In Aachen gibt es keine Frauen

Eindrücke

Eine Sommerlochdiskussion in de.etc.fahrzeug.auto beschäftigte sich 1999 mit "Vanillebäumchen", schweifte dann ab zu "Welche Sender hört ihr" und "Was für Aufkleber habt ihr am Auto?"

In diesem Zusammenhang schrieb NATALIE GILLIAM

Ich antwortete darauf:

    Frauen sind sowieso nie solo, zumindest nicht in meiner Gegend und außerhalb von Altenheimen. Wenn doch, dauert dieser Zustand nur Minuten oder maximal einen Tag. Ich bekomme es nicht mit, nie. Wenn doch (Ausnahme in der Ausnahme), will sie mal 'ne Runde aussetzen und ich bekomme nicht mit, wann die Runde vorbei ist.

    Und die polygamen rauchen.

    Betrübt und läufig
    NORBERT SCHNITZLER

Schön wär's.
Quedlinburg, 1.12.1996

NATALIE GILLIAM spendierte eine Runde Mitleid. Dem brauche ich auch jetzt nichts hinzuzufügen.

In der "Unterhaltung am Wochenende" moderierte HORST SCHROTH am 15.4.2000 über Ingenieure. Für die sei ein Glas nicht halbvoll oder halbleer, sondern habe die falsche Größe. Dann brachte er einen Witz:

In Aachen ist das anders, da sind auch Ingenieure Konkurrenten.

WENDOLIN HAFERKAMP will während des Studiums den Frauenspruch

gehört haben.

Ludwig Forum kauft "Dorothy"

Aachen, 30.2.1993 (ADN). Das Ludwig Forum hat die lebensgroße Figur "Dorothy", die der Künstler JOHN DE ANDREA 1969/70 schuf, erworben. Das aus Fiberglas, Polyester und Ölfarbe hergestellte Kunstwerk zeigt täuschend echt eine unbekleidete Frau. Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt. Wie aus Museumskreisen verlautbarte, hat man die Statue erworben, weil es in Aachen keine Frauen gibt und die Aachener Gelegenheit bekommen sollten, ihre Kenntnisse über das weibliche Geschlecht aufzufrischen.

Wer will, kann noch einen Text von LUTZ VON ROSENBERG-LIPINSKI dazu lesen: 30 Jahre Frauen.

Wissenschaftliche Erkenntnisse

Durch eine Diplomarbeit von TORSTEN OBST an der Universität Greifswald, über die diverse Zeitungen berichteten, wurde im August 2005 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, daß in Ostdeutschland ein gewaltiger Überschuß junger Männer herrscht. Zwar sei bundesweit ein Verhältnis von 98 Frauen auf 100 Männer der Altersgruppe, in Ostdeutschland aber unter 90 zu finden. Ich wollte das Verhältnis auch für meine Region erfahren und schrieb dem Gutachter:

Durch die ausführliche Antwort wurde mir klar, daß meine Fragen weniger durch die erwähnte Diplomarbeit, die sog. NUTS-2-Regionen von EU-Europa untersucht, die in Deutschland mit den kleineren Bundesländern bzw. den Regierungsbezirken der größeren Bundesländer identisch sind, als durch eine bereits 2003 veröffentlichte Studie "Deutschland 2020" des Berlin-Instituts, deren Ergebnisse als PDF-Dateien bei GEO geladen werden können, beantwortet wurden. (Ein langer Satz, aber ihr könnt ihn ja nochmal lesen.) Hier ein Ausschnitt aus der Karte "Junge Frauen haben Ostdeutschland verlassen"

In Aachen Stadt und in den Kreisen Düren, Bitburg, Daun und Cochem sieht es also schlecht für junge Männer aus. Und als ich in der hier untersuchten Altersgruppe war, sah es noch schlechter aus, da die DDR damals noch junge Frauen am Verlassen des Territoriums hindern konnte. Diese dringen wirklich gelegentlich bis Aachen vor, da sie eher als Westfrauen Interesse an einem technisch-naturwissenschaftlichen Studium zeigen. Mir ist auch mal eine ehemalige Rostockerin an einem Stand der WASG begegnet.

