der Jahrhunderte unentdeckt, angefordert geblieben oder als «unweiblich» verkümmert, unterdrückt worden sein. Ist es da ein Wunder, daß die großen Entdeckungen der Menschheit fast alle Männertaten waren?

Das herrschende Bild von der Frau ist stets ein Hohn auf das tatsächliche Leben von Millionen Frauen gewesen, die bei Strafe des Untergangs ihrer Familien den ihnen zugemessenen engen Lebensbereich durchbrechen, arbeiten gehen mußten, doppelt, dreifach ausgebeutet. Viele von ihnen entwickelten in sich Mut, Entschlossenheit, Willensstärke, «männliche» Tugenden. Die allermutigsten, entschlossensten Arbeiterfrauen stellten sich neben ihre in der sozialistischen Arbeiterbewegung kämpfenden Männer, begeistert von der Wahrheit, die sie - auch dank der Schrift über «Die Frau und der Sozialismus» begriffen hatten: Die Frau ist unterdrückt, seit es und solange es Privateigentum an den Produktionsmitteln gibt, das sie in ökonomischer Abhängigkeit hält. Die Revolution der Arbeiterklasse wird Schluß machen mit dem Privateigentum an den Produktionsmitteln. Damit wird sie zugleich Schluß machen mit aller Ausbeutung und Erniedrigung des Menschen durch den Menschen, und eins der schönsten Ergebnisse der proletarischen Revolution wird die Gleichberechtigung von Männern und Frauen sein.

In den beiden letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts begann infolge des Erstarkens der Arbeiterbewegung und auch unter dem Einfluß der proletarischen Frauenbewegung die massenhafte Beteiligung der Frauen an den Kämpfen der Sozialdemokratie. In allen Klassenschlachten standen sie an der Seite der Männer, und obgleich Frauen kein Wahlrecht hatten, waren sie unermüdlich und ideenreich in den Wahlkämpfen dieser Zeit. Die große Aktivität der Arbeiterfrauen, ihre Opferbereitschaft, ihr wachsendes Selbstbewußtsein bezeichnete Clara Zetkin in einem leidenschaftlichen Artikel der Frauenzeitschrift «Gleichheit» als «Zeichen

der Morgendämmerung». Aber es waren noch viele Kämpfe zu bestehen, Fehlschläge, Niederlagen, Verrat und Krieg zu überwinden, bis wirklich der Morgen kam.

Die Schüsse der «Aurora» verkündeten auch den Beginn der Befreiung für die Frau auf einem Gebiet der Erde, auf dem sie am meisten niedergedrückt, am meisten entrechtet, am meisten ausgebeutet gewesen war. «Das Huhn ist kein Vogel, und die Frau ist kein Mensch ...», sagte ein russisches Sprichwort. 83,4 Prozent aller Frauen und Mädchen des riesigen Zarenreiches im Alter von 9 bis 49 Jahren konnten nicht lesen und schreiben.

Am schwersten war das Schicksal der Frauen Mittelasiens und Transkaukasiens, «Fünf Herren hatte die Frau des russischen Orients über sich: Gott, den Khan, den Bei, den Mullah und den Ehemann. Ein schwarzer Schleier trennte sie von der Welt, ungestraft konnte sie wie eine Sache verkauft werden ...»

Dieses «Erbe» übernahm die Sowjetmacht. Man muß das Leben der Frau im alten Rußland vor Augen haben, um zu verstehen, welche gigantische Leistung hinter solchen nüchternen Nachrichten steht: Heute - es ist noch kein Menschenalter vergangen - ist jeder dritte Ingenieur des an Ingenieuren reichsten Landes der Erde eine Frau. Heute sind 40 Prozent aller in der Wissenschaft Tätigen Frauen, 72 Prozent der Ärzte, 71 Prozent der Lehrer. Jedes dritte Mitglied des Obersten Sowjets der UdSSR ist eine Frau ... Und das böse Sprichwort ist nur noch eine bittere Erinnerung. Wahrhaftig - einen Weg ohnegleichen hat die sowjetische Frau in einem halben Jahrhundert zurückgelegt.

Daß auch wir in der DDR heute aus dem Zukunftsbild des Arbeiterführers August Bebel Wirklichkeit machen können, verdanken wir vor allem dem Kampf von Millionen sowjetischer Menschen, die unter blutigen Opfern den Hitlerfaschismus zerschlugen und damit die Voraussetzungen für den größten Sieg in der Geschichte der deutschen Arbeiterbe-

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