Der DLF, Malala Yousafzai und Lamya Kaddor

Das Attentat auf Malala Yousafzai"
Lamya Kaddors Beurlaubung
Fazit

Das Attentat auf Malala Yousafzai

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Seit sie 2014 den Friedensnobelpreis erhielt, kennen hoffentlich alle MALALA YOUSAFZAI. Bekannt wurde sie außerhalb ihrer Heimat durch den Mordanschlag auf sie, als sie 14 war. Dieser Mordanschlag war den DLF-Nachrichten aber keine Meldung wert. Deshalb fragte ich eine Woche später nach:

Betreff: Nachrichten
Datum:  Tue, 16 Oct 2012 02:53:43 +0200
An:    hoererservice@dradio.de

Sehr geehrte Damen und Herren,

vorigen Mittwoch (10.10.) sah ich morgens auf CNN einen Bericht über die 14jährige Bloggerin MALALA YOUSAFZAI, die sich in Pakistan dafür einsetzt, dass Mädchen zur Schule gehen und die dafür von Taliban bei einem Mordanschlag durch Kopfschuß schwer verletzt wurde. Seither wird in anderen Medien (CNN, BBC, NOS, France24) fast täglich über weitere Entwicklungen (nun demonstrieren auch Jungs dafür; dass Mädchen Schulbildung erfahren; Interview von CHRISTIANE AMANPOUR mit der pakistanischen Außenministerin HINA RABBANI KHAR; Opfer wird zur medizinischen Behandlung ins UK geflogen). Im DLF erfahre ich ausweislich der mir als Email zugesandten Nachrichten darüber lange nichts, erst am 15.10. meldet man ohne Nennung irgendeines Namens:

Das ist ausgesprochen dürftig! Was hat man sich dabei gedacht? Und warum ist es so formuliert, als ob andere Meldungen vorausgegangen seien?

Mit freundlichen Grüßen
Norbert Schnitzler

Darauf bekam ich gleich eine automatische Empfangsbestätigung:

Dass auch bei HörerInnen großes Interesse an einer Rückmeldung besteht, scheint der DLF aber nicht so selbstverständlich zu finden. Jedenfalls antwortete man mir nicht weiter.

Zum Jahresende entdeckte ich aber auf der Homepage einen Meldung über vergessene Themen und erinnerte mich an die vergessene Antwort. Deshalb mailte ich am 22.12.2012 19:21:

Das war eine Anspielung auf einen Sprengsatzfund, der kurz vorher im erwähnten Bahnhof gemacht wurde. Siehe Wikipedia

Diese erneute Anfrage bekam im nächsten Jahr dann die Antwort, die ich verstanden habe, denn der entscheidende Satz war rot formatiert:

Weitere Antworten bekam ich natürlich nicht. Für mich war danach klar, dass ich dem DLF nie mehr zu einer Sendung eine Frage oder einen Hinweis schicken würde. Ich spekuliere nicht über die Ursache der seltsamen Malalaberichterstattung, denn mir fehlt die Fantasie, mir vorzustellen, dass der DLF daran ein Interesse hatte.

Das ist beim nächsten Beispiel von 2016 allerdings anders. Da spekuliere ich im Konsens mit einigen MedienkritikerInnen gerne über die Ursachen.

Lamya Kaddors Beurlaubung

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Die liberalmuslimische Buchautorin LAMYA KADDOR wurde am 29.9.2016 sowohl in allen Nachrichtensendungen die ich während der "Informationen am Morgen" hörte als auch in dieser Sendung erwähnt. Sie war zwar nicht Opfer eines salafistischen Anschlags geworden wie die pakistanische Bloggerin, was man diesen Fanatikern durchaus zutrauen könnte, denn Kritik vertragen sie nicht, aber sie vertrug offenbar auch nicht mehr viel und hatte sich beurlauben lassen. Neben ihrer publizistischen Produktion verdient sie sich noch etwas mit Schulunterricht dazu.

Der DLF hat offenbar als einer der ersten davon erfahren und lässt sie von TOBIAS ARMBRUSTER interviewen.

Sie sollte Leute, die sie mit Klarnamen bedrohen, anzeigen. Ob sie das getan hat, bleibt unklar, aber sie behauptet immerhin:

Nun ja, ich habe sie auch nicht ernst genommen und hielt ihre Beurlaubung aus dem Schuldienst schon deshalb für erfreulich, weil vorher mehrere ehemalige Schüler als Jihadisten in den Nahen Osten gezogen waren. Ich hatte außerdem gesehen, wie schrecklich ihr Unterricht war.

