WWW-Tipp der Woche 44/2000

Allgemein

Rundfunkanstalten
   AFN und BFN
   Berliner Rundfunk
   NWDR
   RIAS
   SDR und SWF
   BR

Personen
   Axel Eggerecht
   Hugh Carleton Greene
   Adolf Grimme
   Günter Neumann
   Ernst Schnabel
   Karl Eduard von Schnitzler
   Peter von Zahn

Musik

Personen

oben

Axel Eggebrecht

Schon im Surftipp 7/2000 über ERNST BUSCH hatte ich AXEL EGGEBRECHT als Bewohner der gleichen Künstlerkolonie erwähnt.
    (geb. 10.1.1899 in Leipzig, gest. 14.7.91 in Hamburg),
    studierte Germanistik und Philosophie, seit 1921 in Berlin; 1920 Mitglied der Kommunistischen Partei, setzte sich zunehmend kritisch mit der kommunistischen Doktrin auseinander, 1925 Austritt aus der KPD, seit 1925 als freier Schriftsteller, Regieassistent tätig, 1925 Filmdramaturg bei der UfA, Filmkritiker beim Berliner Tageblatt, Mitarbeiter der «Weltbühne». 1933 Berufsverbot, 1933-35 Gefängnis und KZ in Hainwalde, Schreibverbot. Während dieser Zeit konnte er aber unter Pseudonymen an Drehbüchern mitarbeiten bzw. schrieb Drehbücher unter Decknamen oder für andere Autoren. Nach 1945 Aufbau des Hamburger Rundfunks, 1945-49 Abteilungsleiter des NWDR Hamburg, 1963-65 Rundfunkberichterstatter über den Auschwitz-Prozeß in Frankfurt/M. Vorsitzender des P.E.N.-Club 1947/1965, Mitglied der Frankfurter Akademie der Künste 1956, schrieb Gedichte, Romane, Hörspiele, Filme, Essays.

http://www.kultur-netz.de/kueko/bilder/eggebr.jpg

Für EGGEBRECHTS Mitarbeit an Filmen habe ich zwei Beispiele gefunden:

Heute ist fast nur noch sein Katzenbuch bekannt.

Titel: Katzen
Autor: AXEL EGGEBRECHT

Umfang: 94 Seiten, geb., Schutzumschlag
Verlag: Arche, Zürich/Hamburg
Preis: 26,00 DM, ISBN 3-7160-2262-4


http://www.tolle-tipps.de/content/fre/bsa/katze41.jpg
Außerdem fand ich noch bei Amazon:

Dietz Taschenbücher, Bd.1, Volk ans Gewehr
AXEL EGGEBRECHT

Preis: DM 9,80
EUR 5,01
Taschenbuch - 255 Seiten Dietz, Bonn; ISBN:
3801230015


http://images-eu.amazon.com/images/P/3801230015.03.MZZZZZZZ.gif

Hugh Carleton Greene

oben

Schon während des Zweiten Weltkrieges wurde HUGH CARLETON GREENE den deutschen RadiohörerInnen bekannt - wenn sie wagten, BBC zu hören.

UDO TSCHIMMEL: Die Englische Tante. BBC: Der traditionsreichste Radiosender der Welt wird 75 schreibt über diese Zeit:

Exkurs: Ich finde heutige Nachrichten oft zu kurz. Nun weiß ich, wer damit angefangen hat. Im DLF beispielsweise wurden die 10-Minuten-Nachrichten praktisch halbiert zugunsten von Börsenberichten und Verkehrshinweisen oder Kurzfassungen davor UND dahinter! Der WDR sendet sonntags statt fünf nur drei Minuten lang Nachrichten, was blöd ist, wenn man im Anschluß etwa nach 19 Uhr etwas aufnehmen will. Bei mir ist das das Kritische Tagebuch oder Zeitfragen-Streitfragen. Dadurch ist 19:05 sonntags zu spät.

Lassen wir UDO TSCHIMMEL nun weiter berichten.

weiterer Link:

Adolf Grimme

oben
Das Adolf-Grimme-Institut faßt GRIMMES Lebenslauf sehr knapp zusammen:

    ADOLF GRIMME...wurde am 31. Dezember 1889 in Goslar am Harz geboren.
    Zu den bedeutenden Stationen seines Lebens gehören:

    1930 - 1932 Preußischer Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung
    1946 - 1948 Kultusminister des Landes Hannover bzw. Niedersachsen
    1948 - 1956 Generaldirektor des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR), Hamburg und Köln.

    Der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) stiftete 1961 einen Fernsehwettbewerb, der ab 1964 als Adolf Grimme Preis jährlich in Marl verliehen wird. Bis 1977 wurde dieser Wettbewerb von der „insel Marl" (Bildungswerk der Stadt Marl) vorbereitet und durchgeführt. Seit 1977 ist dafür das 1973 gegründete Adolf Grimme Institut zuständig.


http://www.grimme-institut.de/images/adogri1.gif

Die CDU sah schon 1950 im NWDR den "Rotfunk", als den sie ihn noch in den 80er Jahren bekämpfte. Der Spiegel schrieb damals über ein vertrauliches Memorandum der CDU, das der CDU-nahen Presse als Grundlage für Angriffe auf den NWDR zugespielt worden war:

Aus einer Ansprache WOLFGANG CLEMENTS:

Günter Neumann

oben
GÜNTER NEUMANN erfand die Kabarettsendereihe "Die Insulaner". Zum 50. Jahrestag der ersten Sendung erinnerte die PETER AUER daran:

    Berliner Morgenpost Sonntag, 27. Dezember 1998
    Pfiffikusse auf Sendung
    Die Insulaner - Rias startete Weihnachten 1948 seinen Straßenfeger
    Von PETER AUER

    GÜNTER NEUMANN, vor dem Krieg Mitstreiter bei WILLY SCHAEFFERS, gab eine Zeitschrift heraus, die «Der Insulaner» hieß. Kleiner Schönheitsfehler: Sie wurde von keinem gekauft. NEUMMANN trommelte improvisationsfreudige Schauspieler zusammen. Fürs Weihnachtsprogramm 1948, das wenigstens etwas Fröhliches enthalten sollte, schrieb er ein Konzept; Titel: Der Club der Insulaner. Es sollte im vielgehörten Rias unverblümte Werbung für sein reichlich mickriges Blättchen sein. Die blutjunge und spindeldürre Berliner Pflanze ETHEL RESCHKE sang am Abend des Ersten Feiertages den Eröffnungspart: «Der Insulaner . . .»

    Sie konnten sich vor Erfolg nicht retten. Zwar schlief die unselige Zeitschrift gnädig ein, aber der Rias hatte einen Straßenfeger.

    Die Insulaner hatten als Feind nicht allein die Mächte in Moskau ausgemacht, sondern die vorschriftshörigen Spießbürger in den Amtsstuben. Für den blitzgescheiten Texter wieherte der Amtsschimmel nicht nur scheuklappendoof in Ost, sondern parteibuchborniert auch in West. Pfiffikusse, die sie waren, schauten sie denen auf grellrotgeschminkte Mündchen, die bei Kranzler als Generalswitwen die Zeit mit Tratsch totschlugen.

    Aber der behäbige Insulaner, der die Ruhe nicht verlor und kein Getue liebte, mußte jäh erwachen, als am 13. August 1961 Stacheldraht und Asbestbeton im Sinn des Wortes zementierten, daß nun endgültig Schluß ist mit lustig sein. Das Bauen der Mauer, das Schießen war kein Spaß mehr. Die Insulaner verloren die Ruhe, gingen unter!

    Alle Wiederbelebungsmaßnahmen nach 1961 (und es gab zu diversen Jubiläen einige davon) endeten in Plattheit oder Peinlichkeit. Rund 130 Sendungen insgesamt bilanzierten die Rias-Macher (zu denen später auch HANS ROSENTHAL gehörte). Ihre stärksten, weil bittersten Zeiten erlebten die Insulaner nur im grenzgrauen Niemandsland und Bierseligkeit unter dem Patriarchat der knorrigen Altvordern ADENAUER und ULBRICHT.


http://www.dra.de/GRAPHICS/rias01.jpg

Plakat zum getanzten Hörspiel "Da werden Tiere zu Hyänen" nach dem Roman "Farm der Tiere" von GEORGE ORWELL (vgl. Surftipp 7/2000)

Nicht alle möchten das heute noch hören. CONSTANZE TREUBER z.B. nicht mehr.

Aber für geschichtlich interessierte sind die Insulaner noch erlebbar - nämlich auf Tonträgern. Vor Jahren habe ich mir eine CD-Box gekauft, die noch lieferbar ist. JPC will die verkaufen und lobt sie natürlich auch:

die CD(s) die Mitwirkenden (aus dem Begleitheft)

weitere Links:

Ernst Schnabel

oben
1998 würdigte Deutschlandradio den Schriftsteller ERNST SCHNABEL mit einer langen Nacht. Ich zitiere die Begleitinformation im WWW:

    Interview mit einem Stern ... Eine Lange Nacht mit dem Weltenbummler ERNST SCHNABEL

    "Wir leben in einem Land und in einer Zeit der Massenmedien, die die Minderheiten der Neugierigen, der geisstig Aktiven, der Fragenden, der Zweifelnden, der Unersättlichen (was die Befriedigung hoher Ansprüche betrifft) einfach außer Betracht lassen." ERNST SCHNABEL schrieb dies - einer der (kulturellen) Größen des Rundfunks in Deutschland, maßgeblich beteiligt an der Gründung des legendären "Nachtprogramms im NWDR". Er war Wegbereiter des deutschen Hörspiel-Features, Autor von annähernd zwanzig großen Radioproduktionen, Dramaturg solch wirkungsreicher Stücke, wie WOLFGANG BORCHERTs "Draußen vor der Tür", Programmleiter der "Gruppe Wort" des NWDR, kurzzeitig sein Intendant - vor allem war er freier Schriftsteller. Seine Reisebücher, seine Romane, seine Erzählungen sind vergriffen. Seine dokumentarischen Rundfunkwerke indessen werden mit historischer Entfernung immer bedeutsamer. "Der 29. Januar 1947" und "Anne Frank - Spur eines Kindes" sind nur die bekanntesten jener Titel, die in dieser Klangreise durch das radiophone Werk ERNST SCHNABELs, eine Werkschau für die Ohren zur Erinnerung an einen der eigenwilligsten Kreativen des (derzeit jubilierenden) deutschen Rundfunks - arrangiert von KARL KARST


http://www.dradio.de/dlf/sendungen/langenacht/img/schnabel.jpg

Radio Bremen und NDR wiederholten das Experiment "Der 29. Januar" 1977. Im Aufruf hieß es:

Auch WOLFGANG BORCHERT "Draußen vor der Tür" wurde von SCHNABEL für den Rundfunk bearbeitet. Das Museumsmagazin des Hauses der Geschichte berichtet darüber:

Karl Eduard von Schnitzler

oben

Die folgende Zusammenfassung stützt sich hauptsächlich auf

HORST RÖRIG
'Hygiene im Äther' oder die verpaßte Realität
KARL-EDUARD VON SCHNITZLER und der 'Der Schwarze Kanal'

KARL-EDUARD VON SCHNITZLER ging am 07. Juni 1944 zu den Engländern über und durfte schon drei Tage später seinen ersten Beitrag bei der BBC in London sprechen. Als verantwortlicher Redakteur für die tägliche BBC-Sendung ”Hier sprechen deutsche Kriegsgefangene zur Heimat” lernte die Grundregeln für redaktionelles, journalistisches Arbeiten, wie die richtige Sprechweise und die psychologische Wirkung der Gestaltung von Radiosendungen. Im Juni 1945 begann er beim NWDR bzw. bei dessen Vorläufer in Hamburg als Kommentator und wechselte am 01. Januar 1946 als erster amtierender Intendant und Leiter der politischen Abteilung des NWDR nach Köln.

Der Spiegel schreibt über das Ende des "Schwarzen Kanals":

Weitere Links:

Peter von Zahn

oben

PETER VON ZAHN wirkte nur kurz, aber folgenreich im Düsseldorfer Studio des NWDR.

Er hatte von Hamburg aus seine Kenntnis der NRW-Politik bewiesen. In Düsseldorf wollte er der Verbürokratisierung entfliehen und geriet doch bald in das Kreuzfeuer der (CDU-) Politik, wie der WDR heute selbst berichtet (Der WDR in Düsseldorf Geschichte und Geschichten)


http://www.wdr.de/studio/duesseldorf/img/zahn_kl.jpg

Daß "Parteifreund" die Steigerung von "Feind" ist, zeigt sich daran wieder mal. VON ZAHN ist - wie CARSTEN RAVE in der Berliner Morgenpost berichtete, CDU-Mitglied und will es auch bleiben ("Der Partei muß geholfen werden.").

Im November 1950 reiste VON ZAHN in die USA. In einem Artikel, den ich inzwischen nicht mehr im WWW finde, wird seine Arbeit an einem Beispiel geschildert. Obwohl ich damit das Thema "Aufbau des Rundfunks in der Nachkriegszeit" verlasse, scheint mir der Inhalt das zu rechtfertigen.

Heute ist VON ZAHN mit dem Fernsehen unzufrieden:

Vgl. auch das "Tendenzen"-Gespräch mit PETER VON ZAHN.