Interessant ist auch ein Blick auf die von der Bertelsmann-Stiftung prognostizierte Entwicklung der nächsten Jahre.

Man sieht sofort zwei große Ausbuchtungen der Pyramiden, bzw. auf jeder Seite zwei: bei den 20-30jährigen durch die Studierenden und darüber durch die geburtenstarken Jahrgänge. Letztere verschieben sich nach oben - diese Personen werden immer älter. Die Studierenden werden immer wieder durch neue Menschen ersetzt, nicht durch den Aachener Nachwuchs, der nur mit etwa einem Drittel zu diesen Geburtsjahrgängen beitragen kann. Für das Thema dieser Abhandlung rate ich zur Beobachtung der Gitternetzlinien bei 2200 und 2600, denn bei ihnen kann man am besten den Männerüberschuß feststellen. Die Studentinnenzahl eines Geburtsjahrgangs wird um 2600 schwanken, die Frauenzahl aus einem geburtenstarken Jahrgang der 1950er - 1960er Jahre bei 2200 mit abnehmender Tendenz.

Es scheint aber in NRW noch ein paar Regionen mit schlimmerem Frauenmangel zu geben. Für die 20-34-jährigen hat die Bertelsmann-Stiftung diese Zahlen aus der Vergangenheit aufbereitet:

Außer 2003 liegt Aachen immer zwischen 41,8% und < 45,4% Frauenanteil.

Alterspyramide 2001

Wo eine entsprechend unausgewogene Verteilung herrscht, wird das auch in höheren Altersgruppen Auswirkungen haben. Zwar rottet die höhere Sterblichkeit - ein Phänomen, das in letzter Zeit auch Gegenstand von Untersuchungen war - Männer etwas eher aus als Frauen, wenn es aber soviel mehr Männer gibt, führt das entsprechend später zu einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis oder gar zu einem Frauenüberschuß.

Geht man diesem Phänomen nach, kommt man heute um MARC LUY von der Universität Rostock nicht herum. Um den Anteil der biologischen Ursachen an der unterschiedlichen Lebenserwartung zu ermitteln, erforschte er seit Mitte der 90er Jahre eine Gruppe, in der beide Geschlechter einen fast identischen Lebensstil pflegen: die Nonnen und Mönche in katholischen Klöstern.

In seinem Aufsatz "Warum Frauen länger leben. Erkenntnisse aus einem Vergleich von Kloster- und Allgemeinbevölkerung" in: Demographie. Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Demographie e.V. (DGD) Jahrgang Nr. 1, Ausgabe Nr. 3 (Dezember 2002), S. 4f, aus dem ich gerade schon zitierte, gibt er einen Unterschied in der Restlebenserwartung im Alter 25 Jahre von ein bis zwei Jahren an. Dieser "Restvorteil der Frauen" könne "durchaus auf biologische Faktoren zurückzuführen sein" Das ist nicht viel angesichts der oben genannten Differenzen von bis zu 7 Jahren, aber da er Zeiträume vor und nach dem Zweiten Weltkrieg vergleicht, kann er auch feststellen, daß Männer zurückgeblieben sind (viele Frauen behaupten das ohnehin):

Dr. CORNELIA LANGE, Bevölkerungswissenschaftlerin am Robert-Koch-Institut, beschrieb bei einem Fachgespräch an der Humboldt-Universität am 9.5.2005,

Prof. Dr. MARC LUY stellte dabei auch die geografische Verbreitung und historische Entwicklung dieser Differenz dar.

