1990 in Thüringen

Im Juni 1990 besuchte ich eine Rentnerin in Eisenach, die ich während meines Zivildienstes in Aachen kennengelernt habe, als sie mit einer Freundin aus Wutha (auch Thüringen) einen behinderten Bekannten besuchte und als sie zu dritt mit dem Behindertenfahrdienst zum Drachenfels fuhren. Eisenach erkundete ich allein, nach Gotha und Erfurt (und natürlich Wutha) führte sie mich.

In Eisenach gab es eine Gedenkstätte zur Erinnerung an den Eisenacher Parteitag, die ich natürlich besuchte. Beim Eisenacher Parteitag war 1869 ein Programm verabschiedet worden, das sich an die von Marx verfaßten Statuten der Internationalen Arbeiter-Association anlehnte.

Die Gedenkstätte "Eisenacher Parteitag 1869"

sw-Abbildungen stammen aus:
Dietz Verlag [Ost-]Berlin 1975
Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED

Interessanter aber war die "Gedenkstätte Gothaer Parteitag 1875", Gotha, Straße der Pariser Kommune, die aber eher eine Gedenkstätte für Marx' Kritik am Gothaer Programm war. In deren Räumen hatten sich verschiedene Richtungen (Eisenacher und Lassalleaner) der Sozialdemokratie vereinigt und ein weniger revolutionäres Programm verabschiedet (eher die Linie Lassalles). Marx kritisierte "Lassallesche Phrasen", "vulgärdemokratische Forderungen" und eine "Anzahl kommunistisch sein wollender Sätze, meist dem 'Manifest' entlehnt", die zu "haarsträubenden Blödsinn" umredigiert worden seien.


Geschichte der Gedenkstätte "Gothaer Parteitag 1875"

In diesem Gebäude, dem ehemaligen Gasthaus "Tivoli" in Gotha, fand 1875 der Vereinigungskongreß der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands statt.

Nach der Wende hatte sich dort wohl die Thüringer SPD bzw. SDP neu gegründet und Willy Brandt war schon zu Gast gewesen, wie Fotos bewiesen, die ihn dort neben Ibrahim Böhme zeigten.

Soviel Interesse, wie ich zeigte, war man schon nicht mehr gewohnt und so kam ich mit einer dort beschäftigten Frau ins Gespräch. Erst schenkte sie mir nicht mehr ausliegende alte Publikationen (mit Einträgen von Brigaden und Schulklassen in das Gästebuch und der Selbstverpflichtung der Museumsleute zum SED-Parteitag auf dem Kurs der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik oder so ähnlich) und öffnete sich mir1), Dann nahm ich sie noch im Mercedes mit und sie führte mich noch zu einer verbitterten Rentnerin, deren Rente nicht mehr ausreichte und die froh war, ihre Stalin-Werke verkaufen zu können.

In diesem Gebäude, dem ehemaligen "Kaisersaal" in der Futterstraße in Erfurt, fand 1891 der Parteitag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands statt.

Ich versuchte auch noch die Gedenkstätte Erfurter Parteitag zu besuchen, aber dessen Gebäude war eine Baustelle ("Rekonstruktion"). Dort war 1891 nach dem Fall des Sozialistengesetzes ein neues Programm verabschiedet worden, bei dem die Kritik Marx' am Gothaer Programm vor allem im von Kautsky verfaßten "grundsätzlichen" Teil berücksichtigt wurde.

Ruinen in Eisenach 1990


  1. nur bzgl. politischer Anschauungen und Erfahrungen. Leider habe ich wohl in der DDR einiges verpaßt, wenn ich lese, was Leander Haussmann erfahren hat:
    von:
    ots.emailservice@newsaktuell.de
    Sonntag, 26. September 1999 09:03
    Leander Haussmann: DDR-Frauen hatten in puncto Sex mehr Übung

       - Querverweis: Bild wird über obs versandt

       Hamburg (ots) - Eine ungewöhnliche Einschätzung der ehemaligen DDR hat jetzt der Bochumer Theaterintendant Leander Haussmann in einem Interview mit dem Männermagazin Playboy gegeben. Haussmann: "Was die DDR noch war außer Mauer, Stasi und Zentralkomitee? Ein Schlaraffenland. Man mußte nicht arbeiten und konnte trotzdem leben."

       Haussmann, dessen Kinodebüt "Sonnenallee" in der ehemaligen DDR spielt, beschreibt die DDR als totale Hippierepublik, in der vor allem in puncto Sex mehr lief als im Westen. Haussmann: "Ein Freund erzählte mir, in der DDR hätte er bis 1989 mit 100 Frauen geschlafen. Und seitdem nur mit zehn aus dem Westen. Neun hatten keine Ahnung von Sex."

       Auf die Frage, ob Frauen aus dem Osten also doch besser im Bett seien, sagte Haussmann: "Sie hatten mehr Übung. Im Westen läuft das so: Man geht in eine Bar, trifft jemanden und muß jetzt erst die Distanz zur Wohnung überwinden, in die man die Frau abschleppt. In der DDR gab es keine Bars. Man war schon in der Wohnung. Praktisch".

    ots Originaltext: Playboy
    Im Internet recherchierbar:
    http://www.newsaktuell.de

    Rückfragen an:
    Chefredaktion Playboy
    Peter Lewandowski
    Tel.: 089/6786-7400

    ungekürzt zitiert

 

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