27.6.2011: Während ich diese Propagandaschrift einscanne, diskutiert man bei ANNE WILL über die Griechenlandhilfe, und der Börsenexperte DIRK MÜLLER kritisiert den FDP-Politiker OTTO FRICKE, der sich gerade (bei 35:02) rausreden wollte, niemand in der Welt sei mit Allwissen gesegnet, mit dem Hinweis:
"Wenn Sie sich eine Blaupause von der Deutschen Bank schreiben lassen, wie Ihr Gesetz auszusehen hat oder ihre Vorlage auszusehen hat, wie der Monitor vor einer Woche berichtet hat, dann ist das ein Skandal. Ihre Aufgabe wäre es, das Fachwissen ins Parlament zu holen, das Fachwissen in Ihre Abteilung zu holen und es nicht bei denen abzuholen, über die Sie richten." (bbei 35:30)
Originellerweise beschäftigt sich auch das eingescannte Heft mit dem Thema und zitiert auf Seite 9 angeblich den Spiegel vom 10.1.1971. Da kann ich doch mal nachsehen. Solide war die DDR-Propaganda jedenfalls nicht, denn es ist der SPIEGEL 4/1971 vom 18.1.1971, der unter dem Titel "Macht ohne Kontrolle. Banken in Deutschland" das Thema behandelt. Abgesehen davon wird der Spiegel aber ohne entstellende Tendenz korrekt zitiert, und auf S. 24 auch das richtige Datum angegeben.
Völlig korrekt zitiert ist dann auf S. 11 der SPIEGEL 36/1972 vom 28.8.1972, der unter dem Titel "Wie das alles hier so läuft" über ein Treffen von Unternehmern nach dem Wechsel des Bundesfinanzministeriums von KARL SCHILLER zu HELMUT SCHMIDT berichtet
Um sich für die Begegnung mit dem vermeintlichen Inflationsfreund und Marktwirtschafts-Gegner SCHMIDT zu wappnen. forderte einer der Teilnehmer die Größen der deutschen Wirtschaft zu einem schlichten Gewissensquiz auf: Mann für Mann mußten die 16 Geladenen erklären, ob sie für Stabilität oder Wachstum seien. Die Mehrheit der Wachstumsgewinnler votierte für Stabilität.
Als sich die Runde anschickte, Krokodilstränen über den abgetretenen KARL SCHILLER zu vergießen und seinen Nachfolger SCHMIDT unternehmerfeindlicher Neigungen zu verdächtigen, war es selbst Flick-Teilhaber OTTO A. FRIEDRICH zuviel: "So kann man das nicht sagen. Ich kenne SCHMIDT seit über 20 Jahren. Bei dem ist das eine Frage der Lebenserfahrung. Und mit Unternehmen hat der mehr lebensnahe Erfahrungen als der Professor."
...Allein Industriefreund HELMUT SCHMIDT, dem die SPD am vergangenen Donnerstag als Nachfolger SCHILLERs im Parteipräsidium den bürgerlichen Genossen JOCHEN VOGEL anstelle des von den Jusos favorisierten linken ERHARD EPPLER zur Seite stellte, kann nach den Plänen BRANDTs die Blockade [der Unternehmer, N.S.] durchbrechen.
Leider kann man bei der schlechten weil unübersichtlichen und lückenhaften Bundestagshomepage erst die Drucksachen und Protokolle ab der 8. Wahlperiode abholen (vgl. Ärgernis), man sollte sich ein Vorbild an SPIEGEL, ZEIT, Elsevier oder Playboy nehmen. So muß ich dem Zitat HELMUT SCHMIDTs aus der Bundestagssitzung vom 28.11.1965 auf S. 11 f mal glauben und feststellen, daß der eingangs zitierte Vorwurf, Regierung und Parlament holten sich das Fachwissen von den Banken, nichts Neues beschreibt:
Völlig korrekt zitiert die DDR-Propagandaschrift auf S. 24 auch den SPIEGEL 31/1969 vom 28.7.1969 (Titelgeschichte "Paradies der Reichen - Vermögensbildung in Deutschland"). Daher lohnt sich die Lektüre wohl auch heute noch, wenn man auch keine demokratische Lösung der Probleme darin findet.
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