«Das Wort "Mutter" ist im Deutschen wie im Russischen gleichermaßen gefühlvoll, verständlich und einprägsam. Deshalb habe ich damals das Weinen des kleinen deutschen Mädchens verstanden. Es rief nach seiner Mutter, die, von einer faschistischen Kugel getroffen, neben ihm lag. Zum Überlegen blieb keine Zeit. In 10 Minuten würde unsere Artillerie den Angriff einleiten. Unter dem Feuer der Scharfschützen aus Hitlers "SS-Leibstandarte" kroch ich durch die Todeszone und brachte das Mädchen in Sicherheit.» Das, was der ehemalige Obersergeant Nikolai Massalow schildert, geschah am Mittag des 30. April 1945 an der Potsdamer Brücke über dem Landwehrkanal in Berlin. Es fand künstlerische Gestalt in der Figur des Sowjetsoldaten auf dem Treptower Ehrenmal, der in der rechten Hand das Schwert, auf dem linken Arm ein Kind trägt... Millionen Menschen aus aller Welt kennen dieses Denkmal, Schulkinder wie Veteranen legen Blumen an ihm nieder, derer gedenkend, die Deutschland vom Faschismus befreiten. Schriftsteller schrieben Erzählungen über den Soldaten auf dem Piedestal. Wirklichkeit mischte sich mit Legende. Bis in den Anfang 1964 in der Sowjetunion veröffentlichten Aufzeichnungen Marschall W.Tschuikows «Das Ende des Dritten Reiches» zum erstenmal der Name Nikolai Massalow genannt wurde. Ein Korrespondent der Kemerowoer Gebietszeitung «Kusbass» fand auf Grund dieser Hinweise den Mann, der zu bescheiden war, über seine Tat zu sprechen. Er sei ein Soldat gewesen wie andere |
auch, sagte Nikolai Massalow. Als er, während des Kampfes um die Seelower Höhen Kommunist geworden, als Fahnenträger seines Regiments nach Berlin kam, hatte er einen 2000 km langen Weg von den Ufern der Wolga zurückgelegt. Jetzt blieben ihm noch 400 Meter bis zu Hitlers Reichskanzlei, die von SS-Leuten der «Leibstandarte» verteidigt wurde. Vor dem Landwehrkanal bereitete sich seine Einheit auf den Sturmangriff vor. Irgendwo hinter ihm wurden Granatwerfer in Stellung gebracht. Artilleristen luden ihre Geschütze. Die letzten Koordinaten wurden bestimmt. Stille trat ein, wie immer in den letzten Minuten vor dem Kampf. Nikolai Massalow |
Feierliche Kranzniederlegung von Komsomolzen und FDJlern anläßlich des 30. Jahrestages der Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus am 7. Mai 1975 am sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow |