WWW-Tipp der Woche 12/2000

Ich versprach vorige Woche, über die beiden Museen zu berichten, die ich noch in Kassel besuchte. Das Versprechen will ich auch halten, allerdings hatte ich nicht genug Zeit, noch mehr im WWW zu suchen und habe auch die Friedhofsfotos noch nicht einscannen können. Bitte habt noch etwas Geduld.

Kassel ist etwa auf halbem Weg zwischen Aachen und Berlin. Dorthin zu fahren und wieder zurückzukommen ist etwa so weit und zeitraubend, wie nach Berlin zu fahren. Da lag es nahe, diese interessante Stadt auf dem Weg nach Berlin zu besuchen. Das habe ich schon vor einem Jahr unternommen und damals auch nur wenige Ausstellungen besuchen können (schließlich bin ich erst nachmittags angekommen), und ähnlich erging es mir auch dieses Jahr. Außerdem wollte ich noch meine damalige Eintrittskarte für mehrere Staatliche Museen weiternutzen.

Die Übersicht "Sammlungen und Museen" der Stadt Kassel zählt diese Einrichtungen auf:

Dahinter stehen aber nur dürftige Informationen.

Naturkundemuseum im Ottoneum

Zunächst besuchte ich das Naturkundemuseum im Ottoneum.

Steinweg 2
34117 Kassel
Tel.: 0561 787-40 14
Fax: 0561 787-40 58
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10.00 - 17.00 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene 3,00 DM, Ermäßigt 2,00 DM /
Bei Sonderausstellungen: Erwachsene 6,00 DM, Ermäßigt 4,00 DM

    Das Naturkundemuseum oder Ottoneum wurde in den Jahren 1603 - 1606 im Stil der Renaissance von WILHELM VERNUCKEN erbaut. Auftraggeber war Landgraf MORITZ der Gelehrte, den Namen erhielt das Ottoneum nach seinem ältesten Sohn OTTO. Es ist das älteste, feststehende Theatergebäude in Deutschland. Im Laufe der Jahre wurde es mehrfach umgestaltet, u. a. baute es PAUL DU RY für Landgraf KARL 1696 zum Kunsthaus (Museum) um.

    Ab 1709 fand hier das Collegium Carolinum seine Aufnahme. Es war ein naturwissenschaftliches Kolleg.

    Seit 1884 befindet sich in dem Gebäude das Kasseler Naturkundemuseum.


http://www.kassel.de/kultur/assets/images/db_images/ottoneum.jpg


http://www.kassel.de/kultur/assets/images/db_images/ottoneum2.jpg

Ich hatte mir sonst nichts dabei gedacht, ausser die Zeit in Kassel optimal nutzen zu wollen. Das Fridericianum, daß ich danach besuchen wollte, hatte bis 20 Uhr geöffnet, war gleich gegenüber und konnte also warten. Naturkundemuseen gibt es auch anderenorts. Ich war schon im Zoologischen Forschungsinstitut und Museum König in Bonn (wo der Parlamentarische Rat tagte), im Schenkenbergmuseum in Frankfurt am Main, im Naturkundemuseum der Humboldt-Universität in Ostberlin und im Heineanum in Halberstadt. Naturkundeinformationen findet man zudem in jedem Heimatmuseum, meist über Tiere und Pflanzen der Gegend.

So konnte ich nur angenehm überrascht werden.

Besonders beeindruckend fand ich die Schildbachsche Holzbibliothek. Zwar soll sie in ihrer Zeit in ganz Europa berühmt gewesen sein, in heutigen Nachschlagewerken findet man aber nichts über den Biologen, der sie sammelte. Es handelt sich um über 2000 Holzkästen, die wie Bücher aussehen. Der Rücken ist aus Rinde, der Rest aus massivem oder zusammengesetztem Holz. Hinter einem verschiebbaren Deckel verstecken sich konservierte Pflanzen. Es sind nur etwa ein Viertel der "Bände" erhalten, die in einem abgedunkelten Raum, dessen Beleuchtung durch Bewegungsmelder eingeschaltet wird, stehen. Der Sammler verkaufte sie dem Landesherrn gegen eine Leibrente, obwohl dieser den Preis drückte und andere ausländische Angebote günstiger waren. Aber CARL SCHILDBACH war damals gesundheitlich angeschlagen - hat aber noch 20 Jahre gelebt, so wurde die Leibrente für den Landesherrn doch nicht so günstig.

Die älteste systematische Pflanzensammlung Deutschlands von Caspar Ratzenberger aus dem Jahre 1556 habe ich nicht so bewußt wahrgenommen. Ich glaube mich zu erinnern, daß man in dieser Abteilung auch alte Instrumente zeigte, mit denen in der frühen Neuzeit die Natur erforscht wurde.

In der zoologischen Abteilung steht das Skelett des "Goethe-Elefanten", das erste präparierte Elefantenskelett Deutschlands. Am Schädel dieses jungen asiatischen Elefanten hat Goethe seine vergleichend-morphologischen Untersuchungen über den Zwischenkieferknochen angestellt. Die Haut ist dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen. Innere Organe konnte man damals noch nicht so konservieren. Der Biologe, der den Elefanten präparierte, freute sich, dass nach dem Camel nun auch der Elefant gestorben sei. In der Tat war es eine sehr seltene Gelegenheit, ein solches Tier kennenzulernen. Leider war es damals wohl gerade sehr heiß, weshalb vieles schnell verweste.

