa 10 cm lange Malkasten, ein Werbegeschenk des FIAT-Händlers (der inzwischen Toyota verkauft), das ich beim Umzug wiedergefunden habe. Der Pinsel scheint verloren.

Meiner war rot, außerdem gab es noch gelb und grün, natürlich keine Metallicfarben. Ich habe damals nicht selbst fotografiert, so daß ich auf Prospektfotos zurückgreifen muß. Für den Neuwagen bezahlten meine Eltern etwa 6400 DM. Als Extras hatte der Wagen einen Rückfahrscheinwerfer, heizbare Heckscheibe und Kopfstützen, die aber zu kurz waren oder zu weit rausgezogen werden mußten.

Das Auto war einfach, aber praktisch. Ich bin sehr gern damit gefahren. Mit nur 3,45 m Länge und 1,42 m Breite fand es leichter einen Parkplatz an der RWTH als ein Polo oder Fiesta, mit den vier Zylindern war es nicht übermäßig laut und der Verbrauch lag auch im Rahmen des damals üblichen (etwa 8 l/100 km beim Pendeln zwischen Stolberg und Aachen)

andere Ansichten aus dem Prospekt

Der Innenraum wirk heute karg - nicht mal eine Einbauöffnung für ein Radio war vorgesehen. Trotzdem fand ich ihn ganz praktisch. An den schmalen Lenkradspeichen konnte man prima einen Plastebecher einhängen und was wie funktionierte, war auch leicht nachzuvollziehen. Die Scheibenwaschanlage wurde mit einem Gummiball betätigt und beim Kaltstart mußte ein Choke gezogen werden.

Fiat rühmte die Sicherheit:

Diese 690 kg konnten von den 25 kW des Heckmotors bequem bewegt werden, Fiat nannte ihn dann auch "temperamentvoll" und "Lebenskünstlerwagen".

Die Ausstattung übertraf teilweise die Grundausstattung anderer Kleinwagen. Eine Polo-fahrende Kommilitonin hatte beispielsweise nur eine Sonnenblende, und ein Käferfahrer meinte, der Kofferraum sei größer als bei ihm. Allerdings hatte der Seat nur einen Kofferraum:

Unter dem Gepäck war die Batterie, aber das Reserverad stand aufrecht. Das gefällt mir.

Werfen wir noch einen Blick in den Innenraum:

Die Liegesitze habe ich leider nicht wunschgemäß nutzen können.

Ich bin nur etwa 10000 km pro Jahr gefahren. 1980 gab es Probleme, weil der Wagen nicht mit Anlasser anspringen wollte und angeschoben werden mußte. Meine Eltern schoben das auf das hohe Alter (4 Jahre, 40000 km) und bestellten ein neues Auto. Sie hatten aber gleichzeitig weniger gravierende Probleme mit ihrem Ford Taunus. Bei beiden PKWs verschwanden die Probleme wenig später nach dem Tanken. Deshalb nehme ich an, daß es am Benzin lag. Durch die Ölkrise und die Preispolitik der Konzerne kostete damals Benzin übrigens schon über 1 DM/l.

Für den Seat bekamen sie zwischen 3000 und 4000 DM -> Für 1 DM Wertverlust war ich also etwa 8 km weit gekommen, und das in den siebziger Jahren - ein schlechter Wert. So kam ich zu einem R 5, obwohl ich für die weitere Nutzung des Seat plädiert hatte und eher eine Reparatur in Kauf genommen hätte, die dann aber gar nicht nötig war.

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