Ein Nähmaschinenmeister zeigt in Aachen in seinem Geschäft am Steffensplatz diese selbstgefertigten Modelle zur Geschichte des Nähens. Ich zitiere auch seine Erläuterungen.
Der Engländer THOMAS SAINT, von Beruf Drechsler und Tischler, schuf eine Maschine, auf der er Schuhe nähte. Zum Nähen verwendete er eine Hakennadel. Vorher stach eine Ahle das Loch in das harte Leder. Der Schuh wurde auf einem Holzkasten festgespannt. Durch Drehen an einer Kurbel bewegten sich Nadel und Ahle. Gleichzeitig wanderte der Schuh um Stichlänge weiter. Sein Versuch mißlang. Das Leder war zu hart, so daß die Nadel zu oft brach. Die Schuhhersteller lehnten seine Maschine ab. |
Der Deutsche BALTHASAR KREMS aus Mayen/Eifel, von Beruf Stricker, schuf eine Maschine zur Herstellung von Zipfelmützen, da sich seit der Revolution i Frankreich eine Zipfelmützenwelle ausgebreitet hatte (Jakobinermützen). Um dem Bedarf gerecht zu werden, ersann er die Maschine für seinen eigenen Gebrauch, verheimlichte sie anderen und benutzte sie Zeit seines Lebens. Er spannte die Mütze auf einen Stachelkranz, setzte die Maschine mit Fußbetrieb in Bewegung und nähte den Saum der ganzen Runde nach. Seine Nadel hatte das Ohr nahe der Spitze. |
Der Franzose BARTHOLOMÄUS THIMMONIER aus Lyon, von Beruf Seidenweber, erdachte eine Maschine, die sowohl zum Nähen als auch zum Besticken von Uniformen geeignet war. Auch seine Maschine hatte Fußbetrieb, aber in der Art, daß beim Niedertreten des Pedals jeweils ein Stich genäht wurde. Das Nähgut wurde mit der Hand weitergeschoben. Als Nadel verwendete er eine Hakennadel. Da die Maschine gut nähte, bestellten die französischen Militärwerkstätten 80 Maschinen. Diese wurden von den Pariser Schneidern zerstört, da sie befürchteten, arbeitslos zu werden. |
Der Österreicher JOSEF MARDERSPERGER, von Beruf Schneider, baute eine Maschine, die sowohl Sticken als auch Nähen konnte. Seine Maschine hatte zwei ohrspitzige Nadeln, die von unten nach oben stachen. Er setzte das ganze auf ein Tretgestell, so daß der Stoff über die Maschine gelegt wurde und das Nähwerk auf Schienen seitlich wanderte. Da die beiden Fäden sich nicht von alleine verknüpften, mußte er mit einem dritten Faden mit der Hand die Verknüpfung vornehmen. Seine Konstruktion scheiterte an dem zu langsamen Nähvorgang. Die Naht war außerdem nicht fest genug. |
Der Amerikaner ELIAS HOWE, von Beruf Mechaniker, ersann eine Maschine, die mit zwei Fäden und einer Nadel mit einem Ohr nahe der Spitze (wie KREMS) nähte. Das besondere, neue war, daß der zweite Faden, auf einer Spule aufgewickelt, in einem Schiffchen lag. So wurde der bis heute übliche Steppstich genäht. Die Konstruktion erwies sich als nützlich: sie ist bis heute die Grundlage aller Haushaltsnähmaschinen. |