Übrigens steht im Museum auch eine Duftorgel, mit der man Duft, Aussehen und Fakten über verschiedene Kräuter erkunden kann. Ich war aber erkältet und habe nicht viel davon gemerkt. Dafür hätte ich wohl gut Frauen unterscheiden können, denn das geht schlechter, wenn Männer riechen können. So berichtete jedenfalls der Tagesspiegel am gleichen Tag unter Berufung auf einen Artikel der Ärztezeitung vom Vortag: Der Duft des Eisprungs macht Männer blind!

Das Museum Fridericianum

Das Naturkundemuseum schloß um 17 Uhr, in wenigen Minuten war ich am Museums Friedericianum und versuchte wieder mit meiner Sammelkarte für die Staatlichen Museen hineinzukommen, was auch gelang, weil sich die Kassiererin irrte. Am Eingang zur Ausstellung "Die Geburt der Zeit" wurde ich aufgeklärt, aber durchgelassen, denn ab 18 Uhr wäre der Eintritt sowieso kostenlos gewesen.

Friedrichsplatz 18
34117 Kassel
Tel.: 0561 707270 oder 7072720
Fax: 0561 7072739
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag 10.00 - 18.00 Uhr; Donnerstag 10.00 - 20.00 Uhr
Geschlossen: Montag und Dienstag
Eintrittspreise: je nach Ausstellung
Führungen: Sonn- und Feiertags um 15.00 Uhr

    Kurzbeschreibung:
    1779 wurde von Simon Louis du Ry nach zehnjähriger Bauzeit als erster klassizistischer Bau in Deutschland das nach seinem Stifter benannte Museum Fridericianum vollendet. Es war das erste Museumsgebäude des europäischen Kontinents und hatte als Vorbild das "British Museum" in London. Die Einrichtung des Museums für alle Wissensgebiete wird von den sechs Figuren der Künste und Wissenschaften auf der Attika noch heute symbolisiert. Sie verweisen auf die wichtigsten Wissenschaften der damaligen Zeit. Von links nach rechts: Philosophie, Malerei, Architektur, Bildhauerei, Geschichtsschreibung, Astronomie. Der Landgraf hatte hier außerdem seine Schätze und Raritätenkammern untergebracht und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In das neue Museumsgebäude zog auch die 1580 als fürstliche Bibliothek gegründete Landesbibliothek ein, sie war später Wirkungsstätte der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm.

Mehr über die Geschichte des Gebäudes bei


http://www.documenta.de/museum/images/friz1840.jpg

Friedrich Appel:
Das Museum Fridericianum in Kassel
Lithographie, um 1840


http://www.kassel.de/kultur/assets/images/db_images/fridericianum.jpg

Über den Friedrichsplatz, im 18. Jahrhundert einen der größten Stadtplätze Europas, gibt es einen eigenen Text.

Heute steht auf dem Platz ein Karstadt-Warenhaus, das vor allem bei der Dachgestaltung Merkmale von Industriebauten aufnimmt, und trotzdem gut dorthin paßt. Vor allem abends war es mit zwei großen Fensterflächen ein schöner Anblick

.

Den Katalog zur Ausstellung "Geschichte der Zeit" habe ich schon verliehen und werde ich so schnell nicht wiedersehen. Vorher habe ich aber die Abbildung eines Exponates eingescannt, das mich besonders beeindruckte.

Taschenuhr "Brüder Bronnikow", Rußland, Wjatka, 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.

    Mit der Herstellung einmaliger Holzuhrwerke befaßte sich M.S. Bronnikow aus Wjaktka ab 1827. Die erste Uhr, an der er sechs Jahre arbeitete, wurde 1833 dem japanischen Kaiser geschenkt. In seinem Leben fertigte Bronnikow zwanzig derartige Uhren. Die Uhr gelangte in die Sammlung des Historischen Museums Moskau

Die Ausstellung war wohl auf Moskauer Anregung zustande gekommen. Deshalb zeigt sie auch viele Ikonen, die einen Bezug zur Zeitrechnung haben, etwa solche, die alle Tagesheilige eines Monats zeigen. Aber auch die "Zeitenwenden" 1800 und 1900 fanden breite Darstellung. Um 1800 war Napoleon I. der Held einer neuen Epoche und wurde nicht nur auf Bildern verherrlicht, sondern auch durch Uhren mit Napoleonstatuen.

Die Ausstellung ist inzwischen beendet, aber wenn ihr bei einem Besuch in Kassel noch den Katalog (56 DM) bekommen könnt, solltet ihr nicht zögern.

Über die Stadtgeschichte Kassels findet man ähnlich wenig wie über die Museen und Sehenswürdigkeiten. Es kommt zwar scheinbar alles Wichtige vor, aber für Leute die mehr wissen wollen (denen mehr wichtig ist), ist es zu wenig. Bei "Links" findet man nur Sponsoren und Werbepartner. Ein Skandal!

Immerhin hat es mich weitergebracht. Ganz oben stand klein "Kassel", dann kam ich zu www.sportworld.de und darüber zur Kunsthalle Museum Fridericianum. Geht das nicht einfacher? Über die Ausstellung "Die Geschichte der Zeit" habe ich leider weder bei den bisherigen noch bei den künftige Ausstellungen etwas gefunden. Ich vermute, das liegt daran, daß diese Ausstellung nicht im Kunst- und Dokumenta-Flügel des Museums stattfand, sondern im 1. Obergeschoß. Unten links war was über Kunstzeitschriften.

Im Stadtinfo findet ihr weitere Links. Mir gefiel am besten der Architekturführer Kassel, Preisträger beim Architekturpreis Internet 1997. Über seinen Inhalt heißt es:

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