Dr. PAOLO DI GIULIO, Bevölkerungswissenschaftlerin am Max Planck Institute for Demographic Research in Rostock untersuchte, wie die Lebenserwartungsdifferenz von Gesundheitsverhalten, Lebensstilen und Lebensarragements beeinflusst wird. Dazu bildete sie vier Lebensstilgruppen:

Da in allen Gruppen die Weibchen länger leben und die Gruppe, in der sie ohnehin dominieren, auch noch die geringste Mortalität aufweist, meinte DI GIULIO, es sei "erfolgversprechend, an den Lebensstilen und den Lebensarrangements anzusetzen, um die Lebenserwartung von Männern zu erhöhen." In Zeiten von Hartz IV und Taschengeldkürzungen bei Heiminsassen fragt man sich natürlich wozu.

Für mich bedeutet das: Entweder verursache ich die höhere Sterblichkeit der Männer mit - dann habe ich es vielleicht bald hinter mir und der Frauenmangel kann mir egal sein - oder ich profitiere von ihr, wenn ich in dieses Alter komme oder mich schon vorher verstärkt älteren Frauen zuwende, die auch in Aachen zu finden sind.

Älteren Frauen hat sich auch ULRIKE BRANDENBURG zugewandt. Die ausgerechnet in Aachen lehrende und praktizierende Medizinerin ist häufig zu Gast in Redaktionen und Fernsehstudios, z.B. Delta (3 Sat), Rundum gesund (WDR-Fernsehen), Zeit, Brigitte, und "Fachärztin für Psychotherapeutische Medizin, mit den Spezialgebieten Paar- und Familientherapien, Sexualtherapie und -wissenschaft. Sie ist außerdem Leiterin der Sexualwissenschaftlichen Ambulanz der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Aachen, und Lehrtherapeutin und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung. Weiter ist sie im Beirat der 'Zeitschrift für Sexualforschung'." Darüber hinaus hat sie sich die Domäne http://www.sexualwissenschaft.com/ gegrapscht. Wie schafft sie das alles nur? Jedenfalls habe ich nicht den Eindruck, dass ihre Erkenntnisse frisch sind:

Nun haben sie schon reservierte Parkplätze und den G-Punkt und bekommen bei gleicher Leistung bessere Noten und multiple Orgasmen, aber gejammert wird trotzdem. Manche Frauen wollen sich eben benachteiligt fühlen.


http://www2.hu-berlin.de/sexology/ECD1/org_twocurves.gif

Und in Zukunft werden sie es wohl auch wieder sein, wenn die Forschungsergebnisse, über die "FOREIGN POLICY" berichtete, zutreffen bzw. eintreten. Danach ist der Geburtenrückgang kein gesamtgesellschaftliches Phänomen, sondern eins, das verschiedene Bevölkerungsgruppen verschieden betrifft, wobei die liberalen eher kinderlos bleiben als die konservativen und frommen und dadurch patriarchalische Lebensformen und Werte die Mehrheit erlangen werden.

Das werden wir wohl noch erleben können. Der Autor erwartet aber auch den Rückgang dieser Tendenz in ferner Zukunft:

Und mein leichtfertiger Vergleich Aachens mit China wird durch einen anderen Aufsatz in seine Schranken gewiesen:

Der Autor hält sowohl einen Überfall aggressiver junger Chinesen auf Taiwan wie auch eine vom Frauenhandel lebende Bordellkultur in Asien für möglich. Dann hätte ich wohl falsch gelegen, als ich aus Aachener Erfahrungen eine Dominanz des Geschlechts mit dem höheren Marktwert, also der Frauen, erwartete.

Die niederländische Journalistin und Diplomatengattin BETSY UDINK hat in Pakistan eine Gesellschaft vorgefunden, in der der marktwirtschaftliche Ansatz ebenfalls nicht funktionierte:

Hintergrundmusik: Tous_les_garcons_et_les_filles.mid
Die MIDI-Datei enthält auch den Text. Sonst könnt ihr noch hier nachsehen.

 

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