Musik

oben

Obwohl der Aufsatz

Schlager und Politik, die sagen nicht ade
Populäre Musik nach 1945 in der Bundesrepublik und der DDR, Teil I · Von CHRISTINE WAGNER
Neue Musikzeitung 10/2000

so heißt, erfahren die LeserInnen dort auch etwas über Schlager in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Zur Nachkriegszeit schreibt die Autorin u.a.:

Auch der Musiker PAUL KUHN kann in diesem Zusammenhang genannt werden. Die Berliner Zeitung schreibt über ihn:

GERHARD WINKLER (*1906 +1977) war der Komponist der von CHRISTINE WAGNER erwähnten "Caprifischer". Er wird auf einer eigenen Homepage gewürdigt:

Ergänzend sei noch Die Musik: 10 Köpfe, die die Deutschen unterhielten genannt.

Hintergrundmusik: Choo2XG.MID

verzeihn sie, mein herr,
fährt dieser zug nach kötzschenbroda?
er schafft's vielleicht,
wenn's mit der kohle noch reicht.
ist hier noch platz,
in diesem zug nach kötzschenbroda?
das ist nicht schwer,
wer nicht mehr stehn kann, liegt quer.

ja, für geübte ist das reisen heute gar kein problem.
auf dem puffer oder trittbrett steht man bequem.
und dich trifft kein' fußtritt,
fährst du auf dem dach mit,
obendrein bekommst du dort noch frische luft mit!

morgens fährt der zug an papestraße vorbei,
mittags ist die fahrt nach halensee noch nicht frei.
nachts in wusterhausen
läßt du dich entlausen
und verlierst die koffer auch noch leider dabei.

so fährt man heut
von groß-berlin nach kötzschenbroda
und dann und wann
kommt man auch wirklich dort an.
nun stehn wir da,
der schöne traum vom reisen ist jetzt aus.
glück auf nach kötzschenbroda!
- aber ich bleib zuhaus.

pardon me, boy
is that the chatanooga choo-choo
track twenty nine,
boy, you can give me a shine,
i can afford
to board a chatanooga choo-choo,
i've got my fare
and just a trifle to spare.

you leave the pensylvania station 'bout a quarter to four,
read a magazine and then you're in baltimore,
dinner in the diner,
nothing could be finer
than to have ham n' eggs in carolina,
when you hear the whistle blowing eight to the bar
then you know that tennessee is not very far,
shovel all the coal in,
gotta keep it rollin'
woo, woo, chattanooga there you are.

there's gonna be
a certain party at the station
satin and lace
i used to call a funny face
she's gonna cry
until i tell her that i'll never roam,
|: so chattanooga choo-choo,
won't you choo-choo me home. :|

'Tschuldigen Sie, ist das der Sonderzug nach Pankow?
Ich muß mal eben da hin,
mal eben nach Ost-Berlin.
Ich muß da was klärn
mit Eurem Oberindianer:
Ich bin ein Jodeltalent
und will da spieln mit 'ner Band.

Ich hab' 'n Fläschchen Kognak mit
und das schmeckt sehr lecker.
Das schlürf' ich dann ganz locker
mit dem Erich Honnecker,
und ich sag': "Hej, Honni,
ich sing' für wenig money
im Republikpalast,
wenn Ihr mich laßt!"

"All die ganzen Schlageraffen dürfen da singen,
dürfen ihren ganzen Schrott zum Vortrage bringen.
Nur der kleine Udo,
nur der kleine Udo,
der darf das nicht,
und das versteh'n wir nicht."

"Ich weiß genau,
ich habe furchtbar viele Freunde
in der DDR,
und stündlich werden es mehr!
Erich, hej,
bist Du denn wirklich so ein sturer Schrat?
Warum läßt Du mich nicht singen
im Arbeiter-und-Bauern-Staat?"

"Hallo, Erich, kannst mich hören?
Hallololöchen, hallo!"

Towarischtsch Erich! Meshdu protschim, verchownij sowjet ne imeet nitschewo protiw gastrole Gospodina Lindenberga w GDR!

Nach dem zweiten Weltkrieg, 1945/46, hatte Kötzschenbroda den einzigen funktionstüchtigen Bahnhof im Umkreis von Dresden. So kam es, daß Fahrgäste von Berlin nach Dresden und Umgebung eben auf den "Zug nach Kötzschenbroda" angewiesen waren. Doch in dem Chaos damals war es gar nicht so einfach, den richtigen Zug ausfindig zu machen, geschweige denn, einen Sitzplatz zu bekommen

Heft 11 und 12 der "Nordwestdeutschen Hefte" des NWDR
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