Sollte aber eine Anstalt, die der Beurlaubung so wichtig war, dass auch Chefredakteur RAINER BURCHARDT sie kommentierte (mir nicht wichtig und nun nicht mehr online), nicht auch melden, wenn die Muslimin wieder an die Schule zurückkehrt? Davon habe ich aber nichts bemerkt, bis im Wochenendjournal am 18.11.2017 aktuelle Originaltöne aus ihrem Unterricht auftauchten, als wäre überhaupt nichts dazwischen passiert. Vermutlich war es Fristablauf bei Beurlaubung für ein Jahr, der sie an die Schule zurückbrachte. Aber muss sie dann gleich wieder ins DLF-Programm?

Ich versprach oben eigene Spekulationen darüber. Die naive ist, dass der DLF etwas nicht bemerkt hat. Das glaube ich schon im ersten Fall nicht. Realistischer ist, dass er etwas nicht für meldenswert hielt. Ein Attentat in einem Staat, in dem fast täglich Attentate passieren (ich habe einen deutschsprachigen Google Alert für "Attentat Pakistan" eingerichtet und der liefert schon viel), mag am selben Tag falsch eingeschätzt werden. Dann meldet man aber nicht am nöchsten Tag "Übrigens, gestern haben wir etwas vergessen".

Warum sollte der DLF nicht die Rückkehr LAMYA KADDORs gemeldet haben wollen? Es würde "unnötig" Aufmerksamkeit darauf lenken, dass er sich bei der Beurlaubung instrumentalisieren ließ, und es würde wohl auch bekannter, dass LAMYA KADDOR mit dem DLF-Nachrichtenredakteur THORSTEN GERALD SCHNEIDERS verheiratet ist. Da liegt ein Zusammenhang nahe, aber darauf kommen nur so böse Portale wie die "Achse des Guten" und "Tichys Einblick".

HENRYK M. BRODER ist ein Lieblingsgegner KADDORs und der einzige, den sie im Interview erwähnt und beschuldigt, obwohl er ihr nur Spott, und nicht Morddrohungen entgegenschleudert.

Unter dem Titel "LAMYA KADDOR: Die brave Frau denkt an sich selbst, bis zuletzt!" vergleicht er die Gefahr für die SchülerInnen, die die Lehrerin schützen wollte, mit der für die LeserInnen, die die Autorin gerne (oder rücksichtslos?) in ihren Lesungen empfängt. Auch lehne sie die Verantwortung für ihre jihadistischen Ex-Schüler ab, da diese sich erst viel später radikalisiert haben, behauptet aber eine Verantwortung BRODERs, MÖNCHs (FAZ-Redakteurin) und GIORDANOSs (schon 2014 gestorben) für die aktuellen Hassmails. Dann vermutet BRODER wirtschaftlische Interessen:

BRODER erwähnte aber ihren Ehepartner nicht. SOFIA TAXIDIS füllt BRODERs Lücken aus:

In den Sendungen mangelt es nicht an meist völlig überflüssigen Hinweisen, dass ein Interview vor der Sendung aufgezeichnet wurde, aber das wird verschwiegen!

Fazit

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Der Deutschlandfunk galt als Qualitätsmedium. Ich höre ihn immer noch am häufigsten. Mit Podcasts verschiedener Sender, auch wenn sie nicht über UKW zu empfangen sind, und mit Internetradio ist meine Situation als Hörer wahrscheinlich besser als früher, als ich mich meist über die Entwicklung des WDR ärgerte. Seine Reputation verliert der DLF aber schleichend. Die hier genannten beiden Beispiele belegen das.

Die 2014 und verstärkt nach der Flüchtlingskrise 2015 gestartete "Lügenpresse"-Kampagne hat aber auch beim DLF Spuren hinterlassen. Er ließ Hörer unter der Überschrift "Hörerwelten" zu Wort kommen. Und der Intendant berichtete beim 3. Kölner Forum für Journalismuskritik:

Wenn das aber nur dazu führt, dass man sich selbst nach kurzen Zweifeln wieder ganz toll findet, weil man nun auf HörerInnen hört, wird die nächste patzige Reaktion wie im Fall MALALA auch nicht lange ausbleiben. Ich teste es nicht mehr. Dann berichte ich es lieber gleich hier, statt wie nun über den Versuch eines Dialogs mit den vorher kontaktierten Medien zu berichten. Das Verhalten beobachtet auch JULIAN BEYER:

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