Ich habe bei EBAY viele Briefumschläge erstanden, die offenbar für Ersttagsbriefe gedacht, aber nicht mit Marken versehen waren. Da ich kein Briefmarkensammler bin, hat mich das überrascht, aber inzwischen weiß ich:
Die Schmuckumschläge kann man einige Zeit vor dem Erstausgabetag beim Briefmarkenhändler kaufen und selber mit Marken versehen oder man kann sie gleich fix und fertig kaufen. Einige Postverwaltungen geben aber eigene Schmuckumschläge für Ersttagsbriefe heraus, z. B. Schweden. In Deutschland gab es solche amtlichen FDC nur in der DDR und in Berlin.
Im innerdeutschen Postkrieg, über den JAN ROSENKRANZ im Freitag berichtete, spielten Ersttagsbriefe eine wichtige Rolle.
Im August 1971 gab beispielsweise die Post der DDR eine Sondermarke heraus, die das Brandenburger Tor plus Grenzsoldat zeigte und die Aufschrift »13. August 1961 - 1971« trug. Mit ihr frankierte Briefe wurden von der Bundespost mit der Begründung ins Ursprungsland zurückverfrachtet, der Brief verstoße gegen § 13, Absatz 1, Nummer 3 der Postordnung. Danach sind »Sendungen mit Vermerken politischen oder religiösen Inhalts auf der Aufschriftseite von der Postbeförderung ausgeschlossen«. Schließlich dürfe sich die Bundespost »nicht dazu missbrauchen lassen«, Sendungen zu befördern, die sie »in Verdacht bringen, die politische und religiöse Neutralität zu verletzen.« Vor allem die für Sammler interessanten Ersttagsbriefe waren davon betroffen, prangte doch auf ihnen zusätzlich die Losung: »10 Jahre antifaschistischer Schutzwall - 10 Jahre sicherer Schutz des Friedens«.
Letztmalige Verschärfung im Zustellverhältnis deutete sich im August 1986 an, als das DDR-Ministerium für Post und Fernmeldewesen auf Geheiß der Partei- und Staatsführung zum »25. Jahrestag des antifaschistischen Schutzwalls« erneut eine Sondermarke ausgab. Motiv: »Mitglieder der Kampfgruppen der Arbeiterklasse und der Freien Deutschen Jugend vor dem Brandenburger Tor«. Doch Bundespostminister SCHWARZ-SCHILLING kündigte dieses Mal ein »Ende der philatelistischen Grabenkriege« an und setzte durch, dass nur die Ersttagsbriefe postwendend zurückgehen werden. Immerhin 4.200 Stück. Man wolle nicht mehr dazu beitragen, dass »die Mauer zu einer philatelistischen Rarität« werde. Die Ständige Vertretung der DDR verwahrte sich dagegen.
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Meine Sammlung enthält nur wenige Briefe mit Marken, deshalb war sie auch besonders billig. Da ich kein Philatelist bin, können mich auch die Umschläge erfreuen. Alle hier gezeigten Ausschnitte habe ich mit 100 dpi und 100 % Auflösung gescannt, dann auf 70 % der Größe verkleinert und scharfgezeichnet. Zum Vergleich zeige ich hier einen Umschlag mit angelegtem Lineal: